Agoraphobie: Wie sie entsteht und wie du sie überwinden kannst

Agoraphobie: Wie sie entsteht und wie du sie überwinden kannst

Angst ist ein normales Gefühl und in bestimmten Situationen sogar lebensnotwendig. Manchmal kann die Angst jedoch so stark werden, dass sie das Leben und den Alltag stark einschränkt. Personen mit Agoraphobie haben Angst vor spezifischen Situationen wie dem Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, großen Menschenansammlungen oder dem Betreten von Geschäften oder Krankenhäusern.

Agoraphobie: Definition

Agoraphobie, auch bekannt als Platzangst, ist ein Begriff aus dem Altgriechischen und setzt sich zusammen aus den Worten “Marktplatz” (agora) und “Furcht” (phobos). Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass es sich um Angst in engen Räumen handelt, was jedoch mit dem Fachbegriff Klaustrophobie bezeichnet wird. Agoraphobie bezieht sich auf die Angst, in eine Situation oder an einen Ort zu kommen, aus der oder von dem man nur schwer entkommen kann. Betroffene meiden diese Situationen oder Orte bewusst, da sich im Laufe der Zeit eine allgemeine Angst entwickelt, das Haus zu verlassen. Die Klassifikationscode im ICD10 für Agoraphobie ist F40. Zu den möglichen Ängsten zählen die Angst vor zu vielen Menschen, Angst vor großen Plätzen, Angst vor der Tür zu gehen, Angst vor neuen Orten, Angst vor dem Einkaufen, Angst vor Entfernungen von zu Hause und Angst vor neuen Situationen.

Agoraphobie mit Panikstörung (ICD10: F40.01)

Agoraphobie tritt häufig gemeinsam mit einer Panikstörung auf. Eine Panikstörung zeichnet sich dadurch aus, dass die Angst sehr plötzlich und unerwartet auftritt und auch für die Betroffenen selbst überraschend ist. Häufig treten vor der Entwicklung einer Agoraphobie zunächst Panikattacken auf, die durch bestimmte Situationen ausgelöst werden. Panikattacken bei Menschenmengen und Menschenansammlungen gehören zu den häufigsten und können für agoraphobische Menschen massiv angstauslösend sein. Situationen wie Busfahren, Autofahren oder das Betreten eines Supermarktes können solche Reaktionen auslösen.

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Agoraphobie: Symptome

Die Symptome der Agoraphobie äußern sich oft darin, dass Betroffene aufgrund der immer wiederkehrenden Ängste kaum noch das Haus verlassen möchten. Die Angst vor der Angst selbst spielt dabei eine wichtige Rolle. Zu den körperlichen Symptomen gehören unter anderem Herzklopfen, starkes Schwitzen, Mundtrockenheit, Zittern, Atembeschwerden, Übelkeit, Schwindel, Benommenheit, Angst vor Kontrollverlust oder verrückt zu werden, Depersonalisation und/oder Derealisation. Betroffene fürchten diese öffentlichen Situationen eher weniger aus Scham, sondern weil sie im Falle einer Panikattacke oder Ohnmacht befürchten, keine Hilfe zu erhalten. Oft sind sie sich bewusst, dass ihre Ängste überzogen sind, können diese jedoch nicht unterdrücken und sie verstärken sich im Laufe der Zeit. Allein die Vorstellung einer entsprechenden Situation kann bereits Symptome auslösen.

Agoraphobie: Ursachen

Wie bei vielen psychischen Erkrankungen spielen auch bei der Agoraphobie verschiedene Ursachen eine Rolle:

Erbliche Faktoren

Studien zeigen, dass genetische Faktoren das Risiko für Agoraphobie erhöhen können. Kinder von Eltern, die unter Platzangst leiden, haben ein höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Zusätzlich wird vermutet, dass eine Fehlfunktion der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn eine Rolle bei der Entstehung von Agoraphobie spielt.

Trauma und Belastung

Menschen, die früh in ihrem Leben traumatische Erfahrungen gemacht haben, neigen eher dazu, im späteren Leben eine Angststörung zu entwickeln. Solche Erfahrungen können sexueller Missbrauch, der Verlust eines Elternteils, die Trennung der Eltern oder eine schwere Krankheit sein.

Anfälligkeit für Angst

Manche Menschen sind einfach empfindlicher für Angsterkrankungen als andere. Sie nehmen körperliche Veränderungen stärker wahr, was Ängste verstärken und den Angstkreislauf verschlimmern kann. Gleichzeitig verstärkt die Angst selbst die körperlichen Symptome.

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Behandlung von Agoraphobie

Unbehandelt kann Agoraphobie schwer zu bewältigen sein, aber mit Hilfe von Therapie und/oder Medikamenten ist die Krankheit gut therapierbar.

Kognitive Verhaltenstherapie

Bei der psychotherapeutischen Behandlung der Agoraphobie ist die kognitive Verhaltenstherapie besonders wirksam. Sie setzt an den übersteigerten und unrealistischen Angstgedanken an und arbeitet daran, die Vermeidungsstrategien, die Betroffene im Laufe der Zeit entwickelt haben, aufzulösen. Die Methode der schrittweisen Konfrontation spielt dabei eine wichtige Rolle. Betroffene werden ermutigt, von ihren Symptomen und Erfahrungen während der Konfrontation zu berichten und so zu lernen, dass die erlebten Symptome nicht lebensbedrohlich sind.

Medikamente

Medikamente werden oft zur Behandlung von Angsterkrankungen eingesetzt. Meistens werden Wiederaufnahmehemmer verabreicht, um die Wirkung der Botenstoffe Noradrenalin oder Serotonin zu verlängern und so die Angst zu lindern. Trizyklische Antidepressiva sind eine weitere medikamentöse Option, weisen jedoch häufiger Nebenwirkungen und ein größeres Abhängigkeitspotenzial auf.

Psychodynamische Psychotherapie

Die psychodynamische Psychotherapie konzentriert sich auf ungelöste Konflikte, die für die Beschwerden der Betroffenen verantwortlich sein können. Sie hilft dabei, Ängste zu bewältigen, indem sie dabei unterstützt, diese Konflikte zu identifizieren und in Gesprächen zu bearbeiten.

Tipps für den Umgang mit Agoraphobie

Neben einer Psychotherapie und medikamentösen Behandlung gibt es weitere Empfehlungen für den Umgang mit Agoraphobie.

Tipps für Betroffene

  • Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Ausdauersportarten wie Laufen oder Fahrradfahren, haben eine positive Wirkung auf die Psyche und können den Angstkreislauf unterbrechen.
  • Aktive Entspannung: Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenes Training können dabei helfen, gezielt an der Entspannung zu arbeiten. Sie können dabei unterstützen, die Angst zu reduzieren.
  • Sich informieren: Wissen über die Erkrankung kann helfen, sie besser zu verstehen und damit umzugehen. Dies kann dabei helfen, Panikattacken besser zu bewältigen.
  • Vermeidung gering halten: Um den Angstkreislauf zu durchbrechen, ist es wichtig, die Vermeidung von angstauslösenden Situationen möglichst gering zu halten. Die Konfrontation damit ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie.
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Tipps für Angehörige und Freunde

  • Bewusstsein für die Krankheit: Agoraphobie ist eine ernsthafte psychische Erkrankung und keine “Macke”. Es ist wichtig, dies zu verstehen und Verständnis für die Betroffenen aufzubringen.
  • Sich informieren: Je mehr Wissen über die Erkrankung vorhanden ist, desto besser kann man damit umgehen und Missverständnissen vorbeugen.
  • Motivation zur Therapie: Unterstützung und Motivation für die Therapie können für Betroffene sehr wichtig sein.
  • Selbst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Die Situation kann auch für Angehörige belastend sein, daher ist es ratsam, selbst professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen.
  • Keine destruktiven Verhaltensmuster stärken: Es ist wichtig zu verstehen, welche Verhaltensweisen die Agoraphobie bestärken und welche vermieden werden sollten.

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine ernsthafte psychische Erkrankung einer Therapie und professioneller Hilfe bedarf. Dabei können die Online-Kurse von Selfapy ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.