10 Geheimtipps für brillante Dialoge

10 Geheimtipps für brillante Dialoge

Natürlich ist das überspitzt, macht aber hoffentlich klar, dass man an der Wortwahl schon unglaublich viel von der Figur erkennt. Nutze das!

3. Dialekt und Co.

Dialog, wie der Schnabel gewachsen ist.

4. Zeichensetzung

Wie schreibt man einen Dialog?

Auch wenn Roman Schreiben selten etwas mit dem zu tun hat, was wir mal in der Schule gelernt haben, bei der Zeichensetzung ist das Gelernte dann doch wichtig. Aber, oh je, dann gab es ja auch noch die Rechtschreibreform und seither ist alle etwas anders. Damit es keine Unsicherheiten mehr gibt, hier die korrekte Schreibweise. Da lohnt es sich, die richtige Schreibweise einmal richtig zu verinnerlichen. Dann muss man später deutlich weniger korrigieren.

Dialog schreiben Beispiel: Jeder neue Sprecher erhält eine neue Zeile.

„Hallo“, sagte er.
„Wie geht’s dir?“, fragte sie.
„Mir geht es gut.“
„Mir geht es auch gut“, erwiderte sie.

Falsch: „Mir geht es auch gut.“, erwiderte sie.

Punkt, Ausrufezeichen und Fragezeichen stehen innerhalb der Anführungszeichen. Das Komma folgt nach den Anführungszeichen und vor fragte/sagte/antwortete etc.! Wenn ein „sagte er/sie“ folgt, muss ein Komma nach den Anführungszeichen stehen. Das gilt auch, wenn ein Ausrufezeichen oder Fragezeichen im Dialog vorkommen. Aber Achtung: Einen Punkt am Ende der gesprochenen Worte setzt man nur, wenn fragte/sagte/antwortete etc. nicht folgt.

Prüfe, ob der Sprecher der Dialogzeile klar erkennbar ist. Wenn nicht, erwähne ihn namentlich. „Hallo“, sagte Matthias. Oder noch besser: „Hallo.“ Matthias hob zur Begrüßung die Hand. Dazu aber mehr unter Punkt 10 „Bühnenaktion“.

5. Schule ade!

Dialoge schreiben mit sagte, fragte, antwortete, erwiderte

Damit kommen wir zu einem der häufigsten Probleme, die ich kenne: Die Schule hatte ich ja schon erwähnt. Was man dort lernt, ist leider nicht immer sinnvoll fürs Roman Schreiben. So auch die Übung, möglichst unterschiedliche „Inquitformeln“ zu verwenden. Gemeint ist, dass man viele Verbvarianten von sagte und fragte verwendet, wie flüsterte, schrie, plapperte, zischte usw.

Das ist aber totaler Quatsch für deinen Roman!

In einem Roman Dialoge schreiben heißt, nicht beweisen zu wollen, wie gut man sich ausdrücken kann. Es geht nur darum, den Leser zu begeistern und in die Geschichte zu ziehen. Das bedeutet, dass er in den meisten Fällen nicht wissen muss, wie etwas gesagt wurde, sondern was! Es ist nicht langweilig, häufig “sagte” zu verwenden. Man muss hier nicht für den Leser Abwechslung hinein bringen! Das Tolle an sagte, fragte, antwortete, erwiderte ist: Man überliest es und konzentriert sich weiter voll auf das, was gesagt wurde.

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Natürlich gibt es einige Fälle, in denen es Sinn macht, den Fokus auf das Wie zu legen. Zum Beispiel, wenn jemand aufschreit, obwohl er leise sein sollte, oder überraschend piepsig redet, obwohl er ein Muskelprotz ist.Falls du es nicht glaubst, dann zähle mal in beliebten Romanen nach, wie oft da auf zwei, drei Seiten „sagte“ steht. Wenn es dir trotzdem nicht gefällt so oft „sagte“ zu schreiben, dann warte Punkt 10 ab. 🙂

6. Subtext

Subtext für gute Dialoge

Subtext ist das, was zwischen den Zeilen steht. Also das, was gemeint ist, aber nicht ausgesprochen wird. Ein tolles Mittel zum Manipulieren von Figuren, aber auch, um Missverständnisse und Komplikationen hervorzurufen.

Subtext Beispiele sind so etwas wie:

  • „Findest du nicht auch, es zieht hier?“
    Formal gesehen ist die Aussage: Ich finde, es zieht. Und die Frage: Du auch?
    Der Subtext könnte aber sein: „Mach doch bitte mal das Fenster zu”.

Anderes Subtext Beispiel:

  • „Ich gehe jetzt spazieren.“ Klare Aussage.
    Der Subtext könnte sein: „Deine letzte Chance mitzukommen! Los, entscheid dich um und komm doch mit!”

Wunderbar zu beobachten sind auch Subtexte bei Verhören in Krimis. Beim Klassiker wird der Subtext vom Verhörten auch mal ausgesprochen:

  • „Wo waren Sie am Freitag um 13.00 Uhr?”
  • „Wie, bin ich jetzt ein Verdächtiger? Verdächtigen Sie mich etwa?”

Hier interpretiert der Verhörte Subtext in die Frage und sieht sich dadurch selbst verdächtigt.

In Liebesromanen kann ein Dialog mit Subtext zu Komplikationen führen, weil das, was mittels Subtext gesagt wurde, beim Empfänger leider nicht ankam. Subtext bereichert Dialoge ungemein, macht sie spannend und würzig.

Subtext Übung: Versuche dir in Romanen und auch gerne in Filmen bewusst zu machen, was die Aussage in einem Dialog ist und was eigentlich gemeint war. Kontrolliere auch gerne schon von dir geschriebene Dialoge daraufhin, ob du Subtext verwendest. Du kannst Subtext üben, indem du dir im Voraus überlegst, was deine Figur “eigentlich” will, warum sie das aber nicht direkt anspricht. Oft glaubt aber auch jemand, dass er schon klar gesagt hätte, was er will, obwohl es nur angedeutet war. Nach dem Motto “das habe ich doch gesagt!” (aber eigentlich hat sie das nur gemeint, nicht gesagt!). Was will deine Figur also und wie sagt sie es schlussendlich?

7. Drama, Baby!

Gute Dialoge haben ein Ziel und Konflikt

Ach ja, mit Konflikt meine ich übrigens nicht unbedingt den dritten Weltkrieg oder eine Morddrohung. Ein Konflikt ist ein Ziel mit Hindernissen. Frage dich also immer, was für ein Ziel hat deine Figur hier und was steht ihr im Wege. Dann findest du auch ganz einfach die Konflikte.

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8. Langweilig?

Kein langweiliger Schlagabtausch, sondern die Handlung vorantreiben

Statt eines ellenlangen Schlagabtauschs, in dem zwei Figuren versuchen, einen Termin zu finden, kannst du auch knapp schreiben: Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis Melanie endlich nachgab und einem Termin am Donnerstag zustimmte.

Ein Konflikt wäre sogar vorhanden, aber der Dialog über die Terminsuche hätte nicht die Handlung vorangetrieben. Das sollte guter Dialog aber immer! (Ok., manchmal darf Dialog auch nur eine Figur charakterisieren oder unterhalten, wenn er witzig ist.)

Um wirklich interessante Dialoge zu schreiben, musst du darauf achten, dass die Dialoge immer mit deiner Geschichte zu tun haben und diese in Schwung halten. Wenn deine Geschichte sich um die Aufklärung eines Mordes dreht, dann sollte sich der Dialog nicht um die Schwimmstunden des sechsjährigen Detektivs drehen. Es sei denn, es ist eine Taktik vom Detektiv und hat damit wieder etwas mit dem Fall zu tun. Dialoge bringen Abwechslung und Lebendigkeit in einen Text. Vermeide jedoch seitenlangen Schlagabtausch und füge ab und an einen erzählerischen Text ein.

Sehr schön finde ich auch das Zitat von Elke Bockamp im Interview, mit dem Thema “Interessante Dialoge schreiben”:

Wenn zwei Figuren einer Meinung sind, sollten sie die Klappe halten!
– Elke Bockamp

9. Infos verpacken

Keinen Infomüll in den Dialog packen!

Nutze bitte niemals unüberlegt Dialoge dafür, Informationen dem Leser zu vermitteln. In den allermeisten Fällen wirkt das total unnatürlich und der Leser spürt die Absicht vom Autor. Damit ist der ganze Lesegenuss im Eimer.

Das liest sich dann etwa wie eine amerikanische Verkaufssendung.

Ein Beispiel für schlechten Dialog:

  • „Oh schau mal Wiebke. Wenn ich hier an dem Hebel ziehe, dann bewegt sich da oben ein Rad.“
  • „Wow Richard, das ist ja spannend!“
  • „Wiebke, da, da! Jetzt löst sich der Riemen!“
  • „Nein!“
  • „Doch!“ (Ok., ich übertreibe ;-))

Wenn der Leser für den Verlauf der Geschichte unbedingt wissen muss, wie die Maschine funktioniert, verpacke das Thema entweder in einen Konflikt oder fasse es zusammen. Einen Konflikt könntest du erzeugen, wenn du Richard versuchen lässt, seinem Chef die Maschine zu erklären, weil sein Job davon abhängt. Er hat sie verbessern können, was sein Chef aber noch gar nicht verstanden hat. Sein Chef denkt dagegen, dass Richard schuld an der zu langsamen Produktion sei. Eine Zusammenfassung dagegen könnte so lauten: Richard betätigte den Hebel wie jeden Morgen. Die Maschine ratterte los, das Zahnrad löste den Riemen und startete die Produktion. Richard kannte jeden Mechanismus im Inneren des Kastens auswendig. …

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10. Die Königsdisziplin

Die Bühnenaktion für den perfekten Dialog

Jetzt mein absoluter Lieblingstipp!!!

Tatata! Die perfekte Lösung!

Ein Dialog Beispiel gefällig?

Sabine durchwühlte ihre Handtasche nach dem Autoschlüssel. „Wo ist das Miststück?“
„Jetzt bleib mal locker!“ Anton lehnte sich an das Auto und fing an, sich eine Zigarette zu drehen.

VS

„Wo ist das Miststück?“, fragte Sabine und durchwühlte ihre Handtasche.
„Jetzt bleib mal locker!“, erwiderte Anton und drehte sich eine Zigarette.

Kein preisgekrönter Text, aber du siehst, dass du völlig ohne Verben des Sagens auskommst, wenn du die Figuren handeln lässt und das vor oder nach dem Gesprochenen einfügst. Damit schlägst du ganz viele Fliegen mit nur einer Klappe! Wunderbar!

Das waren die 10 wichtigsten Tipps, um gute Dialoge zu schreiben. Suche dir am besten einen Tipp nach dem anderen aus und mache dich daran, deinen bisherigen Dialog daraufhin zu kontrollieren und zu überarbeiten. Dann wird es auch dir bald leicht fallen, richtig gute Dialoge zu schreiben.

Wenn du magst, kommt hier noch eine …

Übung Dialoge schreiben

Untersuche den Dialog in deinen Lieblingsbüchern. Wie haben die Autoren es dort gelöst? Gefällt dir das? Wenn ja, warum? Finde gerne auch einen Roman, in dem dir der Dialog nicht gefallen hat. Woran lag es? Du kannst dir auch Filme anschauen und den Dialog darin untersuchen. Was wird gesagt, was ist wirklich gemeint? Wie sieht also der Subtext aus? Und was wird nicht gesagt, sondern durch die Schauspieler dargestellt (was müsstest du also zum Dialog noch schreiben)?

Filmbeispiel – super Beispiele für gute Dialoge

​Einer meiner Lieblingsfilme ist „Von Löwen und Lämmern“. Hier findest du garantiert gute Dialog Beispiele! Sowohl inhaltlich schätze ich den Film sehr, aber besonders in Bezug auf Dialog bin ich fasziniert. Es gibt drei Erzählstränge und nur einer beinhaltet filmtypische „Action“. Die beiden anderen finden zu 90% in jeweils einem Raum statt. Einmal sitzen sich ein Professor und ein Student in einem Minibüro gegenüber, das andere Mal eine Journalistin und ein Senator in dessen Büro. Und dann wird geredet! Und geredet! Und geredet! Und ich bin jedes Mal gefesselt! Fasziniert! Gefangen! Definitiv sehenswert! Und toll zum Dialoge Untersuchen.

Viel Erfolg mit deinen Dialogen,
deine Jurenka

Hast du Fragen? Zu welchem Schreibtyp gehörst du? Fällt es dir leicht, mit dem Dialog zu starten, schreibst du vielleicht sogar zu viel? Oder brauchst du etwas Anlauf? Und helfen dir die Tipps hier im Artikel? Schreib mir eine E-Mail an: mail@romanschule.de

P.S.: Worauf du noch achten kannst, um einen wirklich guten Roman zu schreiben zu können, erfährst du hier, wenn es um das Erzeugen von Kopfkino beim Leser geht.