Die Philosophie von Hegel zeichnet sich durch eine faszinierende Doppelbewegung von Begründen und Ergründen aus. Während das traditionelle logische Folgern das Begründen repräsentiert, steht das Ergründen für das Hinausgehen von einem Begriff oder Satz in einen weiteren Kontext. Dort werden die impliziten Voraussetzungen sichtbar, die zwar im Begriff oder Satz enthalten sind, aber nicht unmittelbar erkennbar sind. Spencer-Brown sieht in Sätzen, Urteilen und Schlussfiguren Beispiele dafür, wie sich das Denken zeigt. Die Aufforderung “triff eine Unterscheidung” gilt auch für das Denken selbst. Wenn das Denken eine klare Vorstellung fasst und diese in verständliche Worte bringt, wird ein überzeugender Gedanke präsentiert. Somit stellt sich die Frage, wie aus den Formen auf den Grund geschlossen werden kann, aus dem sie entstehen und in den sie eingetragen sind. Bei materiellen Formen ist dies offensichtlich, wie zum Beispiel bei Schrift auf Papier oder Sand. Aber wie ist es bei den Formen des Denkens? Wo liegt ihr Grund?
Diese Frage scheint mir der geeignete Ansatzpunkt zu sein, um zu verstehen, was Hegel mit dem Grund als Reflexionsbestimmung meinte. In den folgenden Abschnitten möchte ich den Gedanken erläutern, wie sich der Widerspruch auflöst und zu Grunde geht. Der Widerspruch geht über das Begründen und Ergründen hinaus und beinhaltet eine Intention, die bei Hegel bereits erkennbar, aber noch nicht vollständig ausgearbeitet ist und sich besser mit Spencer-Brown verstehen lässt.
Die Kehrseite des Zu-Grunde-Gehens ist für Hegel das Hervortreten der Sache aus dem Grund und übergreifend betrachtet der Existenz aus dem Denken. Wie ist das möglich und an welcher Stelle geht der Widerspruch zu Grunde und die Sache aus dem Grund hervor? Nach meinem Verständnis gelingt das für Hegel über die mit dem Grund gegebene Mannigfaltigkeit. Die Mannigfaltigkeit wird erreicht, wenn sich der Widerspruch im Grund auflöst und sie ist umgekehrt das unerschöpfliche Reservoir, aus der jede Art von Existenz hervorgeht und in der jede Sache ihren Grund findet. Das Denken und seine Denkbestimmungen sind nur ein Beispiel für die unendlich vielen Sachen, die aus dem Grund entstehen. Das Denken kann an sich selbst erkennen, wie es denkt. In einem ersten Schritt erkennt es, welche Formen es an sich selbst als Denken vorfindet. Diese Formen sind Worte, Begriffe, Sätze und Schlüsse sowie die Bestimmungen, mit denen es sie bilden kann, die Reflexionsbestimmungen. Wenn diese Reflexionsbestimmungen in Widerspruch zueinander geraten und zu Grunde gehen, kann das Denken erkennen, wie seine eigenen Bestimmungen und die Existenz aller Dinge aus der Mannigfaltigkeit des Grundes hervorgehen. In dieser neuen Perspektive versteht es seine Reflexionsbestimmungen als Formbestimmungen, die die Formen des Denkens bestimmen.
Diese Gedanken Hegels wurden meiner Meinung nach gründlich missverstanden, insbesondere von Schelling, Feuerbach und Marx. Sie interpretierten Hegel in irrtümlicher Weise wörtlich und sahen in ihm eine Art logischer Geldschöpfung, bei der mit bloßem Denken etwas Reales erzeugt werden kann. Doch Hegels Denken konzentrierte sich eher darauf, den kritischen Punkt des Selbstbezugs des Denkens zu erkennen und zu verstehen, was unter seiner Existenz und als Existenz aller Dinge zu verstehen ist. Hegels Denken erzeugt keine Existenz, sondern es entwickelt den Begriff der Existenz.
Das Denken sollte in der Reflexionsbestimmung nicht stehen bleiben, sondern den Widerspruch aushalten und verstehen, was hier vor sich geht.