Atomenergie: Von der Zerstörung zur Heilung

Atomenergie: Von der Zerstörung zur Heilung

Die Energie, die in Atomkernen enthalten ist, wird als “Kernenergie” bezeichnet. Früher glaubten Wissenschaftler, dass Atome die kleinsten Bausteine der Materie sind. Doch 1938 gelang es deutschen Physikern, Atome zu spalten und dabei viel Energie freizusetzen. Diese Spaltung erzeugt jedoch auch gefährliche radioaktive Strahlung.

Missbrauch und schreckliche Folgen

Viele Länder besitzen das Wissen, um Kernenergie für Waffen zu nutzen. Die Auswirkungen davon sind verheerend, wie wir am Ende des Zweiten Weltkriegs gesehen haben. Die Atombomben, die 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, richteten unfassbare Zerstörungen an. Tausende von Menschen starben, und viele erlitten gesundheitliche Schäden durch die radioaktive Strahlung.

Friedliche Nutzung für Energieerzeugung

Neben der Waffenherstellung wird Atomenergie auch für friedliche Zwecke eingesetzt. Dabei wird die bei der Spaltung entstehende Hitzestrahlung genutzt, um Wasser in Dampf umzuwandeln und Turbinen zur Stromerzeugung anzutreiben. In Kernkraftwerken wird die Spaltung kontrolliert und durch dicke Schutzhüllen aus Beton und Stahl abgesichert. Dennoch birgt diese Technologie Risiken, wie schwere Unfälle in der Vergangenheit gezeigt haben.

Gefahren und ungelöste Probleme

Bei der Atomspaltung entsteht nicht nur Energie, sondern auch gefährliche radioaktive Strahlung. Diese kann Organe schädigen und Krebs verursachen. Die Technologie der Atomenergie ist bis heute nicht vollständig beherrschbar und hat bereits zu schweren Unfällen geführt, wie in Harrisburg/USA (1979), Tschernobyl/Ukraine (1986) und Fukushima/Japan (2011). Ein weiteres Problem besteht in der sicheren Endlagerung der radioaktiven Abfälle, die noch über tausende von Jahren gefährliche Strahlung aussenden.

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Deutschland sagt Abschied

Nach dem schrecklichen Unfall in Fukushima hat die deutsche Bundesregierung beschlossen, die Stromerzeugung nicht mehr aus Kernkraftwerken zu beziehen. Bis spätestens 2022 sollen alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Derzeit sind noch sechs AKWs in Betrieb, von denen die drei jüngsten bis 2022 und die restlichen bis 2021 abgeschaltet werden sollen.

Nutzung in der Medizin

In der Medizin findet die Atomenergie Anwendung, etwa bei der Erkennung von Krankheiten durch Röntgenstrahlung oder bei der gezielten Zerstörung von schnell wachsendem Gewebe wie Tumoren in der Krebstherapie.

Die Atomenergie hat ihre Schrecken und ihre Nutzen. Sie birgt jedoch auch immense Risiken für Mensch und Umwelt. Deutschland hat sich entschieden, sich von der Atomenergie zu verabschieden und nach alternativen Energiequellen zu suchen. Eine sichere Endlagerung der radioaktiven Abfälle bleibt jedoch eine ungelöste Herausforderung.

[Quelle: Gerd Schneider / Christiane Toyka-Seid: Das junge Politik-Lexikon von www.hanisauland.de, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2023.]