Hannover ist vor dem großen Derby gegen Braunschweig in heller Aufregung. Doch schon in den letzten Jahrzehnten gab es große Skandale und viele kleine Bosheiten zwischen den beiden Rivalen.
Grund 1: Hannover löst Braunschweig als Residenz ab
Im Jahr 1140 wurde Braunschweig zur Hauptstadt des Herzogtums Sachsen ernannt, das damals den Nordwesten Deutschlands umfasste. Heinrich der Löwe wählte Braunschweig als seine Residenzstadt aus. Damals hatte Braunschweig mit 20.000 Einwohnern den Status einer Großstadt, während Hannover kaum Bedeutung hatte.
Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich das jedoch. Herzog Georg von Calenberg wählte 1636 die Stadt Hannover als Residenz, was zu einer Verschiebung von Macht und Einfluss von Braunschweig nach Hannover führte.
Ex-Kapitän Steve Cherundolo weiß um die Rivalität zwischen 96 und Braunschweig. Als Kapitän wurde er 2013 gefragt: “Gratulieren Sie Braunschweig zum Aufstieg?” Seine Antwort mit einem schelmischen Grinsen: “Nein.” Foto: Getty
Grund 2: Braunschweigs Schmach im Abstiegskampf
Die Konkurrenz auf dem Platz gab es schon lange, aber ein bestimmtes Ereignis brannte sich tief in das Bewusstsein der Hannoveraner und Braunschweiger Fans ein: Der Abstiegskampf 1972/73. Erst am letzten Spieltag sollte sich entscheiden, ob Braunschweig oder Hannover absteigen musste. Braunschweig stand in der Tabelle vor Hannover und spielte zu Hause gegen Düsseldorf.
Hannover 96 trat auswärts an und holte einen überraschenden 4:0-Sieg in Wuppertal (“das Wunder von Wuppertal”). Braunschweig dagegen verlor zu Hause mit 1:2 gegen Düsseldorf und musste den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten.
Für Eintracht Braunschweig, die 1967 noch Deutscher Meister geworden waren, war es eine Schmach, dass ausgerechnet ihre Heimniederlage dazu führte, dass der Rivale Hannover 96 erstklassig bleiben durfte.
Grund 3: Kleinkrieg der Nachbarn
Als Hannover von Herzog Georg von Calenberg zur Residenzstadt erhoben wurde, fühlte sich Braunschweig gedemütigt. Sie versuchten, sich mit Frankreich gegen Hannover zu verbünden und mit einem Aufstand die Macht zurückzuerlangen. Die Hannoveraner schlugen diesen Aufstand jedoch gewaltsam nieder.
Der Autor Andreas Buchal beschreibt in einem Gastartikel für 11Freunde absurde Szenen, die während dieser Zeit entstanden sind: “Die hannoverschen Zöllner kontrollierten alle Braunschweiger, die mit dem Zug unterwegs waren, in aller Ruhe und Gründlichkeit. Dabei verzögerten sie die Kontrollen so lange, dass der Zug bereits wieder abfuhr und die Koffer nachgeschickt werden mussten. Auch die Braunschweiger Zöllner nahmen ihren Beruf sehr ernst und kontrollierten die Hannoveraner Wagen so penibel an der Grenze, dass sich die Wagen kilometerlang stauten und zeitweise sogar bis zu acht Tagen warten mussten.”
Grund 4: Hannover wird Landeshauptstadt von Niedersachsen
Bis 1946 hatten Braunschweig und Hannover nichts gemein. Denn Niedersachsen entstand erst 1946 in seiner heutigen Form.
Zuvor gab es auf dem niedersächsischen Gebiet vier eigenständige Länder: die preußische Provinz Hannover, das Großherzogtum Oldenburg, das Herzogtum Braunschweig und das Fürstentum Schaumburg-Lippe. Jedes dieser Länder hatte bis zum Zweiten Weltkrieg seine territoriale Autonomie innerhalb Deutschlands.
Es wurde lange diskutiert, wie diese vier Länder nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs organisiert werden sollten. Eine Lösung war die Bildung des Landes Niedersachsen, das große Teile der britischen Besatzungszone in der Mitte abdecken sollte, insbesondere die vier Länder Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe.
Am Ende setzte sich die Idee durch, Hannover als Landeshauptstadt zu etablieren. Wenn die alternative Lösung umgesetzt worden wäre, hätte das heutige Niedersachsen aus drei etwa gleich großen Ländern bestanden, und Braunschweig wäre eigenständig geblieben.
Grund 5: Die Bundesliga-Gründung
1962/63 wurde die Bundesliga gegründet. Die Frage, wer als Gründungsmitglied in der ersten Bundesliga von Anfang an mitspielen darf, war hart umkämpft. Eigentlich hätten Hannover 96 oder der VfL Osnabrück berücksichtigt werden müssen. Überraschenderweise wurde jedoch Eintracht Braunschweig ausgewählt, während Osnabrück und Hannover 96 vom DFB nicht berücksichtigt wurden.
Trotz aller Rivalität freuen wir uns auf ein friedliches Derby am Ostersamstag!
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