Allgemeinbildung und Allgemeinwissen werden oft als Synonyme verwendet. Im Alltag spielt der Unterschied zwischen den beiden Begriffen keine große Rolle. Dennoch besteht ein Unterschied zwischen Wissen und Bildung.
Allgemeinwissen – Mitreden können
Wenn jemand über ein breites Spektrum an Grundkenntnissen verfügt und auf verschiedenen Gebieten mitreden kann, hat er ein gutes Allgemeinwissen. Dieser Mensch kennt die Hauptstädte und geographische Lage der meisten Länder der Welt. Er ist auch mit den Zusammenhängen in Geschichte, Biologie, Physik und Chemie vertraut. Doch besitzt dieser Mensch auch eine Allgemeinbildung oder handelt es sich lediglich um Allgemeinwissen?
Allgemeinwissen ist subjektiv
Allgemeinwissen bezieht sich auf das Wissen, das die Allgemeinheit besitzt. Sobald der Durchschnittsbürger mit seinem durchschnittlichen Bildungsniveau beispielsweise weiß, wie man ein Auto repariert, wird dieses Wissen zum Standard und zum Allgemeinwissen. In verschiedenen sozialen Gruppen gibt es unterschiedliche Standards für Allgemeinwissen. Das Wissen, Flughäfen, Hauptstädte und Sehenswürdigkeiten verschiedener Reiseziele zu kennen, ist für ein Reisebüro Allgemeinwissen, während es für Auto-Enthusiasten keine bedeutende Rolle spielt.
Auch die Zeit spielt eine wichtige Rolle. Das, was früher zum Allgemeinwissen gehörte, kann heute veraltet sein und wird nur noch im entsprechenden Unterricht behandelt. Das Allgemeinwissen variiert also je nach Zeit und Weltbild.
Allgemeinwissen hat immer eine Wertvorstellung
Allgemeinwissen ist das Wissen, das von der Allgemeinheit als bedeutend erachtet wird und in das Weltbild dieser Allgemeinheit passt. Die Wertvorstellungen einer Gesellschaft bestimmen, was zum Allgemeinwissen gehört. Ein Beispiel dafür ist die Evolutionstheorie, die in Deutschland als Teil der Biologie angesehen wird. In fundamentalistischen Gesellschaften, in denen religiöse Überzeugungen den Bildungsstandard bestimmen, wird die Evolutionstheorie abgelehnt und gehört somit nicht zum Allgemeinwissen.
Auch die Darstellung der Geschichte hängt von den Wertvorstellungen einer Nation ab. In verschiedenen Ländern wird die Geschichte unterschiedlich gelehrt, was dazu führt, dass aktuelle Ereignisse unterschiedlich bewertet werden. Das Allgemeinwissen im Bereich Geschichte kann also von Land zu Land variieren.
Von Allgemeinwissen zur Allgemeinbildung
Da Allgemeinwissen subjektiv ist und von jedem individuell interpretiert werden kann, braucht es einen Begriff, unter dem das Wissen der Gesellschaft eingeordnet werden kann. Dieser Begriff ist die Allgemeinbildung. Allgemeinbildung umfasst das gesamte Allgemeinwissen einer Gesellschaft, das mit den Wertvorstellungen der Allgemeinheit übereinstimmt. Dabei ist Bildung immer mit Persönlichkeitsbildung verbunden. Nur wer über ausreichend Allgemeinwissen verfügt und es verantwortungsbewusst einsetzt, kann als gebildet bezeichnet werden.
Allgemeinwissen ohne Allgemeinbildung
Wenn jemand sein Allgemeinwissen nutzt, um andere zu erniedrigen oder sich über sie zu stellen, zeugt das von mangelnder Bildung. Denn Bildung umfasst nicht nur Wissen, sondern auch den Umgang mit Werten und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Jemanden wegen fehlenden Wissens als dumm dastehen zu lassen, löst keine Probleme. Nur wer Probleme lösen und vernünftig kommunizieren kann, ist in der Lage zu denken. In Kombination mit dem von der Allgemeinheit als wissenswert betrachteten Wissen entsteht Allgemeinbildung.
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