Anaplasmose

Anaplasmose

Anaplasma phagozytophilum: Deutschlands erste flächendeckend endemische RickettsioseDie deutsche Reiselust bringt die Ausbreitung tropischer und subtropischer Erkrankungen mit sich. So gibt es in Bayern und den Rhein entlang Infektionen ortsständiger Hunde mit Ehrlichia canis. Die Infektion mit Anaplasma phagozytophilum, einer weiteren Rickettsie, ist inzwischen sogar überall in Deutschland möglich. Bei Hunden mit hohem Fieber, orthopädischen und/oder neurologischen Symptomen und Gerinnungsstörungen oder Anämie muss daher auch ohne jeden Auslandsaufenthalt an eine Anaplasmose gedacht werden. Inzwischen liegen auch Berichte zur Infektion von Katzen vor.

Verlauf

Das akute Stadium dauert bei den Rickettsiosen nach einer Inkubationszeit von 8 – 20 Tagen zwei bis vier Wochen. Daran schließt sich die subklinische Phase an. Sie kann 40 Tage aber auch Jahre dauern. In dieser Zeit sind die Hunde klinisch unauffällig. Immunkompetente Hunde können in diesem Zeitraum die Erreger eliminieren. Wenn dies nicht passiert, folgt die chronische Phase der Infektion mit meist zyklischem Verlauf. Dieser ist durch wechselndes Fieber und eine Parasitämie gekennzeichnet. Es erfolgt ein vermehrter Thrombozytenabbau. Die Thrombozytendysfunktion erhöht die Blutungsneigung und kann zur Anämie führen. Es werden antierythrozytäre Antikörper gebildet.

Die Erkrankung ist von Anbeginn an multisystemisch und weist eine große Varietät an Symptomen auf. Während in der akuten Phase hohes Fieber (>41°C) vorliegt, kann im chronischen Stadium wechselndes Fieber beobachtet werden. Phasen schwerer Beschwerden wechseln mit beschwerdefreien Intervallen ab, sodass häufig der Eindruck einer klinischen Besserung entsteht. Während bei E. canis Beschwerden im Verdauungstrakt im Vordergrund stehen, fällt die Anaplasmose durch orthopädische und neurologische Ausfälle auf. Im Vordergrund stehen wechselnde Lahmheiten als Folge einer Polyarthropathie und neurologische Manifestationen wie Anfälle, Stupor, Ataxie, Anisokorie und Hyperästhesie durch entzündungs- oder blutungsbedingte Meningitis mit Zerstörung von Nervengewebe. Wie die anderen Reisekrankheiten ist auch die Anaplasmose häufig von anderen von Zecken übertragenen Krankheiten begleitet. So kommt bei Infektionen im Mittelmeerraum jede Kombination mit anderen Reisekrankheiten, bei Infektionen im Inland häufig Borreliose vor. Aufgrund der orthopädischen Beschwerden besteht demnach nicht nur Verwechslungsgefahr mit der Borreliose, es können sogar beide Infektionskrankheiten gemeinsam auftreten.

Übertragung

Die Übertragung des Erregers erfolgt in Deutschland durch Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock), während im Mittelmeerraum die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) als Überträger fungiert. Deshalb ist die Verwendung eines repellierenden Zeckenschutzes wertvoll.

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Diagnose

Die Diagnose kann oft schon im Blutausstrich nach der gewohnten hämatologischen Färbung gestellt werden: In ein bis 20 Prozent der neutrophilen Granulozyten lassen sich wie bei anderen Ehrlichiosen Einschlusskörperchen wie in Abb. 1 dargestellt nachweisen.

Zahlreiche Infektionen verlaufen ohne immunologische Reaktion. Es kann also trotz massiver Infektion eine Antikörperbildung ausbleiben. Daher ist ein negativer Antikörpertiter nicht verlässlich und nur der positive IgG-Titer beweisend. Bei zwei aufeinander folgenden Untersuchungen im Abstand von 14 Tagen steigt der Titer im akuten Stadium um mindestens zwei Stufen. Ab einem Titer von 1:160 ist bei passendem klinischem Bild die Diagno- se wahrscheinlich. Der Grenztiter kann aber von Labor zu Labor variieren. Es gibt eine Kreuzreaktivität zu manchen Ehrlichien-Stämmen.

In der PCR lässt sich der Erreger sowohl in der akuten als auch in der chronischen Phase so gut wie immer nachweisen. Da die PCR mit Verschwinden der Erreger negativ wird, eignet sie sich auch zur Thera- piekontrolle, während die Antikörpertiter lange positiv bleiben. Bei chronischer Anaplasmose kann in einer Phase ohne klinische Beschwerden und Bakteriämie der Nachweis im Knochenmark geführt werden.

Therapie

Die Therapie erfolgt wie bei anderen Rickettsien mit Tetrazyklin (3x täglich 22 mg/kg über 14 Tage) oder Doxycyclin (10 – 25 mg täglich über 7 – 21 Tage). Die Aufrechterhaltung der Organfunktionen erfolgt durch Erythrozytentransfusionen (1 ml Erythrozytenkonzentrat/kg KM und % HK – bis zur Erreichung von 25% Hk) und kristalline Infusionslösungen zur Aufrechterhaltung der Nierenfunktion sowie Prednisolon (2-3 mg/kg/d p.o. – 2-3 Tage) zur Bekämpfung der Thrombozytopenie. Bei gleichzeitig vorliegender Babesiose wird mit Imidocarbdiproprionat [Imizol] (5-7 mg/kg i.m., 2x im Abstand von 14 Tagen) behandelt. Sollte es 10 – 15 min. nach der Injektion zu Salivation, Durchfall oder Schwäche kommen, sind sie durch 0,05 mg/kg Atropinum sulf. i.v. zu kontrollieren. Eine parallel bestehende Borreliose wird durch das Tetrazyklin in der Regel mit behandelt. Verschiedene Quellen berichten gegen Anaplasmen eine gute Wirksamkeit auch von Enrofloxacin in der gewohnten therapeutischen Dosis von 5 mg/kg über 10-14 Tage. Dies bestätigen auch eigene Erfahrungen. Der Vorteil des Enrofloxacin sind die geringen Nebenwirkungen.

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© Dr. Staudacher, AniCura Aachen

Anaplasma phagozytophilum: Deutschlands erste flächendeckend endemische RickettsioseDie deutsche Reiselust bringt die Ausbreitung tropischer und subtropischer Erkrankungen mit sich. So gibt es in Bayern und den Rhein entlang Infektionen ortsständiger Hunde mit Ehrlichia canis. Die Infektion mit Anaplasma phagozytophilum, einer weiteren Rickettsie, ist inzwischen sogar überall in Deutschland möglich. Bei Hunden mit hohem Fieber, orthopädischen und/oder neurologischen Symptomen und Gerinnungsstörungen oder Anämie muss daher auch ohne jeden Auslandsaufenthalt an eine Anaplasmose gedacht werden. Inzwischen liegen auch Berichte zur Infektion von Katzen vor.

Verlauf

Das akute Stadium dauert bei den Rickettsiosen nach einer Inkubationszeit von 8 – 20 Tagen zwei bis vier Wochen. Daran schließt sich die subklinische Phase an. Sie kann 40 Tage aber auch Jahre dauern. In dieser Zeit sind die Hunde klinisch unauffällig. Immunkompetente Hunde können in diesem Zeitraum die Erreger eliminieren. Wenn dies nicht passiert, folgt die chronische Phase der Infektion mit meist zyklischem Verlauf. Dieser ist durch wechselndes Fieber und eine Parasitämie gekennzeichnet. Es erfolgt ein vermehrter Thrombozytenabbau. Die Thrombozytendysfunktion erhöht die Blutungsneigung und kann zur Anämie führen. Es werden antierythrozytäre Antikörper gebildet.

Die Erkrankung ist von Anbeginn an multisystemisch und weist eine große Varietät an Symptomen auf. Während in der akuten Phase hohes Fieber (>41°C) vorliegt, kann im chronischen Stadium wechselndes Fieber beobachtet werden. Phasen schwerer Beschwerden wechseln mit beschwerdefreien Intervallen ab, sodass häufig der Eindruck einer klinischen Besserung entsteht. Während bei E. canis Beschwerden im Verdauungstrakt im Vordergrund stehen, fällt die Anaplasmose durch orthopädische und neurologische Ausfälle auf. Im Vordergrund stehen wechselnde Lahmheiten als Folge einer Polyarthropathie und neurologische Manifestationen wie Anfälle, Stupor, Ataxie, Anisokorie und Hyperästhesie durch entzündungs- oder blutungsbedingte Meningitis mit Zerstörung von Nervengewebe. Wie die anderen Reisekrankheiten ist auch die Anaplasmose häufig von anderen von Zecken übertragenen Krankheiten begleitet. So kommt bei Infektionen im Mittelmeerraum jede Kombination mit anderen Reisekrankheiten, bei Infektionen im Inland häufig Borreliose vor. Aufgrund der orthopädischen Beschwerden besteht demnach nicht nur Verwechslungsgefahr mit der Borreliose, es können sogar beide Infektionskrankheiten gemeinsam auftreten.

Übertragung

Die Übertragung des Erregers erfolgt in Deutschland durch Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock), während im Mittelmeerraum die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) als Überträger fungiert. Deshalb ist die Verwendung eines repellierenden Zeckenschutzes wertvoll.

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Diagnose

Die Diagnose kann oft schon im Blutausstrich nach der gewohnten hämatologischen Färbung gestellt werden: In ein bis 20 Prozent der neutrophilen Granulozyten lassen sich wie bei anderen Ehrlichiosen Einschlusskörperchen wie in Abb. 1 dargestellt nachweisen.

Zahlreiche Infektionen verlaufen ohne immunologische Reaktion. Es kann also trotz massiver Infektion eine Antikörperbildung ausbleiben. Daher ist ein negativer Antikörpertiter nicht verlässlich und nur der positive IgG-Titer beweisend. Bei zwei aufeinander folgenden Untersuchungen im Abstand von 14 Tagen steigt der Titer im akuten Stadium um mindestens zwei Stufen. Ab einem Titer von 1:160 ist bei passendem klinischem Bild die Diagno- se wahrscheinlich. Der Grenztiter kann aber von Labor zu Labor variieren. Es gibt eine Kreuzreaktivität zu manchen Ehrlichien-Stämmen.

In der PCR lässt sich der Erreger sowohl in der akuten als auch in der chronischen Phase so gut wie immer nachweisen. Da die PCR mit Verschwinden der Erreger negativ wird, eignet sie sich auch zur Thera- piekontrolle, während die Antikörpertiter lange positiv bleiben. Bei chronischer Anaplasmose kann in einer Phase ohne klinische Beschwerden und Bakteriämie der Nachweis im Knochenmark geführt werden.

Therapie

Die Therapie erfolgt wie bei anderen Rickettsien mit Tetrazyklin (3x täglich 22 mg/kg über 14 Tage) oder Doxycyclin (10 – 25 mg täglich über 7 – 21 Tage). Die Aufrechterhaltung der Organfunktionen erfolgt durch Erythrozytentransfusionen (1 ml Erythrozytenkonzentrat/kg KM und % HK – bis zur Erreichung von 25% Hk) und kristalline Infusionslösungen zur Aufrechterhaltung der Nierenfunktion sowie Prednisolon (2-3 mg/kg/d p.o. – 2-3 Tage) zur Bekämpfung der Thrombozytopenie. Bei gleichzeitig vorliegender Babesiose wird mit Imidocarbdiproprionat [Imizol] (5-7 mg/kg i.m., 2x im Abstand von 14 Tagen) behandelt. Sollte es 10 – 15 min. nach der Injektion zu Salivation, Durchfall oder Schwäche kommen, sind sie durch 0,05 mg/kg Atropinum sulf. i.v. zu kontrollieren. Eine parallel bestehende Borreliose wird durch das Tetrazyklin in der Regel mit behandelt. Verschiedene Quellen berichten gegen Anaplasmen eine gute Wirksamkeit auch von Enrofloxacin in der gewohnten therapeutischen Dosis von 5 mg/kg über 10-14 Tage. Dies bestätigen auch eigene Erfahrungen. Der Vorteil des Enrofloxacin sind die geringen Nebenwirkungen.

© Dr. Staudacher, AniCura Aachen