Antidepressivum Paroxetin könnte Herzfunktion nach Herzinfarkt verbessern

Antidepressivum Paroxetin könnte Herzfunktion nach Herzinfarkt verbessern

Herzinfarkte sind ein ernstes medizinisches Problem, das oft zu langfristigen Schäden führt. Eine vielversprechende Studie hat jedoch gezeigt, dass das Antidepressivum Paroxetin die Herzfunktion nach einem Herzinfarkt verbessern könnte.

Hintergrund

Nach einem Herzinfarkt kommt es häufig zu einem Umbau des Herzmuskels, der über die Infarktzone hinausgeht und die Pumpfunktion des Herzmuskels zusätzlich schädigen kann. Eine vermehrte Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin gehört zu den Ursachen dieses Umbaus. Bei einem gesunden Herzmuskel steigern diese Hormone die Pumpfunktion. Bei einem durch den Infarkt geschädigten Herzmuskel kommt es jedoch häufig zu einer Überlastung, die den Herzmuskel weiter schädigt.

Die Rolle von Paroxetin

Der US-Wissenschaftler Walter Koch von der Temple University School of Medicine hat seit zwei Jahrzehnten die Rolle des Enzyms GRK2 beim Umbau des Herzmuskels erforscht. GRK2 spielt eine Schlüsselrolle bei der Wirkung von Noradrenalin. Koch hat nach Substanzen gesucht, die GRK2 hemmen, und hat dabei auf das Antidepressivum Paroxetin gestoßen.

Paroxetin hemmt im Gehirn die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin, hat aber im Herzmuskel eine weitere Eigenschaft: Es ist ein GRK2-Inhibitor. Experimente an Mäusen haben gezeigt, dass Paroxetin tatsächlich den Umbau des Herzmuskels stoppen könnte.

Ergebnisse der Studie

Die Forscher haben bei Mäusen einen Herzinfarkt ausgelöst und anschließend eine vierwöchige Behandlung mit Paroxetin oder dem Antidepressivum Fluoxetin durchgeführt. Vor der Behandlung war die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) um 70 Prozent auf 35 Prozent gesunken. Unter der Behandlung mit Paroxetin stieg die LVEF um etwa 30 Prozent an.

Auch weitere Parameter, wie der linksventrikuläre enddiastolische Druck (LVEDP) und die Vergrößerung des Herzens, verbesserten sich unter der Paroxetin-Therapie. Fluoxetin und Placebo hatten hingegen keinen positiven Effekt.

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Ausblick

Da Paroxetin bereits als Medikament zugelassen ist, steht einer klinischen Studie an Herzinfarktpatienten nichts im Weg. Allerdings müssen die Ergebnisse der tierexperimentellen Studie noch bestätigt werden, bevor Paroxetin zur Behandlung von Herzpatienten eingesetzt werden kann – es sei denn, sie leiden auch an Depressionen. In diesem Fall gibt es gute Gründe, Paroxetin anderen Antidepressiva vorzuziehen.

In den nächsten Tagen werden Forscher vom Intermountain Medical Center Heart Institute eine Auswertung von Krankenakten vorstellen, nach denen Patienten, die wegen einer Depression mit Antidepressiva behandelt werden, ein vermindertes Sterberisiko haben. Dieser Effekt scheint sogar größer zu sein als bei einer Statintherapie. Es wurde allerdings nicht zwischen den verschiedenen Wirkstoffen unterschieden.

Diese vielversprechenden Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung auf einen neuen Therapieansatz für Herzinfarktpatienten. Weitere Untersuchungen sind jedoch nötig, um die Wirksamkeit von Paroxetin und anderen Antidepressiva zu bestätigen.

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