Ein Text kann auf verschiedene Weisen faszinieren und seine Leser*innen in den Bann ziehen. Ein besonders wirkungsvolles Stilmittel, das sowohl in der Lyrik als auch in der Prosa eingesetzt wird, ist die Anapher. Durch die wiederholte Verwendung eines oder mehrerer Wörter am Anfang eines Satzes, Verses oder einer Strophe erzeugt die Anapher eine besondere Wirkung. Wir zeigen dir, was es mit diesem Stilmittel auf sich hat und präsentieren dir anschauliche Beispiele.
Was genau ist eine Anapher?
Die Anapher ist ein beliebtes Stilmittel in der Literatur, das vor allem in der Lyrik und in Prosa-Texten Verwendung findet. Bei der Anapher werden ein oder mehrere Wörter am Satzanfang, am Anfang einer Strophe oder eines Verses wiederholt. Aber auch am Anfang verschiedener Satzteile kann die Anapher stehen.
Die Wirkung der Anapher
Der Name “Anapher” leitet sich vom griechischen Wort “anaphorá” ab, was so viel wie “Rückbeziehung” bedeutet. Die Wiederholung eines bestimmten Wortes oder einer Wortgruppe schafft eine Verbindung und betont diese Textstellen. Dadurch wird die Anapher besonders hervorgehoben und kann den Rhythmus des Textes beeinflussen oder zur Strukturierung beitragen.
Die Anapher findet nicht nur in der Literatur Anwendung, sondern auch in der Werbung. Durch die Wiederholung eines Slogans wird dieser den Konsument*innen besser in Erinnerung bleiben.
Im Gegensatz zur Anapher betont die Alliteration nicht den Satzanfang, sondern den Wortanfang. Hierbei werden die Anfangslaute mehrerer Wörter gleich gewählt, um eine bestimmte Wortmelodie zu erzeugen oder die Wichtigkeit zu betonen.
Beispiele für Anaphern in der Literatur
Viele berühmte Werke renommierter Autor*innen enthalten Anaphern und machen diese Texte besonders einprägsam. Hier sind einige Beispiele:
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“Ich hör’ die Bächlein rauschen,
Im Walde her und hin,
Im Walde in dem Rauschen,
Ich weiß nicht, wo ich bin.”
(Aus “In der Fremde” von Joseph von Eichendorff) -
“Walle! walle manche Strecke,
dass, zum Zwecke,
Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
Stehe! stehe!
Denn wir haben deiner Gaben vollgemessen!
Ach, ich merk es!
Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!”
(Aus dem Gedicht “Der Zauberlehrling” von Johann Wolfgang von Goethe) -
“Pfui über allen Tod!
Durch Schwert, durch Feuer, durch Gift, durch Strick, durch Beil. Pfui allem Tod!”
(Aus dem Drama “Ein treuer Diener seines Herrn” von Franz Grillparzer) -
“Gesegnet wirst du sein in der Stadt, und gesegnet wirst du sein auf dem Felde.
Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes und die Frucht deines Viehes, das Geworfene deiner Rinder und die Zucht deines Kleinviehes.
Gesegnet wird sein dein Korb und dein Backtrog.
Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang, und gesegnet wirst du sein bei deinem Ausgang.”
(5. Mose 28,3-6)
Ähnliche Stilmittel und ihre Wirkung
Es gibt verschiedene Stilmittel, die der Anapher ähnlich sind, sich jedoch in ihrer Anwendung unterscheiden. Hier sind einige Beispiele:
Epipher
Die Epipher ist das Gegenteil der Anapher. Statt am Satz- oder Versanfang erfolgt die Wiederholung am Satz- oder Versende. Auch die Epipher findet sich häufig in religiösen Schriften und literarischen Texten.
Anadiplose
Bei der Anadiplose wird das Ende des Satzes oder Verses wiederholt, jedoch nicht am Ende eines anderen Satzes oder Verses, sondern am Anfang des nächsten Satzes oder Verses. Dadurch wird der Fokus des Lesers auf diese Textstelle gelegt.
Kyklos
Der Kyklos umrahmt einen Satz oder Vers mit einem Wort oder einer Wortgruppe, die sowohl am Anfang als auch am Ende der semantischen Einheit steht. Dadurch wird das wiederholte Wort betont.
Diese Stilmittel können eine ähnliche Wirkung wie die Anapher erzeugen und den Text lebendiger und einprägsamer machen.
Die Anapher ist ein kraftvolles Stilmittel, das in der Literatur und Werbung häufig Verwendung findet. Die Wiederholung eines bestimmten Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang eines Satzes, Verses oder einer Strophe erzeugt eine besondere Wirkung und macht den Text lebendig. Indem du dich mit der Anapher und anderen Stilmitteln vertraut machst, kannst du die Wirkung von Texten besser verstehen und auch selbst gekonnt einsetzen.