Alle Jahre wieder bricht die festliche Stimmung aus, wenn das große Weihnachtsfest naht. Doch wissen eigentlich viele Menschen, warum wir Weihnachten feiern und Geschenke austauschen? Und was hat es mit dem Nikolaus, dem Weihnachtsmann, dem Christkind und Knecht Ruprecht auf sich? In diesem Artikel werden wir diese Fragen beantworten.
Nikolaus und Weihnachtsmann – der Unterschied
Für Kinder (und auch viele Erwachsene) besteht oft Verwirrung darüber, was eigentlich der Unterschied zwischen dem Nikolaus und dem Weihnachtsmann ist. Manche behaupten fälschlicherweise, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Aber der Nikolaus ist das Original und keine Kunstfigur, die nur für Werbezwecke geschaffen wurde.
Im Großen und Ganzen lassen sich die beiden Figuren folgendermaßen unterscheiden:
Der Nikolaus…
- ist ein Heiliger und Nothelfer,
- Schutzpatron der Kinder, Schüler sowie Schiffsleute,
- ruft dazu auf, an andere zu denken, Freude zu schenken und Gutes zu tun.
Der Weihnachtsmann…
- ist eine erfundene Kunstfigur,
- wurde für Werbezwecke erschaffen,
- soll den Umsatz und Handel zur Weihnachtszeit steigern,
- repräsentiert den Konsum.
Die Vorbilder des Nikolaus
Das Leben des Nikolaus ist aus historischer Sicht schwer zu rekonstruieren, aber es gibt Aufzeichnungen über mehrere Nikoläuse. Der erste wurde zwischen 280 und 286 in Lykien, der heutigen Türkei, geboren. Seine Eltern waren wohlhabend, aber sie starben, als er 16 Jahre alt war. Danach lebte er alleine in einem großen Haus und teilte seinen Reichtum mit den Armen, die an seine Tür klopften. Später verkaufte er sein Haus und zog in die Hafenstadt Myra, wo sein Cousin wohnte. In dieser Zeit wurde Kaiser Konstantin gekrönt und erlaubte den Christen, Kirchen zu bauen und dort Gottesdienste abzuhalten. Nikolaus wurde später zum Priester und dann zum Bischof geweiht.
Als Bischof teilte er seinen Reichtum mit den Armen. Er baute Armenhäuser und richtete Waisenhäuser ein. Im Hafen baute er ein Haus für ältere Seeleute, die nicht mehr arbeiten konnten.
Es gibt viele Geschichten und Legenden über die Vorbilder des Nikolaus. Eine Geschichte erzählt, wie er den armen Vater daran hinderte, seine drei Töchter zur Prostitution zu schicken, indem er ihnen heimlich Geld zusteckte. Eine andere Legende besagt, dass er drei Jungen, die von einem mörderischen Metzger getötet und zu Wurst verarbeitet wurden, wieder zum Leben erweckte.
Die Entwicklung des Weihnachtsmannes
Beim Weihnachtsmann gibt es keine wundersamen Legenden, denn er ist eine Erfindung der modernen Industrie. Nach der Reformation wurde versucht, aus dem Nikolaus und seinem Begleiter Knecht Ruprecht ein Weihnachtssymbol zu schaffen, das nur für die Verteilung der Weihnachtsgeschenke verantwortlich war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde diese Figur zum Weihnachtsmann. In evangelischen Gebieten wurde fortan der Weihnachtsmann gefeiert, während in katholischen Gegenden das Christkind oder der Nikolaus die Geschenke brachten.
Das Aussehen des Weihnachtsmannes verdanken wir einem Maler der Spätromantik. Sein langer, weißer Bart, der Mantel mit Kapuze und der Geschenkesack wurden zu seinen Markenzeichen. Der Maler ließ sich von Sagen und Märchen inspirieren und schuf im Jahr 1847 die Figur des “Herrn Winter”. Diese Figur wurde in einer Bildergeschichte für den “Münchner Bilderbogen” verwendet und verbreitete sich schnell weltweit. Der Glaube an den Weihnachtsmann wurde auch in den USA durch europäische Auswanderer eingeführt.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es keine einheitlichen Kleidervorschriften für den Weihnachtsmann. Seine Mäntel waren rot, blau oder goldfarben und er wurde in verschiedenen Größen dargestellt. Erst als der schwedische Maler Haddon Sundblom im Auftrag von Coca-Cola dem Weihnachtsmann einen roten Kapuzenmantel mit weißem Pelzbesatz, Rauschebart und Pausbacken verpasste, bekam er sein prototypisches Aussehen, das heute jedes Kind kennt.
Die Gabenbringer Knecht Ruprecht und das Christkind
Manche Kinder bekommen ihre Geschenke nicht vom Nikolaus oder Weihnachtsmann, sondern vom Christkind oder Knecht Ruprecht. Das Christkind wurde von Martin Luther erfunden. Ihm missfiel die Verehrung der Heiligen, deshalb schuf er eine Gegenfigur zum heiligen Nikolaus. Im Gegensatz zum Nikolaus, der am 6. Dezember Geschenke brachte, verteilte das Christkind seine Gaben am 25. Dezember.
Kurioserweise übernahmen die Katholiken das Christkind von Luther, während evangelische Familien ihren Kindern vom Weihnachtsmann erzählten. Der Weihnachtsmann selbst entstand aus der Verschmelzung der Nikolausfigur und Knecht Ruprecht. Letzterer ist der Gehilfe des Nikolaus und besucht gemeinsam mit ihm die Kinder zu Hause. Während der Nikolaus in allen Legenden eine positive Figur ist, wird seinen Begleitern eine negative Rolle zugeschrieben. Knecht Ruprecht war ursprünglich unter Namen wie Belznickel, Beelzebub oder Teufel bekannt.
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