Ein Bandscheibenvorfall ist eine häufige Ursache für Lähmungen bei Hunden. Bei Katzen tritt er dagegen seltener auf. Die Wirbelsäule besteht aus segmentalen Bereichen, die aus knöchernen Wirbeln und knorpeligen Bandscheiben bestehen. Die Bandscheiben ermöglichen die Bewegung zwischen den Wirbeln und dienen als stoßdämpfende Puffer. Durch Degeneration können die Bandscheiben ihre Dämpfungsfunktion verlieren und auf das Rückenmark drücken.
Ursachen eines Bandscheibenvorfalls
Ein Bandscheibenvorfall ist in den meisten Fällen eine altersbedingte degenerative Erkrankung. Es gibt jedoch bestimmte Rassen, wie Dackel, Basset, Französische Bulldogge, Mops und Shih Tzu, die bereits in jungen Jahren degenerative Veränderungen der Bandscheiben aufweisen. Diese Rassen sind prädisponiert für Bandscheibenvorfälle. Eine Kalzifizierung der Bandscheiben kann auf Röntgenbildern sichtbar werden. Die Degeneration der Bandscheiben führt letztendlich zum Vorfall der Bandscheibe und zur Kompression des Rückenmarks. Es gibt verschiedene Typen von Bandscheibenvorfällen, die als Hansen-Typ I, II und III bezeichnet werden.
Hansen Typ I
Dieser Typ tritt am häufigsten bei kleinen (chondrodystrophen) Hunderassen ab einem Alter von einem Jahr auf, kann aber auch große Hunderassen betreffen. Der faserknorpelige Ring reißt ein und der degenerierte Kern fällt plötzlich in den Wirbelkanal vor. Dies führt zu einer Kompression und einer Kontusion (Prellung) des Rückenmarks. Die Symptome treten normalerweise akut auf und können von plötzlichen Schmerzen bis hin zu weiteren Bandscheibenmaterial-Verlusten oder Blutungen reichen.
Hansen Typ II
Dieser Typ ist dem Bandscheibenvorfall beim Menschen sehr ähnlich. Er tritt vor allem bei nicht-chondrodystrophen größeren Hunderassen auf. Anstelle eines Vorfalls des Kerns kommt es zu einer Vorwölbung des äußeren Faserrings. Die Symptome entwickeln sich hier allmählich und werden schrittweise schlechter. Aufgrund der lang anhaltenden Beeinträchtigung der Blutversorgung treten häufiger dauerhafte Schäden der Nervenbahnen auf.
Hansen Typ III
Hansen Typ III Bandscheiben werden auch als “explosive Disc”, “high velocity low volume disc” oder “Akute nicht kompressive Nucleus pulposus Extrusionen” bezeichnet. Die klinischen Symptome bei dieser Form treten normalerweise plötzlich unter Belastung oder nach einem Trauma auf. Der Faserring reißt und der normale gelartige Kern schießt heraus und verursacht ein Trauma des Rückenmarks, ohne es normalerweise zu komprimieren. Daher ist normalerweise keine operative Versorgung erforderlich.
Wie erkenne ich, ob mein Tier einen Bandscheibenvorfall hat?
Die häufigsten Symptome sind Schmerzen im Hals oder Rücken des Tieres. Neben Jaulen und Winseln äußern sich Rückenschmerzen auch durch eine abnormale Haltung, Zittern, Hecheln, Bewegungsunlust und Probleme beim Springen oder Treppensteigen. Bandscheibenvorfälle im Rückenbereich können zu Lähmungen oder Koordinationsstörungen der Hintergliedmaßen führen, während Vorfälle im Halsbereich Lähmungen oder Koordinationsstörungen aller vier Gliedmaßen verursachen können.
Therapieentscheidung und Prognose
Die Wahl der Therapie hängt vom neurologischen Grad der Ausfälle und der Dauer der Symptome ab. In der Regel werden die Symptome in fünf Grade eingeteilt. Bei Grad 1 und 2 kann eine konservative Therapie durchgeführt werden. Bei Grad 3 und 4 ist eine Operation normalerweise notwendig. Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, kann aber bei einer rechtzeitigen Operation und entsprechender Therapie bei Grad 3 und 4 gut sein. Bei Grad 5, bei dem Tiefenschmerz fehlt, ist die Prognose vorsichtiger.
Diagnosestellung
Die klinische neurologische Untersuchung hilft, das Problem auf einen bestimmten Bereich des Nervensystems zu lokalisieren. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie, Kontraströntgen und Magnetresonanztomographie können die Verdachtsdiagnose bestätigen und den genauen Ort des Vorfalls bestimmen.
Konservative Therapie
Eine konservative Therapie umfasst die Schmerzlinderung und Entzündungshemmung sowie die Schonung des Tieres. Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur aufzubauen und die Beweglichkeit zu erhalten.
Chirurgische Therapie
Die Operation eines Bandscheibenvorfalls sollte nur von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden. Je nach Lage des Vorfalls und der betroffenen Rückenmarksregion wird der Zugang zur Wirbelsäule gewählt. Dies kann eine Hemilaminektomie, eine dorsale Laminektomie, ein ventraler Slot oder eine laterale Korpektomie sein.
Nach der Operation
Das Tier wird nach der Operation intensiv überwacht und erhält Schmerzmedikamente. Die Physiotherapie beginnt bereits am Tag nach der Operation, um die Erholung zu fördern.
Weitere Informationen
Unsere Klinik verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Neurochirurgie und bietet auch eine 24-Stunden-Notfallversorgung an. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall können wir die Diagnose bestätigen und die weitere Therapie planen.
Dieser Artikel soll Ihnen einen Überblick über Bandscheibenvorfälle beim Hund geben. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall oder andere Wirbelsäulenerkrankungen sollten Sie Ihren Tierarzt konsultieren, um eine gründliche Untersuchung und individuelle Beratung zu erhalten.