Arbeiten 4.0 – Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt

Arbeiten 4.0 – Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt

Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt tiefgreifend verändert und ist momentan eines der zentralen Themen in der Arbeitsforschung. Konferenzen und Diskussionen drehen sich um Begriffe wie Digitalisierung, “Industrie 4.0” und “Arbeit 4.0”. Dabei werden wichtige Themenfelder wie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeit untersucht und diskutiert.

Anforderungen an Bildung und Weiterbildung

Die Veränderungen in der Arbeitswelt erfordern ein Umdenken im Bildungssystem. Statt veraltetem Faktenwissen müssen nun Gestaltungskompetenzen und die Fähigkeit zur eigenständigen Wissensaneignung im Fokus stehen. Dies ist keine neue Forderung, sondern entspricht bereits den Zielen des Bologna-Prozesses und des Konzepts einer “Bildung für nachhaltige Entwicklung”. Dennoch hat sich die Umsetzung bisher nur bedingt durchgesetzt.

Es fehlen beispielsweise modulare Zertifikatskurse, die berufsbegleitend absolviert werden können und sich zu einem Masterabschluss kombinieren lassen. Auch der Zugang zu Weiterbildungsangeboten ist oft beschränkt durch Altersgrenzen bei BAföG und Stipendien. Hier sind Anpassungen notwendig, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden.

Herausforderungen für die soziale Sicherung der Beschäftigten

Die wachsende Zahl der Selbstständigen stellt eine Herausforderung für das Sozialversicherungssystem dar. Viele Selbstständige verdienen nur wenig und sind nicht in der Lage, in die Alterssicherung einzuzahlen. Dadurch steigt die Zahl der Grundsicherungsbezieher im Alter kontinuierlich an.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, sollte die obligatorische Alterssicherung auch Selbstständige mit einbeziehen. Dabei sollte der Fokus auf der gesetzlichen Rentenversicherung und nicht auf privaten Vorsorgeformen liegen. Auch die Plattformbetreiber könnten dazu verpflichtet werden, Arbeitgeberbeiträge zu leisten. Ein weiterer Vorschlag besteht darin, das Bestellerprinzip umzusetzen, sodass die Regeln des Herkunftslandes des Auftraggebers gelten.

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Neue Freiheiten und Gefahren durch flexible Arbeitszeiten

Die Digitalisierung ermöglicht es vielen Erwerbstätigen, flexibler zu arbeiten und ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort selbst zu bestimmen. Dies bietet Vorteile in Bezug auf Autonomie, Work-Life-Balance und Chancengleichheit. Allerdings kann dies auch zu einer ständigen Erreichbarkeit führen und zu einer Selbstausbeutung hochqualifizierter Arbeitnehmer.

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, können Betriebsvereinbarungen zur Regelung der Erreichbarkeit geschlossen werden. Auch klare Regeln bezüglich des Zugriffs auf Arbeitszeitkonten und Angebote zum “boundary management” können helfen. Zudem sollten neue Arbeitsformen und -zeitmodelle im Einklang mit den Bedürfnissen der Beschäftigten stehen.

Sozialpartnerschaft im Zeitalter globaler Konkurrenz

Die Plattformökonomie stellt das deutsche Modell der Sozialpartnerschaft vor große Herausforderungen. Plattformbetreiber argumentieren, dass sie keine Arbeitgeberpflichten haben. Dies führt zu einer “organisierten Unverantwortlichkeit” und erschwert die Durchsetzung des Arbeitsrechts.

Eine Lösung könnte darin bestehen, den Arbeitnehmerbegriff zu erweitern und Schutzrechte an die Tätigkeit zu knüpfen, unabhängig vom rechtlichen Status der Arbeitenden. Zudem sollte die Beteiligung der Beschäftigten im Betrieb gestärkt und die Tarifstrukturen stabilisiert werden.

Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt grundlegend verändert und bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Um die Potenziale optimal zu nutzen, müssen Bildung und Weiterbildung angepasst, die soziale Sicherung verbessert und flexible Arbeitszeiten verantwortungsvoll gestaltet werden. Die Sozialpartnerschaft muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen, um eine gerechte und zukunftsfähige Arbeitswelt zu schaffen.