Junge Menschen entscheiden sich immer öfter dafür, nach ihrem Schulabschluss ein Studium zu absolvieren, anstatt eine praktische Ausbildung zu beginnen. Im Jahr 2021 wurden nur noch knapp eine halbe Million Ausbildungsverträge abgeschlossen – ein historisch niedriger Wert. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Fachkräften in klassischen Ausbildungsberufen stark an, was dazu führt, dass Auszubildende aktuell so gefragt sind wie nie zuvor.
30 Prozent mehr Ausbildungsstellen als im Vorjahr
Laut einer aktuellen Untersuchung des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP) wurden im August 2022 insgesamt 136.400 Ausbildungsstellen ausgeschrieben. Das bedeutet einen Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zunahme verdeutlicht, dass Unternehmen verzweifelt nach Auszubildenden suchen. Doch in welchen Bereichen werden die meisten Nachwuchskräfte gesucht?
Der Vertrieb und Verkauf dominieren mit 30 Prozent aller Ausbildungsplätze
Die meisten Ausbildungsplätze sind im Bereich Vertrieb und Verkauf zu finden, nämlich ganze 30 Prozent. Fast jeder fünfte Job in diesem Sektor ist ein Ausbildungsplatz. Die meist ausgeschriebene Stelle ist die des Kaufmanns für Einzelhandel. Aber auch das Bauwesen und Handwerk suchen dringend Nachwuchs. Bundesweit wurden über 31.000 Ausbildungsplätze in diesem Bereich ausgeschrieben. Darauf folgen mit knapp 30.000 Ausbildungsstellen das Finanz- und Rechnungswesen sowie mit über 27.000 Ausbildungsplätzen der technische Bereich. Besonders Elektroniker und Mechatroniker sind hier gefragt. Auch die Bereiche Verwaltung und Sekretariat verzeichnen einen großen Bedarf mit fast 11.800 Stellen.
54 Prozent mehr Ausbildungsplätze im Gesundheits- und Sozialwesen
Besonders interessant sind auch die Bereiche Gesundheit und Soziales. Durch die Corona-Pandemie hat sich der bereits vorhandene Pflegenotstand weiter verschärft. Hier wird dringend nach Auszubildenden gesucht. Die Untersuchung zeigt einen Anstieg von über 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden im August 2022 rund 9.600 Jobs im Bereich Gesundheit und Soziales ausgeschrieben. Besonders gefragt sind Pflegefachkräfte und Erzieherinnen/Erzieher. Daneben verzeichnet der kreative Sektor einen ebenso starken Anstieg mit einer Zunahme von 48,5 Prozent in den Bereichen Marketing, PR und Werbung. Auch die Bereiche Transport, Verkehr und Logistik verzeichneten einen enormen Zuwachs von 47,7 Prozent.
Besonders hoher Bedarf an Azubis in Niedersachsen und Baden-Württemberg
Neben der Frage, welche Berufsgruppen die meisten Ausbildungsplätze anbieten, liefert die BAP-Erhebung auch Informationen über die Bundesländer mit dem höchsten Bedarf an Auszubildenden. Es zeigt sich, dass die Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg besonders viele Ausbildungsplätze anbieten. In beiden Ländern machen die Azubi-Jobs über zehn Prozent aller Stellenangebote aus. Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein folgen knapp dahinter. Das Schlusslicht bildet Berlin, wo gerade einmal 3,4 Prozent aller Jobausschreibungen an Auszubildende gerichtet sind.
Betrachtet man die absoluten Zahlen, so bieten Bayern mit über 26.500 Jobs und Nordrhein-Westfalen mit über 25.700 Jobs die meisten Stellen für Auszubildende an. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die meisten Ausbildungsplätze in den Bereichen Vertrieb und Verkauf sowie in Bayern zu finden sind.
lidi
