Sobald Kinder anfangen Fragen zu stellen, sind sie alt genug, um die entsprechenden Antworten zu erhalten. Manchmal kann schon die Ankunft eines neuen Geschwisterchens dazu führen, dass selbst Zweijährige über ihre Herkunft nachdenken.
Die richtige Herangehensweise
Die wichtigste Regel dabei ist: Je jünger das Kind, desto kürzer sollte die Antwort sein. Anfangs reicht oft ein Satz wie “Babys wachsen im Bauch ihrer Mutter!”. Doch wenn Kinder wissen möchten, wie Babys in den Bauch der Mama gelangen, stehen viele Eltern vor der Frage, ob und wie sie das Thema Geschlechtsverkehr ansprechen sollten.
Die passende Sprache finden
Das ist nicht einfach, denn unsere Sprache bietet nicht viele kindgerechte Varianten für körperliche Liebe. Gängige Begriffe erscheinen den meisten Eltern nicht geeignet. In unserer kleinen Bildgeschichte verwenden wir neutralere Wendungen. Natürlich sind andere Bezeichnungen nicht falsch – im Gegenteil. Es ist schön, wenn im Laufe der Zeit eine “Familiensprache” entwickelt wird. Eltern benutzen oft Namen wie “Pipimann” oder “Pimmelchen” für den Penis und “Muschi” oder “Pfläumchen” für die Scheide. Ein vertrauter Wortschatz erleichtert es, über Sexualität zu sprechen. Doch spätestens bis zum Schuleintritt sollten Kinder die wichtigsten allgemein verständlichen Begriffe kennen und auch darüber aufgeklärt sein, woher die Kinder kommen und wie sie gezeugt werden.
Initiative ergreifen
Müssen Eltern selbst das Gespräch suchen, wenn ihre Kinder nie von sich aus neugierige Fragen stellen? Bei schulpflichtigen Kindern ist das oft der Fall. Es könnte sein, dass sich das Kind nicht traut, das Thema anzusprechen, oder es könnte sich eigene, korrekturbedürftige Erklärungen zurechtlegen. Erstklässler sollten zum Beispiel nicht mehr glauben, dass Babys verschluckt werden oder durch den Bauchnabel auf die Welt kommen.
Eine Bildgeschichte als Hilfe
Eine Bildgeschichte kann Eltern dabei helfen, solche Missverständnisse auszuräumen und mit ihren Kindern über Sexualität zu sprechen. Doch zuerst sollte der richtige Zeitpunkt abgepasst werden. Sie müssen selbst die Ruhe dafür haben und Ihr Kind sollte Interesse zeigen. Denn Aufklärung ist keine Unterrichtseinheit, die wie Vokabeln abgefragt wird. Es ist am besten, die Seiten ein paar Tage zufällig auf dem Tisch liegen zu lassen. Wenn Ihr Kind schweigt und desinteressiert bleibt, ist es offensichtlich nicht der richtige Moment.
Mit Zärtlichkeit und Gefühl
Vielleicht betrachtet es die Geschichte jedoch aufmerksam. Dann können Sie darauf eingehen, zum Beispiel indem Sie auf das Baby im Bauch zeigen und sagen: “Schau mal, so war das auch, als du in mir gewachsen bist. Du hast gestrampelt und ich habe dir Kinderlieder vorgesungen. Da wurdest du immer ganz ruhig.” In solchen Sätzen schwingt das mit, was bei der Aufklärung genauso wichtig ist wie die Worte selbst: Zärtlichkeit und Gefühl. Besonders wenn es nicht nur um die technischen Aspekte von Zeugung und Geburt geht, sondern um die sinnlichen Seiten der Liebe. Kinder sollten erfahren, dass Erwachsene nicht nur Sex haben, um Kinder zu bekommen, sondern weil es schön und lustvoll ist.
Offen für Fragen sein
Keine Angst, Sie müssen dabei nicht über Ihr Intimleben plaudern. Jedes Elternpaar hat seine Grenzen, und diese sollten respektiert werden. Es ist jedoch wichtig, dass Eltern die kindliche Neugier zulassen und Fragen niemals abwerten. Kinder brauchen die Gewissheit, dass dieses Thema zuhause kein Tabu ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Sexualerziehung nicht mit dem Ende einer Aufklärungsgeschichte abgeschlossen ist. Dieses Thema begleitet eine Familie im Idealfall über viele Jahre und kann Eltern manchmal sprachlos machen. Zum Beispiel, wenn die fünfjährige Tochter der Nachbarin über den Gartenzaun erzählt, dass Mama und Papa manchmal “Bremer Stadtmusikanten” spielen. Oder wenn im Vorschulalter plötzlich Wörter wie “ficken” oder “bumsen” hoch im Kurs stehen. Meistens wissen die Kinder nicht, was diese Worte bedeuten, aber sie merken, dass die Erwachsenen sich unwohl fühlen, und finden das lustig. In solchen Momenten sollten Eltern gelassen reagieren.
Respektvoller Umgang mit Worten
Bei Anpöbelungen wie “Du Fotze” oder “Du Arschficker” sollten Eltern jedoch klarstellen, dass solche Worte Menschen verletzen und gemein sind. Außerdem ziehen sie etwas in den Schmutz, das zu den schönsten und aufregendsten Dingen gehört, die zwei Menschen miteinander teilen können: die körperliche Liebe. Und genau darauf will die Sexualerziehung schließlich vorbereiten.