Wenn du in Italien oder Spanien einen ‘Caffé’ bestellst, bekommst du einen Espresso serviert. Möchtest du mehr Flüssigkeit, bestelle ‘Caffé Americano’. Welche Americano-Varianten es gibt und was Caffé Americano von Caffé Lungo unterscheidet, kannst du hier in diesem Artikel nachlesen.
Was ist ein Americano Kaffee?
“Caffé Americano” ist ein mit heißem Wasser verlängerter Espresso. Für die Americano-Zubereitung wird der Espresso in eine mittelgroße Tasse gefüllt – meist eine Cappuccino-Tasse – und im Verhältnis 1:1 mit heißem Wasser gestreckt. Wichtig ist die Reihenfolge: Zuerst den Espresso wie gewohnt zubereiten. Dann im zweiten Schritt das zusätzliche Wasser einfüllen. So lautet das ursprüngliche Rezept.
Manche Caffés servieren das heiße Wasser für einen Caffé Americano auch getrennt. Dann kannst du selbst entscheiden, wie stark du deinen Caffé strecken möchtest. Möchtest du Milch und Zucker dazu haben, solltest du das sagen. Denn normalerweise wird Caffé Americano ohne Milch und ohne Zucker getrunken. Möglich ist aber alles. In manchen Caffés wirst du auch gefragt, ob du Milch und Zucker dazu haben möchtest oder nicht.
Caffé Lungo: Espresso mit doppelt so viel Wasser zubereitet
Caffé Americano und Caffé Lungo unterscheiden sich in der Art der Zubereitung und im Aroma. Während beim Caffé Americano der bereits fertig aufgebrühte Espresso nachträglich mit Wasser gestreckt wird, wird der Caffé Lungo mit doppelt so viel Wasser wie üblich zubereitet. Im ersten Moment hört sich das nicht großartig anders an. Doch Americano-Liebhaber schwören auf einen entscheidenden Unterschied im Aroma. Warum, das will ich kurz erklären:
Die Regel für einen perfekten Espresso lautet: 30 Sekunden extrahieren, 90-95°C heißes Wasser, 9 Atmosphären Druck im Espressoautomaten. Die Crema überzieht den Espresso komplett als gleichmäßig dicke und farblich einheitliche Schicht. Dann ist der Espresso weder unterextrahiert noch überextrahiert.
Unterextrahierten Espresso erkennst du daran, dass nicht die gesamte Oberfläche des Espresso gleichmäßig mit einer Crema-Schicht überzogen ist. Meist sammelt sich die Crema am Rand, doch in der Mitte der Tasse schimmert der dunkle Espresso durch.
Bei überextrahiertem Espresso ist die Ausgabezeit zu lange. Das erkennst du daran, dass gegen Ende der Ausgabe die Farbe der Flüssigkeit aus dem Automaten nur noch durchsichtig-hellbraun ist und ein Fleck hellbeige Crema zu sehen ist.
Für einen Caffé Americano bereitest du also einen perfekten Espresso zu, mit all seinen vielfältigen und typischen Aromen. Und diesen streckst du nachträglich mit heißem Wasser. Für einen Caffé Lungo nimmst du dagegen die doppelte Menge Wasser und bereitest daraus einen dünnen Espresso zu. Weil die Ausgabezeit beim Caffé Lungo naturgemäß länger als 30 Sekunden ist, verändern sich Aroma und Farbe. Und das schmeckt man, sagen Americano-Liebhaber. Versuch es einfach selber.
Tipp: Es geht noch ausgeklügelter. Wenn dir die Crema beim Americano wichtig ist, dann fülle deine Kaffeetasse erst mit der entsprechenden Menge heißem, nicht mehr kochendem Wasser und brühe den Espresso direkt auf das Wasser. Dann bleibt dir die Crema erhalten. Und vielleicht entdeckst du auf der Crema deines perfekt zubereiteten Espresso ja die so genannten Tigerstreifen, die ein optimaler Caffé Americano haben darf.
Die Geschichte des Caffé Americano
Wie der Name dieser Kaffeevariante bereits erahnen lässt, soll Caffé Americano von den Amerikanern erfunden worden sein, obwohl es dafür keine handfesten Beweise gibt. Seine Entstehung wird auf das Ende des Zweiten Weltkriegs, also ab 1945 datiert. Der Begriff “Americano” wird jedoch erst in den 1970er Jahren populär.
Den in Italien stationierten amerikanischen Soldaten wird nachgesagt, dass ihnen der italienische Espresso zu stark war. In den USA war damals, wie in Deutschland, der Filterkaffee das beliebteste Kaffeegetränk. Also gingen die GIs dazu über, heißes Wasser mit zu bestellen, um den Caffé, also den Espresso, zu verlängern. So schmeckte er nicht so stark und ihnen einfach besser.
Selbst heute ist in Italien Filterkaffee kaum zu bekommen. Wenn doch, dann bestellst du ihn als Caffé all’americana.
Im November 2016 machte eine Nachricht zum Caffé Americano in den sozialen Medien die Runde: Der russische Ministerpräsident Dmitry Medvedev habe doch tatsächlich vorgeschlagen, den ‘Americano’ in ‘Russiano’ umzubenennen. Wie sich später herausstellte, kam der Vorschlag bei dem Treffen aber aus einer armenischen Delegation. Medvedev hatte mitbekommen, wie jemand einen Americano bestellt hatte.
Im Scherz hatte er daraufhin vorgeschlagen, das Getränk politisch korrekt umzubenennen. In einem Tweet auf diese Nachricht schlug prompt jemand vor, den Russiano statt mit Wasser einfach mit Vodka zu strecken.
Kleine Kaffeekunde
Der Ursprung des Kaffees liegt wohl in der Hochländern Äthiopiens. Von dort gelangte er über Händler im 13./14. Jahrhundert in den arabischen Raum. Das pflanzliche Getränk wurde als “qahwah” oder “kahwah” bezeichnet, woraus die Bezeichnung Kaffee entstand.
Hauptverschiffungshafen war lange Zeit die Stadt Mocha im Jemen, worauf die Bezeichnung ‘Mokka’ zurückgeführt wird. Beim Mokka wird das Kaffeepulver gemeinsam mit Wasser mehrmals aufgekocht. Wenn sich der Kaffeesatz etwas abgesetzt hat, wird der Mokka vorsichtig in kleine Tassen gefüllt.
Im 17. Jahrhundert erreichte der Kaffee dann über die Türken Europa. Dort wurde er lange Zeit nur in öffentlichen Kaffeehäusern ausgeschenkt. Weil der Kaffeeverbrauch enorm stieg, begannen viele europäische Länder, in ihren Kolonien selbst Kaffee anzubauen. Über die Europäer reiste der Kaffeestrauch nach Asien und nach Lateinamerika.
So wachsen Kaffeebohnen
Kaffee gedeiht nur im so genannten Tropengürtel unserer Erde. Der Kaffeestrauch verträgt keinen Frost, braucht Durchschnittstemperaturen von 17 bis 23°C und regelmäßigen Regen. Zudem benötigt er guten, nährstoffreichen Boden und keine zu starke Sonneneinstrahlung. Deshalb wird Kaffee meist gemeinsam mit anderen Pflanzen angepflanzt, die ihm Schatten spenden, zum Beispiel Bananen oder Papaya.
Der wilde Kaffeestrauch wächst zehn bis fünfzehn Meter hoch. Auf den Plantagen wird er auf etwa drei Meter zurückgeschnitten, um die Ernte der reifen Kaffeekirschen zu erleichtern. Der Kaffeestrauch trägt Blüten und Früchte zur gleichen Zeit. Die Blüten duften angenehm nach Jasmin.
Es dauert je nach Kaffeesorte fünf bis zwölf Monate, bis die Kaffeekirschen aus den Blüten gereift sind. Anfangs sind die Kirschen grün, im reifen Erntestadium dann rot. Das Fruchtfleisch ist gelb, klebrig und stark zuckerhaltig. Es sind die beiden ovalen Samenkerne in der Mitte der Frucht, aus denen wir später unseren Kaffee zubereiten.
Handgepflückt – bei hochwertigen Kaffeebohnen ein MUSS
Die reifen Kaffeefrüchte werden von Hand gepflückt, um die Blüten nicht zu beschädigen. Dann müssen die Kaffeebohnen vom Fruchtfleisch getrennt werden. Das geschieht in der trockenen Aufbereitung oder der nassen Aufbereitung.
Bei der trockenen Aufbereitung werden die Kaffeefrüchte rund 20 Tage in Lagen und unter Wenden an der Sonne getrocknet. Wo das wegen Regens oder zu hoher Luftfeuchte nicht möglich auch, kommen auch Trockentrommeln zum Einsatz. Anschließend werden das Fruchtfleisch und die Pergamentschale, die beide Bohnen im Inneren der Frucht zusammenhält, maschinell entfernt.
Bei der nassen Aufbereitung kommen die Kaffeefrüchte in ein Wasserbecken. Ein maschineller Entpulper quetscht das Fruchtfleisch von der Bohne ab. Damit sich auch das restliche Fruchtfleisch löst, werden die Bohnen einem kurzen Gärungsprozess unterzogen. Danach lässt sich auch das verbliebene Fruchtfleisch leicht von den Bohnen lösen.
Sie müssen dann rasch getrocknet werden, damit sie nicht faulen oder schimmeln. Nach dem Trocknen befreit eine Schälmaschine die Bohnen von der Pergamentschale. Zwei einzelne, gräulich-grüne Kaffeebohnen bleiben übrig. Sie sind der berühmte Rohkaffee, der meist per Schiff in die Verbraucherländer reist. Die nasse Aufbereitung ist aufwendig und erfordert viel Wasser, wird aber am häufigsten angewandt.
Tipp: Wenn du ganze Kaffeebohnen kaufst, kannst du manchmal kleine Reste der silbrigen Pergamenthaut in der Packung entdecken.
Rösten, die Königsdisziplin
Erst beim Rösten bilden sich die typischen Kaffeearomen in den Kaffeebohnen. Dazu werden die Rohbohnen trocken und fettfrei mit heißer Luft erhitzt. Dauer und Temperatur der Röstung stimmt der Röstmeister auf das gewünschte Ergebnis ab. Dazu braucht es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Innerhalb von nur wenigen Minuten können Kaffeebohnen verkohlen und damit ungenießbar werden.
Generell gesagt schmecken hell geröstete Kaffeebohnen milder, dunkel geröstete eher stärker. Langsam und bei niedrigen Temperaturen gerösteter Kaffee ist verträglicher, wohingegen schnell und bei hohen Temperaturen gerösteter Kaffee kräftig und herb ist.
Im Allgemeinen werden Kaffeebohnen in einem Zeitfenster von 10 bis 20 Minuten bei 200 bis 230°C geröstet. Jede Rösterei hat ihre eigene Rezeptur, die sich nach Herkunftsland und Qualität des Rohkaffees und nach dem beabsichtigten Kaffeetyp richtet. Nach dem Rösten enthalten die Kaffeebohnen zwischen 800 und 1000 verschiedene Aromen. Damit ist Kaffee sogar aromareicher als Wein.
Beim Rösten erwärmen sich die Kaffeebohnen. Sie quellen auf rund 160 Prozent ihres ursprünglichen Volumens auf. Im Zellinneren entstehen Gase, die das bewirken. Gleichzeitig härtet die Bohne aus und verändert ihren Farbton in Richtung braun. Ab etwa 160°C bilden sich die Aromastoffe.
Durch den hohen Druck im Inneren der Bohne platzt sie irgendwann auf, man spricht vom so genannten First Crack. Für helle Röstungen bricht der Röstmeister die Röstung hier ab. Steigert er die Rösttemperatur weiter auf 220 bis 230°C, so sind tiefdunkelbraune Kaffeebohnen mit mehr Bitterstoffen das Ergebnis. Dunklere Röstungen sind zum Beispiel bei Espresso und Mokka erwünscht.
Auch die Aromen verändern sich mit höheren Temperaturen. Zunächst steigt die Anzahl der Aromen, um sich dann wieder zu verringern. Mit steigenden Temperaturen reduzieren sich die Säuren im Kaffee und erhöht sich der Herbegrad. Bei etwa 200°C ist die heikelste Phase der Röstung erreicht. Jetzt kann es zu chemischen Reaktionen kommen, die zusätzliche Wärme freisetzen, die nicht immer erwünscht ist.
Der Kaffee kann “verbrennen”. Haben die Bohnen daher den gewünschten Farbton und die gewünschten Aromen erreicht, fallen die Bohnen in einen Kühltrichter, wo sie rasch abgekühlt werden. Wichtig ist es jetzt, die Kaffeebohnen zügig luftdicht zu verpacken. Denn offen bei Zimmertemperatur gelagerte Bohnen verlieren innerhalb von zwei Wochen ihren Duft und Geschmack, da viele der Aromen flüchtig sind und entweichen.
Tipp: Kaffeebohnen und gemahlenen Kaffee solltest du dunkel, trocken, luftdicht und bei niedrigen Temperaturen lagern. Denn Kaffeearomen sind flüchtig und leider schnell verschwunden. Es wäre wirklich schade, wenn du nicht das volle Aroma deines Kaffees genießen könntest.
Die richtige Bohne für Caffé Americano finden
Als Basis für einen guten Caffé Americano benötigst du einen kräftigen, aromatischen Espresso. Du hast die Wahl, dich bei den Espressobohnen für eine Blend zu entscheiden oder für einen sortenreinen Espresso. Eine Blend ist eine Bohnenmischung mit weitgehend gleichbleibendem Geschmack.
Der Kaffeehersteller kann die Mischung entweder vor der Röstung zusammenstellen, dann spricht man von “blending before roasting”. Oder er stellt sie erst nach dem Rösten jeder einzelnen Provenienz zusammen, dann heißt es “blending after roasting. Ziel der Blends ist es, dir als Kaffeetrinker gleichbleibenden Geschmack und verlässliche Qualität zu bieten.
Sortenreine Kaffees unterliegen naturgemäß deutlichen Schwankungen, vergleichbar denen bei sortenreinen Jahrgangsweinen eines Winzers. Ob du gleichbleibenden Geschmack oder Sortenreinheit bevorzugst, liegt an dir. Wenn du die Abwechslung liebst, findest du bei kleineren, regionalen Röstereien reichlich Auswahl zum Experimentieren. Da gibt es exotische Herkünfte aus Ländern wie Papua Neuguinea, Äthiopien oder Costa Rica oder Hausspezialitäten als Blends.
Für Espresso-Variationen wie den Caffé Americano wird häufig Espresso auf Basis reiner Arabica-Bohnen verwendet. Weltweit sind rund 40 verschiedene Kaffeesorten bekannt. Mit rund 60 Prozent Marktanteil wird die Kaffeesorte Arabica am meisten gekauft, gefolgt von Robusta mit rund 36 Prozent.
Arabica
Arabica-Kaffeesträucher wachsen in Höhenlagen zwischen 800 und 1.800 Metern und benötigen jährliche Niederschlagsmengen zwischen 1.000 und 2.000 mm. Gleichzeitig sind ihre Blätter anfällig gegen Pilzkrankheiten.
Arabicabohnen werden überwiegend in Süd- und Lateinamerika kultiviert, aber auch in Äthiopien oder Teilen Asiens. Arabica-Früchte benötigen 9 Monate zum Heranreifen. Arabica-Kaffee enthält mit 1,1 bis 1,7 Prozent Koffein nur etwa die Hälfte an Koffein wie Robusta.
Tipp: Wenn dein Magen empfindlich auf herben Kaffee reagiert, dann versuche es mit hell und mild geröstetem Arabica-Bohnen. Schau aber genau hin. Denn auch stark gerösteter Espresso basiert meist auf 100% Arabica-Bohnen. Hell geröstete Arabica-Bohnen sind verträglicher als dunkel geröstete. Generell sind Arabicabohnen bekömmlicher als Robustabohnen.
Robusta
Robusta-Kaffeesträucher sind deutlich robuster als Arabica. Sie gedeihen in Küstenregionen und in Höhenlagen bis 800 Meter. Wie der Sortenname nahelegt, ist die Kaffeesorte Robusta weniger anfällig für Pilze. Die Früchte benötigen nur 5 Monate zum Heranreifen.
Hauptanbauländer für Robusta sind Indonesien, Vietnam, Brasilien, Uganda sowie die Elfenbeinküste. Robusta-Bohnen enthalten 2 bis 4,5 Prozent Koffein. Und etwa 50 Prozent mehr Chlorogensäure als Arabica-Bohnen. Chlorogensäure ist ein Indikator dafür, wie stark du den Säuregeschmack deines Kaffees wahrnimmst.
Americano Kaffee Rezept
Geheimtipp: Americano-Variationen
Iced Caffé Americano für heiße Sommertage
- Schritt: Fülle 2 bis 3 Eiswürfel in eine mittelgroße Kaffeetasse.
- Schritt: Stelle die Tasse unter die Siebträgermaschine oder den Vollautomaten und lasse 60 ml frisch zubereiten Espresso einlaufen (double-shot-Esspresso). Du kannst auch zwei single-shot-Espresso nacheinander einlaufen lassen.Wenn dir dein Iced Caffé Americano zu stark ist, gib noch Eiswürfel, Crushed Ice oder kaltes Wasser dazu. Ein erfrischender Muntermacher im Sommer! Und experimentieren ist natürlich möglich.
Caffé Americano mit Pistaziensahne
- Schritt: Schlage Sahne fast steif und füge einige Teelöffel Pistaziencreme (erhältlich im gut sortierten Supermarkt bei den Brotaufstrichen) zu. Schlage die Sahne mit der Pistaziencreme steif. Bereite gehackte Pistazien vor.
- Schritt: Fülle 90 ml heißes, nicht mehr kochendes Wasser in ein großes Kaffeeglas
- Schritt: Stelle die Tasse unter die Siebträgermaschine oder den Vollautomaten und lasse 60 ml frisch zubereiten Espresso einlaufen (double-shot-Esspresso).
- Schritt: Gib die Pistaziensahne auf den Caffé Americano. Dekoriere mit gehackten Pistazien.
Tipp: Du kannst dieses Caffé Americano Rezept auch mit Mandelcreme und gehackten Mandeln oder Erdnusscreme und gehackten Erdnüssen variieren.
Caffé Americano FAQ
Was ist der Unterschied zwischen Caffé Americano und Long Black?
Die Bezeichnung Long Black stammt wohl aus Australien. Sie bezeichnet einen Caffé Americano, bei dem der Espresso auf das heiße Wasser in der Tasse aufgesetzt wird. Wenn du sicher gehen willst, dass eine schöne Crema auf deinem Americano ist, bestelle ihn unter dem Namen Long Black.