Alternativen zu Sojaimporten in Europa und Deutschland

Pflanzen · Forschung · Landwirtschaft · Lebensmittel

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Europa und Deutschland sind stark von importiertem Soja aus Nord- und Südamerika abhängig. Diese Abhängigkeit ruft zunehmend Kritik hervor, nicht nur wegen der gentechnisch veränderten Sojabohnen, die nach Europa gelangen, sondern auch aufgrund der oft wenig nachhaltigen Bedingungen, unter denen Sojabohnen angebaut werden, wie beispielsweise Monokulturen, Waldrodungen und der Einsatz von Chemikalien. Doch alternative Eiweißpflanzen haben es in Europa schwer. Besonders problematisch ist der drastische Rückgang des Rapsanbaus in Deutschland. Dies führt dazu, dass die Importe hoch bleiben.

Die Förderung eiweißreicher Futterpflanzen

In den letzten Jahren ist der Anbau eiweißreicher Futterpflanzen in Deutschland und vielen europäischen Ländern stark zurückgegangen. Doch mittlerweile hat die Agrarpolitik eine nationale und europäische Eiweißstrategie in Angriff genommen. In Deutschland wird nicht nur der Anbau eiweißreicher Futterpflanzen öffentlich gefördert, sondern auch die Züchtung und Agrarforschung. Darüber hinaus können Landwirte alternative Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen im Rahmen des Greenings als “ökologische Vorrangfläche” anrechnen lassen, da solche Pflanzen (Leguminosen) den Boden mit Stickstoff anreichern.

Steigende Erträge bei eiweißreichen Futterpflanzen

Bis 2014 blieb der Anbau eiweißreicher Futterpflanzen in Deutschland nahezu unverändert bei rund 0,3 Millionen Tonnen. Danach stiegen die Flächen und Erträge an. Im Jahr 2021 wurden knapp 0,6 Millionen Tonnen Körnerleguminosen geerntet, was einer Verdopplung gegenüber 2014 entspricht. Dennoch ist Rapsschrot das wichtigste Eiweißfuttermittel in Deutschland. Der Verbrauch hat sich seit 2004 nahezu verdoppelt und liegt 2021 bei 4,1 Millionen Tonnen. Seit 2017 wird erstmals mehr Rapsschrot verfüttert als Sojaschrot.

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Probleme im Rapsanbau

Die Produktion von Rapsschrot profitiert von der steigenden Nachfrage nach heimischen und “gentechnikfreien” Futtermitteln. Insbesondere Rinderhalter haben auf den Anbau von Raps umgestellt, um den Anforderungen vieler Molkereien und großer Handelsketten zu genügen, die ihre Milchprodukte mit dem “Ohne Gentechnik”-Label kennzeichnen möchten. Allerdings ist der Rapsanbau in Deutschland seit 2014 drastisch zurückgegangen, um etwa die Hälfte. Dies liegt nicht nur an den heißen und trockenen Sommern, sondern auch daran, dass einige Schädlinge wie der Rapserdfloh und die Kleine Kohlfliege nicht mehr effektiv bekämpft werden können, da die entsprechenden Wirkstoffe verboten sind oder noch nicht zugelassen wurden. Der wirtschaftliche Nutzen des Rapsanbaus für Landwirte sinkt daher immer weiter. Die sinkenden heimischen Erträge müssen durch Importe aufgefangen werden, hauptsächlich aus Europa, aber auch aus Australien und Kanada. In Kanada beträgt der Anteil gentechnisch veränderter Rapsanbauflächen 95 Prozent, während er in Australien bei 31 Prozent liegt.

Förderung des heimischen Sojaanbaus

Noch vor Kurzem führte Sojaschrot die Liste der Eiweißfuttermittel an, hauptsächlich importiert aus den klimatisch geeigneten Regionen Nord- und Südamerikas. Um der Abhängigkeit von den Importen gentechnisch veränderter Sojabohnen entgegenzuwirken, wird der heimische Sojaanbau seit einigen Jahren gefördert. Die Anbauflächen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In Deutschland haben sie sich von 1.000 Hektar im Jahr 2008 auf über 50.000 Hektar im Jahr 2022 vervielfacht. Obwohl inzwischen mehr als 100.000 Tonnen Sojabohnen geerntet werden, machen diese Mengen im Vergleich zu den importierten Mengen (6,3 Millionen Tonnen im Jahr 2021) kaum einen Unterschied aus.

Selbstversorgungsgrad in Deutschland und Europa

Der Selbstversorgungsgrad mit Eiweißfuttermitteln in Deutschland ist seit 2014 von etwa 40 auf derzeit 25 bis 30 Prozent gesunken. Die Hauptursache dafür ist jedoch nicht der steigende Sojaimport, sondern der Rückgang im Rapsanbau. In Europa sieht es ähnlich aus. Neben den traditionellen Soja-Regionen in Italien und Frankreich setzen vor allem die Donauländer Österreich, Ungarn, Kroatien und Rumänien verstärkt auf den Anbau “regionaler, gentechnikfreier Sojabohnen”. Eine nachhaltige und zertifizierte Produktion von Eiweißpflanzen, insbesondere von Sojabohnen, wird in Europa durch die Europa-Soja-Erklärung gefördert. Die gesamte EU erzielt derzeit eine Sojaernte von jährlich etwa drei Millionen Tonnen, was jedoch nur knapp neun Prozent der europäischen Einfuhren entspricht.

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