Alles, was du über Covid-19-Antikörpertests wissen musst

Alles, was du über Covid-19-Antikörpertests wissen musst

antikörpertest corona wie macht man das

Wenn du dich jetzt mit Covid-19 infizieren würdest, würde dein Immunsystem damit zurechtkommen? Diese Frage beschäftigt uns alle – Geimpfte, Nichtgeimpfte und Genesene.

Ein Antikörpertest könnte Aufschluss darüber geben, ob du geschützt bist und wie hoch dieser Schutz ist. Allerdings bringen die Tests keine absolute Gewissheit über deine Immunantwort. Dennoch können sie manchmal nützlich sein.

Was bekomme ich aus der Messung des sogenannten Antikörpertiters?

Ein einfacher Bluttest reicht aus, um die Konzentration der Antikörper im Blut zu bestimmen, die gegen das SARS-CoV-2-Virus gerichtet sind und uns dadurch vor einer Infektion schützen. Diesen Wert nennt man “Antikörpertiter”. In den letzten Monaten gab es Fortschritte bei der Aussagekraft der Tests.

Früher konnten diese Tests nur eine bunte Mischung von Coronavirus-Antikörpern messen, von denen viele nicht sicher waren, ob sie überhaupt wirksam gegen das SARS-CoV-2-Virus waren. Inzwischen wurden die Tests weiterentwickelt und ihre Aussagekraft verbessert: Es gibt jetzt Tests, die Antikörper gegen bestimmte Oberflächenstrukturen des Coronavirus nachweisen können. Dabei handelt es sich um spezielle Teile des sogenannten Spike-Proteins, das auf der Außenhülle des Virus zu finden ist. “Man kann davon ausgehen, dass diese Antikörper tatsächlich eine wirksame Immunantwort bei Kontakt mit dem Virus auslösen”, sagt Professor Gregor Rothe, Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Marienkrankenhaus in Hamburg. Mit anderen Worten: Wenn ein solcher Antikörpertest eine bestimmte Anzahl von Antikörpern nachweist, kann man davon ausgehen, dass das Immunsystem bereits Kontakt mit SARS-CoV-2 hatte und eine gewisse Kompetenz entwickelt hat, um zukünftige Infektionen zu bekämpfen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass du deshalb zu 100 Prozent vor einer Ansteckung oder Erkrankung geschützt bist. Neue Varianten von SARS-CoV-2, wie die Omikron-Untervariante BA.2, weisen Veränderungen im Spike-Protein auf. Möglicherweise verfügen sie auch über andere Mechanismen, um der Immunantwort zu entgehen. Das sieht man zum Beispiel an der Omikron-Variante, die auch viele Menschen betrifft, die geimpft oder bereits mit einer anderen Variante von SARS-CoV-2 infiziert waren. Offenbar reicht ihr Immunschutz gegenüber dem veränderten Virus nicht aus.

LESEN  Morbus Crohn Schub – Eine Herausforderung für Betroffene

“Deshalb kann man nicht ausschließen, dass auch Menschen mit Antikörpern sich infizieren und erkranken. Aber wenn die Antikörpertiter hoch sind, ist eine Infektion mit Krankheitssymptomen weniger wahrscheinlich, und ein schwerer Verlauf der Infektion ist ziemlich unwahrscheinlich”, sagt Rothe.

Das zeigt auch eine Studie aus Großbritannien, die zeigt, dass höhere Antikörpertiter mit einem geringeren Risiko für eine symptomatische Infektion einhergehen.

Trotzdem gibt es bisher keine konkrete Grenze für den Antikörpertiter, ab der man als geschützt gilt.

Was messen Surrogat-Neutralisationstests und wie aussagekräftig sind sie?

Mit Surrogat-Neutralisationstests möchte man nicht nur die Menge der Antikörper bestimmen, sondern auch ihre Funktion. Dabei wird das Blut des Patienten im Labor mit harmlosen Bestandteilen des Coronavirus in Verbindung gebracht und die Reaktion beobachtet.

Ein positives Ergebnis deutet darauf hin, dass die Antikörper tatsächlich gegen SARS-CoV-2 wirksam sind. Allerdings lässt sich aus diesem Test keine verlässliche Aussage darüber ableiten, wie gut der Schutz tatsächlich ist. “Das liegt auch daran, dass die verschiedenen Varianten die Antikörperantwort teilweise verändern. Es gibt Menschen, die mit Omikron infiziert sind und deutliche Symptome zeigen, aber im Surrogat-Neutralisationstest eine scheinbar ausgeprägte Antikörperfunktion aufweisen”, sagt Dr. Matthias Orth, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin im Marienhospital Stuttgart. Aus diesem Grund und wegen des hohen Aufwands bei der Durchführung sind Surrogat-Neutralisationstests bisher nicht für den breiten Einsatz in der Praxis geeignet.

Was bringen einfache Tests, die nur die Anwesenheit von Antikörpern messen?

Tests, die nur die Anwesenheit von Antikörpern messen, liefern nur eine Information: Ob du bereits Kontakt mit SARS-CoV-2 oder einem Impfstoff hattest. Diese Tests sind heute nur noch für diejenigen sinnvoll, die noch nicht geimpft sind und wissen wollen, ob sie bereits eine Infektion durchgemacht haben. Ein positiver Antikörpertest sagt jedoch kaum etwas darüber aus, wie gut du vor einer zukünftigen Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt bist. “Angesichts der Tatsache, dass die große Mehrheit der Bevölkerung bereits Kontakt mit dem Virus oder einem Impfstoff hatte, haben diese Tests im Grunde keine Aussagekraft mehr”, sagt Dr. Matthias Orth.

LESEN  Der perfekte Zeitplan für eine strahlende Braut am Hochzeitstag

Ist es sinnvoll, anhand eines Antikörper-Tests zu entscheiden, ob ich eine Auffrischungsimpfung brauche?

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät davon ab, vor einer Auffrischungsimpfung einen Antikörpertest durchzuführen, um zu prüfen, ob der Schutz vor Covid-19 weiterhin besteht. Die Antikörpertiter geben nur Hinweise auf die Abwehrkraft des Immunsystems gegen SARS-CoV-2, sie erlauben jedoch keine verbindlichen Aussagen. Labormediziner Rothe stimmt dem zu: “Wenn du keine Immunkrankheit oder ein geschwächtes Immunsystem hast, solltest du dich einfach nach den aktuellen Impfempfehlungen richten. In der Regel ist es nicht notwendig, den Antikörpertiter zu bestimmen, um eine Impfentscheidung zu treffen”, sagt Rothe.

Wann ist ein Antikörpertest sinnvoll?

Eine Bestimmung des Antikörper-Titers ist vor allem für Menschen mit einer Immunschwäche oder die Medikamente einnehmen, die die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen (Immunsuppressiva), empfehlenswert. “Das betrifft zum Beispiel Organtransplantierte, aber auch Menschen mit schweren Rheuma-Erkrankungen, die häufig starke Immunsuppressiva einnehmen. Eine Bestimmung des Antikörper-Titers kann auch für Menschen mit Erkrankungen wie HIV sinnvoll sein, bei denen das Immunsystem eingeschränkt ist”, sagt Orth. Denn wenn der Antikörper-Titer bei diesen Personen sehr niedrig ist, können sie zur Sicherheit frühzeitig aktiv werden, zum Beispiel indem sie eine Auffrischungsimpfung erhalten oder vorsichtig sind.

Wer nicht geimpft ist und vermutet, dass er eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht hat, kann mithilfe des Tests herausfinden, ob dies tatsächlich der Fall war.

Für alle anderen gilt, wie oben beschrieben: Die Kenntnis des Antikörper-Titers kann informativ sein, sollte aber keine Auswirkungen auf das Verhalten im Alltag haben, denn der Antikörpertiter erlaubt keine verbindliche Aussage über den Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion.

Kann ich mithilfe eines Antikörper-Tests herausfinden, ob ich eine Infektion hatte, auch wenn ich geimpft bin?

Es gibt tatsächlich einen Test, mit dem untersucht werden kann, ob Antikörper vorhanden sind, die gegen bestimmte Virusfragmente gerichtet sind und die im Impfstoff nicht enthalten sind. Dabei wird auf sogenannte Nucleokapsid-Antikörper untersucht.

LESEN  5 Irrtümer über Nahrungsergänzungsmittel, die du unbedingt kennen solltest

Ein negatives Testergebnis lässt jedoch nicht sicher darauf schließen, dass du noch keine Infektion gehabt hast. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Antikörpertiter nach einer Infektion langsam wieder abnehmen können. Es kann auch sein, dass du bei einem milden Verlauf einer Infektion kaum Antikörper bildet.

Ein positives Testergebnis bedeutet jedoch mit ziemlicher Sicherheit, dass du bereits eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht hast, unabhängig davon, ob du geimpft bist oder nicht.

Was kosten Antikörper-Tests?

Einfache Antikörpertests, bei denen der Hausarzt Blut abnimmt und zur Analyse ins Labor schickt, kosten etwa 20 Euro. Die Kosten für Surrogat-Neutralisationstests liegen meist bei mehr als 50 Euro.

Es gibt auch Tests für zu Hause, bei denen du selbst eine Fingerkuppe abnimmst und diese zur Laboranalyse einschickst oder direkt auf eine Testkassette tropfst. Allerdings rät Matthias Orth von Selbsttests ab: “Die Ergebnisse dieser Tests sind sehr ungenau, so dass bei einer Wiederholung des gleichen Tests bei derselben Person ganz unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden können.” Auch das Entnehmen des Blutes aus einer Kapillare, wie es bei einem Fingerstick erfolgt, führt zu weiteren Unsicherheiten bei den Ergebnissen. “Selbst wenn die Antikörper anschließend im Labor gemessen werden, kommt es aufgrund des mechanischen Drucks beim Fingerstick zu einer großen Ungenauigkeit”, so Orth.

Welche Arten von Antikörpern gibt es überhaupt?

Vor allem drei Arten von Antikörpern sind interessant. Die sogenannten IgA- und IgM-Antikörper sind sozusagen die schnellen Eingreiftruppen gegen das Virus. Sie bilden sich schnell, aber ihr Spiegel im Blut sinkt nach der Infektion recht schnell ab. “Deshalb und weil sie eine geringe Spezifität haben, ist die diagnostische Aussagekraft der IgA- und IgM-Antikörper ziemlich gering”, sagt Rothe.

Eine dritte Gruppe von Antikörpern sinkt langsamer ab: die sogenannten IgG-Antikörper. Diese werden auch von Gedächtniszellen gebildet, die lange im Körper bleiben können. Sie erinnern sich daran, dass Sars-CoV-2 ein Feind ist. Wer diese Gedächtniszellen hat, kann in der Regel schnell viele neue Antikörper produzieren, wenn es nötig ist.

Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Antikörpertest?

Wenn du als Geimpfter oder Genesener etwas über deinen Immunschutz gegen SARS-CoV-2 erfahren möchtest, kannst du grundsätzlich jederzeit, ab zwei Wochen nach der letzten Impfung oder Infektion, einen Antikörpertest machen lassen. Das Ergebnis sollte jedoch mit Vorbehalt betrachtet werden, da es keine verbindlichen Aussagen zulässt (siehe oben).