Aggressive Katzen: Wenn Stubentiger zu Raubtieren werden

Aggressive Katzen: Wenn Stubentiger zu Raubtieren werden

Stubentiger, unsere geliebten Katzen, sind bekannt für ihre Anmut und Geschmeidigkeit. Wir bewundern sie, wenn sie blitzschnell ihre Krallen und Zähne in Spielzeug oder erjagte Beute schlagen. Doch wenn die Klauen unserer Schmusekatzen plötzlich tief in unsere Haut eindringen oder sie sogar in Richtung unseres Gesichts schnappen, erkennen wir erschrocken, dass selbst in einer kleinen Vier-Kilo-Katze ein ernstzunehmendes Raubtier steckt. Die Verletzungen, die sie uns zufügen können, reichen von Schmerzen bis zu schweren Verletzungen.

Es ist nicht nur der körperliche Schmerz, den Opfer von Katzenangriffen erleiden, sondern auch die seelischen Blessuren. Als Besitzer, die ihre Tiere liebevoll pflegen, sind wir schockiert, wenn unsere geliebten Katzen sich plötzlich gegen uns wenden. Je nach Situation reagieren wir entweder empört-aggressiv oder tieftraurig auf diesen “Vertrauensbruch”. Wir sind nun mal Menschen und daher emotionale Geschöpfe.

Aber gerade weil Angriffe von Katzen so traumatisch sein können, ist es wichtig, die Gründe dafür objektiv zu hinterfragen, sobald der erste Schrecken überwunden ist. Keine Katze greift grundlos an! Es wäre unfair, den Vorfall als Laune oder “verrückte” Katze abzutun. Eine gewissenhafte Diagnose und therapeutische Maßnahmen sind daher im besten Interesse von Mensch und Tier. In den meisten Fällen kann der Frieden im Haushalt wiederhergestellt werden. In extremen Fällen kann eine erfolgreiche Behandlung sogar über Leben und Tod der Katze entscheiden.

Wenn die Jagd zum Problem wird

Die meisten Angriffe von Katzen gegen Menschen sind auf ihr Spiel- und Jagdverhalten zurückzuführen. Der Begriff “Aggression” ist hier eigentlich unangemessen, da die Katze einfach nur ihrem natürlichen Drang zu jagen nachgeht. Dennoch können diese Angriffe für den Menschen äußerst schmerzhaft sein. Manche Katzen wissen einfach nicht, dass menschliche Körperteile tabu sind – entweder haben sie es nicht gelernt oder wurden dazu ermutigt, Hände und Füße anzugreifen. Für sie passen diese Körperteile perfekt ins Beuteschema, und es gibt kaum etwas Drolligeres als ein Kätzchen, das sich auf wackelnde Zehen stürzt oder mutig mit der Hand seines Besitzers kämpft. Doch wenn die Katze ausgewachsen ist und der “Ach wie niedlich” -Faktor verschwindet, wird das Geschrei über blutende Wunden plötzlich groß.

Wenn Sie Opfer solcher Angriffe werden, können Sie die Katze mit Geduld umtrainieren. Aber bitte ohne Bestrafung! Katzen reagieren sehr gut auf Schmerzlaute wie “Au!” oder ein energisches “Nein!”. Unterbrechen Sie grobes Spiel sofort und ignorieren Sie die Katze für einige Minuten. Bieten Sie ihr danach geeignetes “Distanzspielzeug” wie eine Federangel an, um sich auszutoben. Regelmäßiges und häufiges Spielen mit der Katze ist generell das beste Mittel, um die “Menschenjagd” zu verhindern, deren Hauptursache oft Langeweile und Unterforderung sind.

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Fussfetischisten

Etwas schwieriger wird es, wenn die Katze Ihre Knöchel und Füße angreift, z.B. beim nächtlichen Toilettengang oder unter der Bettdecke. Für nachtaktive Katzen, die sich in der stillen Wohnung langweilen, sind sie eine willkommene Beute. Fusfetischisten sind unter unseren domestizierten Fellnasen weit verbreitet. Ihr Verhalten lässt vermuten, dass sie Füße, Knöchel und Waden der Opfer nicht als Körperteile ihrer menschlichen Gegenüber wahrnehmen und daher oft aggressiv zuschlagen. Die beste Strategie ist Ablenkung: Nehmen Sie auf dem Weg zum Klo eine Angel oder ein anderes Spielzeug mit, das Ihre Katze begehrt. Spielen Sie abends vor dem Schlafengehen intensiv mit Ihrer Katze, damit der nächtliche Jagdeifer nicht zu stark ansteigt. Verwehren Sie besonders hartnäckigen und rabiaten Katzen konsequent den nächtlichen Zutritt zum Schlafzimmer. Mit viel Konsequenz und Geduld können Sie erreichen, dass Ihre Füße allmählich weniger interessant für Ihre Katze werden.

Territoriale Aggression

Territoriale Aggression gegenüber Menschen ist selten, da der Mensch in der Regel nicht als ebenbürtige “Mitkatze” empfunden wird, um ein solches Verhalten herauszufordern. Es gibt jedoch Katzen, die Fremde in ihrem Zuhause angreifen. Solche Angriffe sind meist durch Angst motiviert, nicht durch Offensive. Rivalität und Eifersucht werden selten durch offene Angriffe gegen den Konkurrenten gezeigt. Aber wenn sich zum Beispiel der neue Partner der Gastgeberin in die Lieblingskuschelzone des dort ruhenden Katerherren pflanzt, kann dieser durchaus ungehalten reagieren. Hier geht es eher darum, die kritische Distanz der Katze zu respektieren, als um offene Angriffslust. Es ist wichtig, die Situation zu vermeiden, bis der neue Mensch akzeptiert und integriert ist. Füttern Sie die Katze und spielen Sie mit ihr, um Vertrautheit zu schaffen. Häufig drücken territoriale und eifersüchtige Katzen auch ihr Unbehagen über eine veränderte Umgebung durch Harnmarkieren aus.

Erstschlag aus Angst

Die häufigste Ursache für Aggressionen bei unseren geliebten Samtpfoten ist Angst. Im schlimmsten Fall wurden die Tiere bereits als Kätzchen grob behandelt oder sogar misshandelt. Auch die ängstliche Vorbildfunktion einer Katzenmutter und genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Selbst wenn traumatisierte Katzen später liebevoll behandelt werden, bleibt ihre kritische Distanz lebenslang sehr gering. Wenn diese Distanz unterschritten wird, greifen sie sofort heftig an – oft auch dann, wenn sie noch Fluchtmöglichkeiten haben. Ihre angstvolle Erregung und die Erwartung von Schmerzen können dazu führen, dass sie panisch zuschlagen und beißen.

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Da Katzen blitzschnell agieren und reagieren können, entgehen uns manchmal ihre subtilen Warnsignale wie plötzlich erweiterte Pupillen oder erhöhte Körperspannung. Eine ängstliche Katze erfordert unsere volle Aufmerksamkeit in potenziell bedrohlichen Situationen. Wenn wir lernen, ihre ersten Warnsignale zu erkennen und richtig zu deuten, können wir in den meisten Fällen eine Eskalation zu einem Angriff verhindern und uns langsam wieder entspannt mit der vermeintlichen “Kampfkatze” umgehen. Routinen und Rückzugsmöglichkeiten sind besonders wichtig für ängstliche Katzen. Auch bei Gästen sollten wir für unsere sensible Samtpfote Verständnis werben und sie bitten, das Tier einfach zu ignorieren und “neuralgische Punkte” wie Lieblingsplätze zu meiden – aus Katzensicht äußerst höfliches Benehmen.

Umgerichtete Aggression

Ein Schreckmoment kann dazu führen, dass eine Katze plötzlich eine völlig unschuldige Mitkatze oder sogar ihr Frauchen oder Herrchen angreift. Wenn die verwirrten Besitzer den Vorfall unbestraft lassen und trotz Verletzungen zur Tagesordnung übergehen, ist es unwahrscheinlich, dass sich der Vorfall wiederholt. Eine Bestrafung kann das Vertrauensverhältnis zur Katze nachhaltig schädigen.

Häufig sind Schmerzen schuld

Wenn eine Katze ihr Verhalten ohne erkennbaren Grund auffällig ändert und ihre Bezugspersonen immer häufiger angreift, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen. In solchen Fällen leidet die Katze oft unter Schmerzen, die ihre Reizschwelle für Aggressionen stark herabsetzen. Das allgemeine Unbehagen richtet sich dann häufig gegen die Umwelt und wird an ihr ausgelassen. Die Verknüpfungen von Schmerzen mit bestimmten Verhaltensweisen der Besitzer bleiben oft verborgen. Selbst aufmerksame Menschen, die viel Zeit mit ihren Katzen verbringen, tappen oft lange im Dunkeln, wenn es darum geht, die subtilen Signale zu erkennen, die zu Angriffen führen.

Da Katzen Meister im Verbergen von Schmerzen sind, kann es sein, dass sie organisch vollkommen gesund erscheinen. Wenn eine Katze jedoch plötzlich auffälliges Verhalten zeigt, sollte der erste Weg immer zum Tierarzt führen, um mögliche gesundheitliche Ursachen auszuschließen. Eine mögliche Erkrankung, die mit überraschenden und heftigen Angriffen einhergehen kann, ist die Epilepsie. Sie kann alleine oder als Folge von Grunderkrankungen auftreten, oft sogar ohne Krämpfe. Aber auch weniger schwerwiegende Ursachen wie Ohrenentzündungen oder Parasitenbefall können zu befremdlichem Verhalten führen. Aus Angst vor schlechten Nachrichten sollten Sie den Besuch beim Tierarzt nicht hinauszögern!

Instrumentalisierte Aggression

Katzen sind sehr lernfähig und können auch uns Menschen etwas beibringen. Es gibt viele gut erzogene Katzenbesitzer, die sofort auf das energische “Miau!” ihrer unentschlossenen Katzen reagieren und Terrassentüren öffnen und schließen oder sogar nachts aus dem Bett steigen, um sich über ein erbeutetes Spielzeug oder eine Maus zu “freuen”. Was jedoch nicht toleriert werden sollte, ist das Verhalten von Katzen, die gelernt haben, dass sie mit Gewalt erfolgreich sein können. Zum Glück sind solche Formen offener Aggression sehr selten. Die betroffenen Besitzer sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass allein die Beachtung der Katze schon eine Belohnung darstellt – selbst wenn sie geschimpft wird. In solchen Fällen kann ein Therapieplan helfen, das unerwünschte Verhalten der Katze wieder abzutrainieren.

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Das Wichtigste zum Schluss

Die hier aufgeführten Aggressionsformen sind nur eine Kategorisierung und die Realität ist noch komplexer, als in diesem Artikel beschrieben. Aggressionen und andere Verhaltensweisen von Tieren sind immer situations- und stimmungsabhängig und unterliegen äußeren Einflüssen, die in der Diagnose berücksichtigt werden müssen. Eine Verhaltenstherapeutin, die einen objektiven Blick auf das Umfeld der Katze wirft, kann sehr hilfreich sein.

Bei einem Angriff einer Katze sollten Sie unbedingt folgende Maßnahmen ergreifen: Bestrafen Sie die Katze auf keinen Fall. Ignorieren Sie sie für eine Weile, bis sie sich beruhigt hat. Versuchen Sie, trotz der Situation cool zu bleiben. Separieren Sie die Katze sofort, wenn Sie verletzt wurden oder stark aufgewühlt sind. Die Trennung sollte ruhig vonstattengehen und keinen Strafcharakter haben. Suchen Sie sofort medizinische Versorgung auf – Ihre Gesundheit steht an erster Stelle! Katzenbisse und -kratzer sind keine Lappalien. Bakterien aus der Maulhöhle und Erreger an den Krallen können gefährliche Infektionen verursachen.

Verwenden Sie Pheromone wie Feliway®, um Ihre Wohnung zu beduften. Ein Pheromonstecker gehört mindestens an den Ort, an dem der Angriff stattgefunden hat. Vereinbaren Sie möglichst schnell einen Tierarzttermin für Ihre Katze, um weitere Maßnahmen zu planen. Handeln Sie, um keine Ressentiments gegen Ihre Katze aufzubauen und sich nicht als Opfer zu fühlen.

Falls Ihre Katze Sie wiederholt angreift und die Situation bedrohlich wird, können Krallenkappen die Folgen von Pfotenschlägen verhindern. Unter den Markennamen Soft Claws® und Soft Paws® sind diese Vinylkappen, die auf die Krallen geklebt werden, mittlerweile auch in Deutschland erhältlich. Schützen Sie gefährdete Körperteile durch dicke Socken und langärmelige Kleidung. Der Tierarzt kann auch aggressionshemmende Medikamente verschreiben. Wenn homöopathische Mittel und Bachblüten wirkungslos bleiben, können solche Medikamente eine weitere Chance für Katzen sein, denen sonst die Abgabe aus ihrem Zuhause oder sogar die Einschläferung droht.

Beachten Sie jedoch, dass Krallenkappen, Schutzkleidung und Medikamente keine langfristigen Lösungen sind. Sie können vor allem gestressten Katzenhaltern Erleichterung verschaffen und dazu beitragen, dass sie das Zuhause wieder entspannter mit ihrer kratzbürstigen Kummerkatze teilen können. Wenn alle anderen Mittel versagen, kann ein neues Zuhause mit Freigang eine vielversprechende Möglichkeit sein, einer ansonsten gesunden, aber anderweitig nicht therapierbaren Katze einen Neuanfang zu ermöglichen.