Hunde sind von Natur aus soziale Tiere, die gerne in Gruppen leben. Das Zusammenleben in einer Gruppe gibt ihnen Sicherheit und Schutz. Jeder Hund hat eine Aufgabe innerhalb der Gruppe, sei es die Betreuung der Welpen, die Nahrungsbeschaffung oder die Verteidigung des Territoriums. Durch gemeinsame Aktivitäten wie Spielen und Kuscheln entsteht eine starke Bindung zwischen den Gruppenmitgliedern.
Im Gegensatz zur natürlichen Verhaltensweise von Hunden müssen sie jedoch lernen, zumindest für kurze Zeit alleine zu bleiben, wenn sie mit Menschen leben. Das Alleinbleiben fällt ihnen oft schwer und kann zu Trennungsstress führen, wenn es nicht von Anfang an in kleinen Schritten trainiert wird. Hunde kommunizieren normalerweise durch Jaulen, Heulen oder Bellen, wenn sie den Anschluss an ihre Gruppe verlieren. Im Alltag mit Menschen ist dies jedoch nicht immer möglich und der Hund muss lernen, damit umzugehen.
Warum ist es wichtig, dass Hunde lernen, zumindest für einige Stunden alleine zu bleiben? Unser Leben ändert sich ständig und niemand kann vorhersagen, was in einigen Jahren passieren wird. Auch wenn du derzeit keine Notwendigkeit siehst, das Alleinbleiben mit deinem Hund zu trainieren, kann sich das Leben ändern. Ein Jobwechsel, Kinder, die ausziehen, oder ein plötzlicher Notfall können dazu führen, dass du deinen Hund für kurze Zeit alleine lassen musst. Es ist daher ratsam, das Alleinbleiben schon frühzeitig zu trainieren.
Hunde aus zweiter Hand
Wenn du einem Hund aus einer anderen Familie, einem Tierheim oder aus dem Ausland ein neues Zuhause gibst, solltest du bedenken, dass auch solche Hunde oft Schwierigkeiten haben, alleine zu bleiben. Setze von Anfang an genügend Zeit für das Training ein und gestalte den Alltag so, dass der Hund in den ersten Tagen oder Wochen nicht lange alleine bleiben muss.
Welpentraining
Idealerweise lernt ein Welpe bereits im Welpenalter, alleine zu bleiben. Ein guter Züchter unternimmt bereits ab der sechsten Lebenswoche Ausflüge mit den Welpen. Anfangs sind sie noch alle gemeinsam unterwegs, aber später unternimmt der Züchter auch einzelne Ausflüge mit jedem Welpen. So lernt der Welpe von Anfang an, auch ohne seine Geschwister und die Mutter auszukommen.
Auch wenn dein Welpe in sein neues Zuhause zieht, sollte er von Anfang an lernen, kurzzeitig alleine zu bleiben. Du kannst zum Beispiel ins Bad gehen und die Tür schließen, damit dein Welpe nicht hinterherkommen kann. Nach einigen Sekunden kommst du wieder heraus, damit dein Welpe lernt, dass er sich nicht aufregen muss, wenn du mal nicht da bist. In einem nächsten Schritt verlässt du nun kurz die Wohnung, dein Welpe bleibt dabei in einem Raum, in dem er sich wohlfühlt und wo sein Liegeplatz ist. Räume alles weg, was dein Welpe zerstören könnte, sodass du ihn beruhigt alleine lassen kannst. Wenn du zurückkommst, verhalte dich ganz normal und ignoriere deinen Welpen. Mit der Zeit kannst du die Zeit, die du deinen Welpen alleine lässt, schrittweise erhöhen.
Trennungsangst oder Kontrollverlust?
Wenn der erwachsene Hund nicht alleine bleiben kann, müssen wir erst herausfinden, ob es sich um Trennungsangst oder Kontrollverlust handelt. Obwohl das Training ähnlich ist, müssen unterschiedliche Aspekte berücksichtigt werden. Hunde mit Trennungsangst leiden unter der Angst, alleine gelassen zu werden. Ursachen können frühe Trennung von der Mutter, ein Umzug oder eine allgemein unsichere Vergangenheit sein. Diese Hunde reagieren oft mit Hecheln, Hin- und Herlaufen, Winseln und Heulen, wenn sie alleine gelassen werden. Manchmal leiden sie auch still vor sich hin.
Hunde mit Kontrollverlust können nicht ertragen, dass sie für ihren Menschen eine Weile nicht aufpassen können. Sie fühlen sich für ihren Menschen verantwortlich und können nicht akzeptieren, dass dieser auch ohne sie zurechtkommt. Sie reagieren oft erst nach einer gewissen Zeit der Trennung mit Bellen und zerstörerischem Verhalten.
Das Alleinbleiben lernen
Der Trainingsschritt zum Alleinbleiben ist für beide Ursachen ähnlich. Der Hund muss in kleinen Schritten lernen, alleine zu bleiben. Zuerst sollte der Hund lernen, auf einem zugewiesenen Liegeplatz zu bleiben. Dieser sollte sich an einem ruhigen Ort befinden und positive Assoziationen für den Hund schaffen. Trainiere diesen Schritt, bis sich der Hund von selbst auf seinen Liegeplatz legt.
Später kannst du den Raum für kurze Zeit verlassen, erst ganz kurz und dann etwas länger. So lernt der Hund, dass er nicht ständig deiner Nähe folgen muss und dass es in Ordnung ist, auch mal kurzzeitig alleine zu sein. Schließe auch mal für einen kurzen Moment die Tür hinter dir, um deinem Hund beizubringen, dass du immer wieder zurückkommst, auch wenn er dich nicht sehen oder hören kann.
Wichtige Trainingstipps
- Sorge dafür, dass dein Hund körperlich und geistig ausgelastet ist, bevor du das Haus verlässt.
- Verabschiede dich nicht überschwänglich von deinem Hund, um das Alleinbleiben nicht größer zu machen, als es ist.
- Begrüße deinen Hund nach dem Zurückkommen ruhig und gelassen.
- Bestrafe deinen Hund niemals, wenn er in deiner Abwesenheit die Wohnung zerstört oder bellt.
- Lasse deinen Hund nur so lange alleine, wie es sein Trainingsstand zulässt.
Wenn du diese Tipps befolgst und mit Geduld und Konsequenz trainierst, kann dein Hund lernen, alleine zu bleiben.