Amyotrophe Lateralsklerose und Multiple Sklerose: Der Unterschied, den du kennen solltest!

Amyotrophe Lateralsklerose und Multiple Sklerose: Der Unterschied, den du kennen solltest!

Neurologische Erkrankungen sind oft schwer zu verstehen und noch schwerer auseinanderzuhalten. Heute nehmen wir uns die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und die Multiple Sklerose (MS) vor, um die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden zu beleuchten.

Amyotrophe Lateralsklerose und Multiple Sklerose: Symptome

Es ist wichtig zu wissen, dass beide Krankheiten ähnliche Symptome aufweisen können. Muskelschwäche, Bewegungsstörungen und Koordinationsprobleme sind bei beiden Erkrankungen keine Seltenheit. Doch die Unterschiede sind beträchtlich und sollten nicht übersehen werden.

Bei Menschen mit Multipler Sklerose treten normalerweise zu Beginn der Krankheit Symptome wie Kribbeln, unsicherer Gang und Ataxie auf. Im weiteren Verlauf können emotionale und kognitive Störungen wie Angst, Depression und Gedächtnisprobleme auftreten. Die Symptome können jedoch von Patient zu Patient stark variieren.

Bei ALS hingegen treten in der Regel keine kognitiven Probleme auf. Stattdessen treten motorische Symptome auf, die nach und nach die Kontrolle über willkürliche Bewegungen beeinträchtigen. Die Kraft in Armen und Beinen geht verloren und am Ende der Krankheit kann es zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Schlucken und Atmen kommen.

Ursachen

Die Ursachen für beide Krankheiten sind ebenfalls unterschiedlich. Die genauen Gründe für Multiple Sklerose sind noch nicht ausreichend erforscht, aber es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Eine mögliche Hypothese besagt, dass ein unbekannter Virus oder Erreger die Myelinscheide angreift, die die Nervenfasern umhüllt und schützt. Dadurch werden auch die Oligodendrozyten zerstört, die für die Bildung neuer Myelinscheiden verantwortlich sind.

Bei ALS hingegen werden die Motoneuronen angegriffen, die Nervenzellen, die für die Kontrolle der willkürlichen Bewegungen zuständig sind. Dadurch kommt es im Verlauf der Krankheit zu Muskelschwund, da die Nervenimpulse nicht mehr auf die Muskeln übertragen werden können.

LESEN  Zunge reinigen: Mit diesen Hausmitteln wird sie sauber

Inzidenz, Alter und Geschlecht

In Deutschland sind derzeit etwa 220.000 bis 250.000 Menschen von Multipler Sklerose betroffen. Die Inzidenz liegt in Europa durchschnittlich bei 8 bis 10 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Weltweit leiden etwa 2,5 Millionen Menschen an MS.

Die Amyotrophe Lateralsklerose hat eine jährliche Inzidenz von 1 bis 2 Patienten pro 100.000 Personen. In Deutschland gibt es zwischen 6.000 und 8.000 Patienten, allerdings muss die kurze Lebenserwartung der Betroffenen berücksichtigt werden.

Was das Alter betrifft, tritt Multiple Sklerose normalerweise früher auf als ALS. Die Diagnose erfolgt typischerweise zwischen 20 und 40 Jahren, wobei das Durchschnittsalter 29 Jahre beträgt. ALS hingegen tritt meist im Alter zwischen 40 und 70 Jahren auf.

In Bezug auf das Geschlecht tritt Multiple Sklerose häufiger bei Frauen auf, während ALS bei Männern häufiger vorkommt. Die genauen Gründe dafür sind noch nicht ausreichend erforscht.

Erblichkeit

Obwohl nicht nachgewiesen ist, dass Multiple Sklerose erblich ist, wird das Vorhandensein der Krankheit bei einem Familienmitglied als Risikofaktor betrachtet, insbesondere bei Verwandten ersten Grades wie Eltern oder Geschwistern. Bei ALS sind 10% der Fälle mit einer Mutation eines von den Eltern geerbten Gens verbunden.

Behandlung

Leider gibt es für beide Krankheiten keine Heilung. Die Behandlungsmethoden zielen jedoch darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Bei Multipler Sklerose sind wirksame Behandlungen bisher nur für die schubförmig-remittierende Variante verfügbar. Medikamente wie Avonex, Betaferon, Rebif, Copaxone, Mitoxantron und Natalizumab werden eingesetzt, um die Symptome zu kontrollieren und den Krankheitsverlauf zu beeinflussen.

Für ALS gibt es nur ein einziges kommerzialisiertes Medikament namens Riluzol, das die Zerstörung von Nervenzellen durch Glutamat blockiert.

LESEN  Was ist Clear Protein? | Alles, was du wissen musst!

Zusätzlich zu medikamentösen Behandlungen können auch Psychotherapie, Physiotherapie und Logotherapie bei beiden Krankheiten hilfreich sein.

Krankheitsprogression und Sterblichkeit

Bei Multipler Sklerose leiden etwa 85% der Patienten an der schubförmig-remittierenden Variante, bei der die Symptome nach einem Schub wieder zurückgehen und in der Regel kontrollierbar sind. Die Dauer der Symptome variiert, kann aber zwischen 24 und 72 Stunden betragen. Es gibt jedoch Menschen, bei denen jahrelang keine Schübe auftreten.

Ein Teil der Patienten mit schubförmig-remittierender MS entwickelt im weiteren Verlauf eine sekundär progrediente Variante. Etwa 50% der Patienten leiden an dieser Form der MS. Die primär progrediente Form betrifft etwa 10 bis 15% der Betroffenen und verläuft kontinuierlich fortschreitend.

Im Gegensatz dazu ist ALS eine progressive Erkrankung, bei der es zu einer allmählichen Verschlechterung der Symptome kommt.

Was die Sterblichkeit betrifft, ist ALS deutlich schwerwiegender als Multiple Sklerose. Die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt bei ALS drei bis fünf Jahre, obwohl es auch Ausnahmen gibt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Stephen Hawking.

Multiple Sklerose führt nicht zwangsläufig zum Tod, aber die Lebensqualität der Betroffenen ist oft stark eingeschränkt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt jedoch im normalen Bereich.

Andere Krankheiten, andere Realitäten

Obwohl beide Krankheiten das zentrale Nervensystem betreffen, sind Multiple Sklerose und Amyotrophe Lateralsklerose völlig unterschiedliche Krankheiten. Symptome, Ursachen, Behandlungen und der Krankheitsverlauf unterscheiden sich erheblich. Leider gibt es für keine der beiden Krankheiten eine Heilung, aber Therapien können dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.