Strahlendes Weiß mit einem zartrosa Schimmer, winzige Tautropfen, die in der Sonne glitzern – im April und Mai verwandeln blühende Apfelbäume ganze Landstriche Südtirols in ein traumhaftes Blütenmeer. Der süßliche Duft betört die Sinne und verzaubert die Herzen. Jeder sollte diese Erfahrung machen dürfen, findet Sonya Egger aus Marein bei Kastelbell im Vinschgau. Als Ehefrau des Sternekochs Jörg Trafoier und Sommelière hat sie eine feine Nase für solche Dinge. Sie freut sich das ganze Jahr über den verschwenderischen Apfelduft, der sich in den ersten Aprilwochen durch das gesamte Untervinschgau zieht, von Glurns über Goldrain und Schlanders bis nach Latsch und Kastelbell. Wir folgen ihrem Rat und begeben uns auf den Vinschger Radweg, um dieses Dufterlebnis zu genießen. Der Weg führt entlang der Etsch vorbei an mittelalterlichen Dörfern, herrschaftlichen Burgen, durch Apfelwiesen und Obstplantagen, immer begleitet vom beruhigenden Rauschen des Flusses und umrahmt von den majestätischen Dreitausendern der Ortler- und Texelgruppe, deren Gipfel noch schneebedeckt sind.
Apfelparadies der Alpen
Auch im Talkessel des Meraner Landes sprießen die ersten Apfelblüten früh. Für Apfelbauern wie Nikolaus Weger und seine Frau Priska vom Oberhaslerhof in Schenna bricht die schönste Jahreszeit an, denn sie leben mitten in einem wahren Apfelparadies. Ein Apfelbaum im Garten zu haben, ist ein echter Glücksfall. Er verzaubert uns im Frühjahr mit seinem herrlichen Duft, spendet uns im Sommer Schatten und belohnt uns im Herbst mit seinen köstlichen Früchten, schwärmt Priska und streicht sanft über die zarten Blüten. Hier zwischen Meran und Bozen stehen die Apfelbäume dicht an dicht. Wir wollen den Anblick dieses zauberhaften Blütenmeers aus der Vogelperspektive auf keinen Fall verpassen. Wir fahren von Meran vorbei an den blühenden Gärten von Schloss Trauttmansdorff durch Obermais und auf der Jaufenstraße hinauf auf 600 Meter Höhe ins Dorf Tirol. Von hier aus genießen wir den atemberaubenden Blick auf das weiße Meer der Berge.
Glitzerndes Blau und zartrosa Schimmer
Weiter im Süden strahlen See und Meer um die Wette. Die ruhige Oberfläche des Kalterer Sees in Südtirols Süden funkelt in der Sonne, während die Blüten des weißrosa Meeres sanft im Wind wiegen und kurze Zeit später die erstklassigen Südtiroler Äpfel hervorbringen. Der Spitzenkoch Stefan Pramstrahler aus dem Eisacktal schwärmt von den wunderbaren alten Apfelsorten und Bergäpfeln mit einzigartigem Geschmack. Aus ihnen zaubert er kreative Desserts wie seinen berühmten karamellisierten Topfenschmarrn mit Südtiroler Äpfeln. Eine dieser schmackhaften Sorten ist “Crimson Crisp”, die auf dem Apfelhochplateau Natz-Schabs am Huberhof als Bioapfel angebaut wird. Hier, auf einer Höhe von 772 bis 890 Metern, können wir die Apfelblüte mit etwas Verzögerung erleben. Denn das einzigartige Naturschauspiel beginnt hier Ende April und betört uns bis Ende Mai.
Der Südtiroler Apfel und seine Blüte
Die Südtiroler Äpfel blühen je nach Gebiet und Höhenlage von Anfang April bis Ende Mai und tauchen die Landschaft in ein weißrosa Blütenmeer, das einen einzigartigen süßlichen Duft verströmt. In Südtirol werden jährlich etwa 950.000 Tonnen Äpfel geerntet, auf einer Fläche von 18.400 Hektar. Rund 7.000 Apfelbauern kümmern sich auf kleinen Höfen von nur zwei bis drei Hektar Fläche um den Anbau. Dank der vielen Sonnentage und Sonnenstunden gedeihen die unterschiedlichen Apfelsorten in Höhenlagen zwischen 200 und 1.100 Metern über dem Meeresspiegel.
Apfelblüte im Vinschgau, im Meraner Land und im Süden Südtirols
Im Vinschgau kann man der Apfelblüte nachreisen. Während die Bäume im Untervinschgau oft schon Anfang April blühen, zieht sich das pastellfarbene Schauspiel im Obervinschgau bei Mals bis Ende April hin. Im Restaurant Gasthaus Sonneck in Allitz kann man ein Apfelmenü genießen, bei dem jedes Gericht einer anderen Apfelsorte gewidmet ist. Dort sitzt man auf der Terrasse umgeben von duftenden Apfelwiesen. Der Bio-Reiterhof Vill in Schlanders organisiert Kutschfahrten durch blühende Apfelwiesen. Das Hotel Gerstl in Burgeis bietet Anwendungen mit Südtiroler Apfelkosmetik an. Eine große Vielfalt an Apfelsorten erwartet Sie im Meraner Land, das sich zwischen Meran und Lana erstreckt. Hier breitete sich die Kultur des Obstbaus bereits im 16. Jahrhundert aus.
Vom Rathausplatz in Tramin aus führt der einstündige und ebene Choleraweg vorbei an Weingärten und Obstwiesen. Der 21 Kilometer lange Radweg Überetsch verbindet Bozen mit dem Weinbaugebiet Eppan und den Apfelgärten am Kalterer See. Im Eisacktal auf dem Hochplateau Natz-Schabs kann man von Ende April bis Ende Mai die blühenden Apfelbäume erleben. Der 7,5 Kilometer lange Apfellehrweg führt von Natz nach Raas. Im Hofladen des Häuslerhofs in Raas kann man frische Äpfel, Apfelchips und Bio-Apfelsaft kaufen. Im Hotel Turm in Völs werden Apfelbündelmassagen mit Zirbelkieferöl angeboten.
Die Apfelblüte ist ein wahres Spektakel, das man in Südtirol nicht verpassen sollte. Erleben Sie die zauberhafte Blütenpracht und den süßen Duft der Südtiroler Äpfel und lassen Sie sich verzaubern!
