Angst und Depression: Wie unser Gehirn betroffen ist und welche Therapiebausteine helfen

Angst und Depression: Wie unser Gehirn betroffen ist und welche Therapiebausteine helfen

In unserem Gehirn spielen sich bei Angst und Depression komplexe Vorgänge ab. Neuropsychologische Besonderheiten führen dazu, dass wir ängstliche oder depressive Gefühle erleben. Lassen Sie uns einen Blick auf die Funktionsweise unseres Gehirns werfen und erfahren, wie wir Angst und Depression erfolgreich behandeln können.

Neuropsychologische Besonderheiten von Angst und Depression

Unser ältester Gehirnteil, der Mandelkern oder Amygdala, spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Gefühlen. Zusammen mit anderen Hirnregionen wie dem Hypothalamus, dem Frontalhirn und dem Hippocampus sorgt die Amygdala dafür, dass wir Angst empfinden. Neuropsychologen haben herausgefunden, dass es zwei unterschiedliche Bahnungen der Angst in der Amygdala gibt (LeDoux, 2016).

Die erste Bahn ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Angstreize. Informationen werden direkt von der Wahrnehmung des Angstreizes über den Hypothalamus in die Amygdala geleitet und lösen blitzschnell eine körperliche Alarm- und Angstreaktion aus. Diese Reaktion geschieht unbewusst und die Sinnesreize werden nur grob verarbeitet. Die zweite Bahn hingegen ist länger und langsamer. Hier werden die Sinneseindrücke genauer eingeschätzt, bevor sie in die Amygdala gelangen und dort zu einer bewussten emotionalen Angst- und Anpassungsreaktion führen.

Bei Angststörungen bildet sich im Gehirn ein Netzwerk, das auch nach erfolgreicher Therapie bestehen bleibt. Das bedeutet, dass Ängste durch eine wirkungsvolle Therapie zwar gehemmt werden können, aber unter Belastung wieder auftreten können.

Depressive Menschen hingegen sehen ihre Umgebung und sich selbst einseitig negativ. Die innere Anspannung ist konstant erhöht und die Amygdala bleibt dauerhaft aktiviert. Der Hippocampus, der unter anderem für emotionales Erinnern zuständig ist, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Stressregulation. Unter anhaltender Belastung können Rezeptoren für Stresshormone zerstört werden, was zu einer Verkleinerung des Hippocampus bei depressiven und traumatisierten Patienten führen kann. Durch erfolgreiche Psychotherapie oder medikamentöse Behandlung können sich die Stresshormonrezeptoren jedoch wieder vermehren und der Hippocampus kann seine ursprüngliche Größe zurückerlangen.

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Gemeinsame Therapiebausteine

Depressionen können spontan von alleine abklingen, während Ängste eher seltener ohne Behandlung verschwinden. Soziale Unterstützung, aktives Handeln, Lösungsfindung, der Aufbau sozialer Kontakte und eine positive Lebenseinstellung können dazu beitragen, dass depressive Menschen eine Besserung erfahren. Bei Ängsten sind spontane Remissionen selten zu beobachten, vor allem im Rentenalter. Die spontane Remissionsrate von Angststörungen liegt bei etwa 20% (Jacobi et al., 2014).

Wenn Ängste zeitlich vor der Depression oder gleichzeitig mit ihr auftreten, hat die Angstbehandlung Vorrang. In den meisten Fällen verschwindet die Depression nach erfolgreicher Angstbehandlung von alleine. Es ist jedoch wichtig, dass auch die anhaltenden inneren Spannungszustände bei Depressionen behandelt werden, da sie oft nicht erkannt oder unterschätzt werden. Ist die depressive Störung besonders schwerwiegend und besteht Suizidgefahr, muss sie unbedingt behandelt werden, wobei die Suizidprävention an erster Stelle steht.

In der kognitiven Verhaltenstherapie gibt es mittlerweile Therapiebausteine, die für die Behandlung beider Störungen geeignet sind. Obwohl Ängste und Depressionen unterschiedliche emotionale Dimensionen haben, lassen sie sich mit bestimmten Methoden erfolgreich behandeln. Ein Teufelskreis aus Angst, Traurigkeit oder Wut kann durch kognitive Verhaltenstherapie unterbrochen werden. Dabei werden Therapiebausteine eingesetzt, die wissenschaftlich untermauert sind und individuell angepasst werden können (Barlow et al., 2019; Hautzinger, 2010, 2021; Schmidt-Traub, 2005, 2020, 2021).

Mit der richtigen Behandlung können Ängste und Depressionen erfolgreich bewältigt werden. Unsere neuropsychologischen Erkenntnisse helfen uns dabei, geeignete Therapieansätze zu finden und Betroffenen zu einem besseren Wohlbefinden zu verhelfen.

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Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Wenn Sie unter Angst oder Depression leiden, suchen Sie bitte einen qualifizierten Therapeuten auf.