Am Mittwochabend nach Handelsende meldete BASF vorläufige Zahlen zum zweiten Quartal und senkte zugleich die Gesamtjahresprognose relativ deutlich. Am Donnerstag startete die Aktie schwach, traf aber sofort auf Käufe. Das ist ungewöhnlich – was steckt dahinter?
Keine guten Nachrichten
BASF musste leider keine guten Ergebnisse präsentieren. Schon seit der Gewinnwarnung von Lanxess und Andeutungen aus der Branche war klar, dass die im Frühjahr geäußerte Zuversicht, wonach sich die Nachfrage und die Gewinnmargen im zweiten Halbjahr deutlich verbessern würden, vorerst nicht eintreten wird. Dennoch überrascht, wie gelassen diese schlechten Zahlen aufgenommen wurden.
Im Frühjahresquartal betrug der Umsatz von BASF 17,3 Milliarden Euro, während Analysten mit einem Umsatz von etwa 19 Milliarden Euro gerechnet hatten. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag ohne Berücksichtigung von Sonderfaktoren bei 1,0 Milliarden Euro – mehr als die Hälfte weniger als im Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang war von den Experten jedoch erwartet worden.
Obwohl BASF betonte, dass im zweiten Halbjahr nicht mit einer weiteren Nachfragereduktion gerechnet wird, wurde eine vorsichtige Erholung erwartet. Dementsprechend wurde die Gesamtjahresprognose deutlich gesenkt: Der Umsatz wurde von 84-87 Milliarden Euro auf 73-76 Milliarden Euro und das EBIT von 4,8-5,4 Milliarden Euro auf 4,0-4,8 Milliarden Euro angepasst.
Überraschende Reaktion
Die negativen Zahlen führten zu einem starken Verkaufsdruck im nachbörslichen Handel am Mittwoch, der den Kurs um bis zu 4,5 Prozent gegenüber dem Xetra-Schlusskurs fallen ließ. Auch die Analysten waren nicht begeistert und senkten zahlreiche Kursziele. Doch trotz all dem startete die Aktie am Donnerstag nur leicht im Minus und traf sofort auf Käufe.
Es ist unwahrscheinlich, dass so viele Akteure zu dem Schluss gekommen sind, dass die schlechten Zahlen nicht so gravierend sind, denn letztendlich sind sie es. Es ist auch auffällig, dass die BASF-Aktie und der gesamte Chemiesektor zu Beginn des dritten Quartals kräftig gekauft wurden. Die BASF-Aktie hat seit dem 30. Juni eine bessere Performance als der DAX. Eine Vermutung könnte sein, dass große Fonds und andere institutionelle Anleger, die ihre Anlagestrategie zum Quartalswechsel überprüfen und anpassen, gezielt auf eine Erholung der Chemiebranche setzen und sich gegen “schlechte Nachrichten” durchsetzen wollen. Ob dies tatsächlich die entscheidende Basis für die unerklärliche Stabilität der Aktie ist, bleibt fraglich.
Solange die wichtigen Widerstandslinien nicht gebrochen werden, ist die Lage für BASF weiterhin unsicher. Insbesondere die Abwärtstrendlinie bei 47,50 Euro und die 200-Tage-Linie bei 47,75 Euro sind entscheidend. Bevor diese Hürden nicht eindeutig überwunden sind, bleibt die Aktie im übergeordneten Bild bärisch.
Quellenangaben: Vorläufige Ergebnisse zum 2. Quartal 2023, 12.07.2023: https://www.basf.com/global/de/media/news-releases/2023/07/p-23-264.html