Antikörper-Schnelltests bei Covid-19: Was du wissen musst!

Antikörper-Schnelltests bei Covid-19: Was du wissen musst!

Hast du vielleicht schon Covid-19 durchgemacht und bist jetzt immun? Viele Menschen erhoffen sich Antworten auf diese Frage von Antikörper-Schnelltests. Doch Dr. Matthias Orth, ein Labormediziner vom Marienhospital Stuttgart, warnt eindringlich vor ihrem Einsatz.

Wie funktionieren Antikörper-Schnelltests?

Bei einem Antikörper-Schnelltest gibt man einen Tropfen Blut des Patienten in eine Testkassette. Meist wird ein Lösungsmittel hinzugefügt. Das verdünnte Blut wird über ein Absorptionsbett gezogen und wenn Antikörper vorhanden sind, kommt es zu einer Farbentwicklung durch kolloidales Gold, das an Virusantigene gekoppelt ist. Diese Tests sind qualitativ und können in der Regel sowohl IgM als auch IgG im Patientenblut nachweisen.

Was bedeutet ein negatives bzw. positives Testergebnis?

Wenn keine Bande erscheint, hat der Patient entweder keine Antikörper oder befindet sich in der Frühphase der Erkrankung, in der noch keine Antikörper vorhanden sind. Ein positives Ergebnis kann bedeuten, dass der Patient hochinfektiös ist und sich in der Spätphase der Erkrankung befindet. Es könnte aber auch bedeuten, dass der Patient Covid-19 bereits durchgemacht hat und möglicherweise immun ist, oder dass er kreuzreagierende Antikörper gegen andere Coronaviren hat. Insgesamt haben diese Tests also keine aussagekräftige Bedeutung.

Sind die Tests zuverlässig?

Die Frage ist, mit welchen Patientengruppen die Tests getestet wurden. Eine hohe Sensitivität bei einer kleinen Testgruppe ist unzureichend für eine solche Erkrankung. In der Frühphase der Infektion sind die Tests oft unzuverlässig, da IgM oft erst nach fünf Tagen gebildet wird. Selbst wenn eine Infektion durchgemacht wurde, wissen wir nicht, ob und wie viele neutralisierende oder nur kreuzreagierende Antikörper vorhanden sind.

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Sind die Tests zugelassen?

Einige der Tests haben eine Emergency-Zulassung der FDA (Food and Drug Administration) erhalten. Allerdings sind sie in Deutschland nur für medizinische Fachkreise zugelassen. Die Tests haben lediglich eine CE-Zertifizierung und geben keine Auskunft über Immunität, was die Patienten eigentlich interessiert.

Welche Rolle spielt die Covid-19-Prävalenz?

Derzeit ist die Prävalenz von Covid-19 noch extrem niedrig. Das bedeutet, dass bei Tests mit geringer Spezifität viele falsch-positive Ergebnisse auftreten. Wenn jedoch irgendwann jeder Zweite in der Bevölkerung infiziert ist, können auch Tests mit schlechterer Spezifität verwendet werden. Derzeit sind die Tests jedoch völlig ungeeignet in Bezug auf Sensitivität und Spezifität.

Was sollten Ärzte ihren Patienten sagen?

Ärzte sollten ihren Patienten raten, noch ein paar Wochen zu warten, bis bessere Tests verfügbar sind. Eine falsche Diagnose kann schwerwiegende Konsequenzen haben, besonders bei einer Erkrankung wie Covid-19. Es kann vorkommen, dass jemand die Erkrankung bereits hatte und eine T-Zell-Immunität entwickelt hat, jedoch ein Antikörpertest negativ ausfällt. Eine falsche Immunitätsbescheinigung kann jemanden erkranken und im schlimmsten Fall sogar sterben lassen.

Dr. Orth betont, dass derzeitige Tests nur bedingt aussagekräftig sind und es höchst problematisch ist, sie für individuelle Diagnosen zu verwenden.

Vielen Dank an Dr. Matthias Orth für dieses aufschlussreiche Interview (Interview: Dr. Beate Schumacher).