Akku-Austausch für Elektroautos: Eine schnelle Alternative zum Laden

Akku-Austausch für Elektroautos: Eine schnelle Alternative zum Laden

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Weniger als zwei Minuten dauert der Akku-Austausch, so werben E-Auto-Anbieter für ihre Wechselbatterien. Was in China bereits üblich ist, wird nun auch in Berlin getestet. Allerdings sind deutsche Hersteller noch skeptisch.

Deutsch-chinesisches Joint-Venture

Das deutsch-chinesische Joint-Venture INFRAmobility-Dianba betreibt eine solche Anlage in Berlin. Die Firma plant, bundesweit Wechselstationen zu errichten. Besonders Fahrzeugflotten wie Taxis, Firmenwagen, Polizei, Feuerwehr und Lieferdienste haben sie als potenzielle Kunden im Blick. Diese haben keine Zeit für das gemütliche Aufladen, erklärt Alexander Yu-Li, Geschäftsführer von INFRAmobility-Dianba. Für ihn steht fest: Der Wechselakku ist die Zukunft im Flottensektor.

Auch für Privatkunden könnte diese Technologie vorteilhaft sein, um zeitaufwändige Ladevorgänge zu vereinfachen. Insbesondere auf längeren Strecken wäre es ein echter Gewinn, an Autobahnen oder Fernstraßen in wenigen Minuten einen vollgeladenen Batterieblock zu erhalten, anstatt lange auf das Erreichen von 80 Prozent warten zu müssen.

Deutsche Autokonzerne setzen auf Ladetechnologie

Schnellladesäulen versprechen zwar ebenfalls, Energie zeitsparend zu liefern. Allerdings gibt es davon noch zu wenige, sodass die Wartezeit oft die Ladezeit übersteigt. Zudem schadet das Turboladen langfristig der Batterie und verringert ihre Lebensdauer um bis zu 50 Prozent. Auch der Kostenfaktor spielt eine Rolle: Turboladen ist derzeit mindestens genauso teuer wie das Tanken von Benzin. Im Vergleich dazu kostet der Batteriewechsel laut Inframobility-Dianba sieben Euro pro 100 km Fahrleistung und wäre somit günstiger als das Tanken.

In China sind Wechselbatterien bereits seit längerem Teil des CO2-freien Verkehrs. Deutsche Automobilhersteller setzen jedoch weiterhin ausschließlich auf Ladetechnologie und vernachlässigen Wechselsysteme. Alexander Yu-Li ist überzeugt: “Deutschland verschläft mal wieder den technischen Fortschritt.”

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Eine Frage von Standards

Ein weiteres Hindernis für Wechselbatterien in Deutschland ist das Fehlen eines gemeinsamen Standards bezüglich Größe, Form und Gewicht der Batterien. In China kann der Staat Standards vorgeben, während es in Europa eine ganz andere Situation ist, erklärt Achim Kampker, Experte und Professor an der RWTH Aachen. Es würde mindestens zehn Jahre dauern, bis ein Standard festgelegt wäre – vorausgesetzt, alle Beteiligten hätten den Willen dazu. In dieser Zeit hätte sich die Schnellladetechnik so weit entwickelt, dass die Ladezeit keine so große Rolle mehr spielen würde. Zudem benötigen die Hersteller zunächst mehr Batterien als Fahrzeuge, um einen Wechsel durchführen zu können.

Trotzdem glaubt Kampker, dass sich die Wechseltechnologie bei Fahrzeugflotten durchsetzen könnte. Die Anzahl der Fahrzeugmodelle in Flotten sei überschaubar und es bestehe ein erhöhter Bedarf an schnellem Aufladen. Die deutschen Hersteller sollten das Thema Wechselbatterie-Systeme also im Auge behalten. VW beabsichtigt jedenfalls, die Entwicklung weiter zu beobachten.

Keine staatliche Förderung

In Deutschland wird derzeit abgewartet, wie sich die Wechselbatterien bei den Chinesen bewähren. Es gibt derzeit auch keine staatliche Förderung für eine Batteriewechselinfrastruktur. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur, die Regierungsprogramme umsetzt, investiert bis Ende 2025 500 Millionen Euro, um ein flächendeckendes öffentliches Schnellladenetz zu ermöglichen. Ihr Ziel ist es, dass die nächste Schnellladestation deutschlandweit in zehn Minuten mit dem Elektroauto erreicht werden kann.

INFRAmobility-Dianba, das deutsch-chinesische Joint-Venture, plant den Bau neuer Wechselstationen ohne staatliche Förderung. In diesem Jahr soll am Berliner Flughafen eine Wechselstation eröffnet werden, insbesondere für den Taxiverkehr. Der französische Tankstellenbetreiber Total Energies ist als Partner mit dabei und betrachtet dies als einen Schritt in eine CO2-freie Zukunft.

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Die Berliner Taxi-Innung begrüßt dies sehr, da sie gerne eine CO2-freie Fahrzeugflotte in der Stadt hätte. Das Fahrzeug am Westhafen neben der Wechselstation ist derzeit noch ein Prototyp, aber es sollen weitere folgen. Allerdings wird dies noch einige Zeit dauern, da bisher nur chinesische Automodelle zur Auswahl stehen und es dabei auch einige kleinere Probleme zu lösen gibt. Das Taxi am Westhafen ist zwar bereits zugelassen, aber das Display ist auf Chinesisch, eine deutsche Version fehlt bislang.

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