Beach vs. Hallenvolleyball: Zwei ungleiche Brüder! – Teil 2

Beach vs. Hallenvolleyball: Zwei ungleiche Brüder! – Teil 2

Beach und Hallenvolleyball sind wie zwei ungleiche Brüder. Im ersten Teil dieser Mini-Serie haben wir bereits die Vor- und Nachteile beider Varianten kennengelernt. Jetzt wollen wir uns die wesentlichen Regelunterschiede genauer anschauen. Viel Spaß!

Der „äußere Rahmen“

Beim Hallenvolleyball spielen sechs Spieler auf einem Feld von 9 x 9 Metern, während beim Beach Volleyball nur zwei Spieler auf einem 8 x 8 Meter großen Feld stehen. Die Netzhöhe beträgt bei beiden Varianten entweder 2,43 Meter (für Herren) oder 2,24 Meter (für Damen). In der Halle sind bis zu sechs Spielerwechsel pro Satz erlaubt, während beim Beach Volleyball grundsätzlich nur zwei Spieler im Team sind und daher keine Wechsel möglich sind.

Im Beach Volleyball gibt es keine Mittellinie, daher ist es erlaubt, die “gedachte” Mittellinie zu überschreiten, solange der Gegner dadurch nicht beeinträchtigt wird. In der Halle ist das Überqueren der Mittellinie grundsätzlich verboten.

Die Spielstruktur

Im Seniorenbereich werden im Hallenvolleyball drei Gewinnsätze bis 25 Punkte (im 5. Satz bis 15 Punkte) nach der Rally-Point-Zählweise gespielt. Beim Beach Volleyball werden lediglich zwei Gewinnsätze bis 21 oder 15 Punkte gespielt. Zusätzlich wird beim Beach Volleyball alle 5 oder 7 Punkte die Seite gewechselt, bedingt durch Umwelteinflüsse wie Wind und Sonne.

In der Halle stehen drei Ballberührungen plus eine Blockberührung zur Verfügung, während beim Beach Volleyball die Blockberührung als erster Kontakt zählt, so dass nur noch zwei weitere Berührungen erlaubt sind. Es können keine Aufstellungsfehler passieren – beide Spieler dürfen sich zu jedem Zeitpunkt frei im Feld positionieren.

Im Hallenvolleyball können Trainer pro Satz zwei Auszeiten beantragen, während im Beach Volleyball jedes Team pro Satz eine Auszeit nehmen darf. Auf höherem Niveau wurden bei beiden Varianten zusätzlich technische Auszeiten bei 21 gespielten Punkten eingeführt.

Beach Volleyballspiele dauern durchschnittlich weniger als eine Stunde, während Hallenspiele zwischen einer und zwei Stunden dauern können.

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In der Regel werden Beach Volleyball-Turniere ausgetragen, während Meisterschaftsspiele in der Halle oft in Ligaform stattfinden. Das bedeutet, dass beim Beach Volleyball bis zu acht Spiele pro Wochenende auf euch warten können, während in der Halle normalerweise nur ein Spiel pro Spieltag stattfindet. Daher gehören schnelle Gegnerwechsel und das Anpassen an ihre Spielweise zum Beach Volleyball dazu. In der Halle ist es besser möglich, sich langfristig auf die kommenden Gegner einzustellen.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass in der Halle Coaching in vielfältiger Form erlaubt ist, während es beim Beach Volleyball grundsätzlich verboten ist.

Technische Unterschiede

Das größte Thema und sicherlich der bekannteste Unterschied ist das Problem des ersten Ballkontakts beim Beach Volleyball: Das Pritschen des ersten Balls ist grundsätzlich erlaubt, muss jedoch sehr sauber ausgeführt werden und wird meistens sanktioniert. Der zweite Ball darf auch nicht im oberen Zuspiel über das Netz gespielt werden, es sei denn, dies erfolgt senkrecht zur Zuspielachse. Das Fintieren, Loben oder Legen des dritten Balls mit den Fingerspitzen ist im Sand ebenfalls verboten. Hierfür haben sich spezielle Techniken entwickelt, die weiter unten im Text näher erläutert werden.

Spielbälle

Weitere Unterschiede bestehen bei den Spielbällen: In der internationalen und deutschen Beach Volleyball Tour wird der Mikasa VLS 300 als offizieller Spielball verwendet. In einigen Bundesländern wird aus Vertragsgründen mit dem Molten Beach Master MBVBM gespielt. Auch in der Halle gibt es Unterschiede zwischen den Mikasa- und Molten-Bällen. Meistens ist es nur eine Frage der Gewöhnung, jedoch haben manche Spieler echte Präferenzen für einen bestimmten Balltyp.

Kleidung & Trikots

Die Kleidungsvorschriften für Spielerinnen beim Beach Volleyball sind ein oft beachtetes Thema. In der Halle tragen sowohl Männer als auch Frauen in der Regel sportlich-praktische Trikots und Hosen, die körpernah geschnitten sind und der gängigen Mode entsprechen. Im Sand hingegen sind die Frauen meistens knapper gekleidet. Dies liegt einerseits an den Regeln und andererseits daran, dass Sponsoren so besser für den “attraktiven” Sport Beach Volleyball gefunden und gebunden werden können. Interessanterweise sind die Vorgaben der Verbände zu diesem Thema deutlich weniger streng als man denkt, und die meisten Damen-Beach Volleyballteams unterschreiten die Vorgaben deutlich.

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Mützen und Sonnenbrillen sind im Beach Volleyball erlaubt, ebenso wie langärmelige Kleidung und Beachsocks bei entsprechenden Temperaturen. Das Spielen in Schuhen mit Sohle ist jedoch nicht erlaubt.

Wenn der Veranstalter eines Beach Volleyball-Turniers ein Trikot zur Verfügung stellt, muss dieses getragen werden. Auf höherem Niveau findet man auf dem Trikot oft auch eine Spielernummer (1 oder 2).

Und sonst noch?

Aufgrund des weichen und beweglichen Sanduntergrunds werden im Gegensatz zum harten Hallenboden erhöhte Anforderungen an die stabilisierende Muskulatur in Rumpf, Beinen und insbesondere den Füßen gestellt (wer kennt nicht den Muskelkater im Fußgewölbe nach den ersten Einsätzen im Sand?).

Beach Volleyballer müssen auch universeller sein: Der Erfolg hängt maßgeblich von beiden Spielern ab, da an jedem Spielzug immer beide Spieler beteiligt sind. In der Halle hat nicht jeder Spieler bei jedem Spielzug eine Ballberührung, aber der Anspruch an Teamwork ist höher.

Spezielle Beach Volleyball-Techniken

Wie bereits erwähnt, haben sich aufgrund der Regelunterschiede zur Halle spezielle Beach Volleyball-Techniken entwickelt. Hier sind einige der bekanntesten:

Tomahawk

Da die Annahme im Sand oft problematisch ist, hat sich die Technik des Tomahawk entwickelt. Dabei werden die offenen Hände gefächert über dem Kopf übereinandergelegt und mit dieser aufgespannten Fläche wird der Ball kontrolliert gespielt. Alternativ können die Handflächen auch aufeinander gelegt werden, wobei die Finger nach oben zeigen und der Ball mit den aufeinanderliegenden Handkanten gespielt wird.

Pokeshot

Der Pokeshot ist sozusagen das Universal-Schweizermesser unter den Techniken: Man hat den Pokeshot sowohl bei Annahmen, Abwehraktionen als auch beim Zuspiel gesehen, am gebräuchlichsten ist er jedoch als Angriffstechnik für gefühlvolle Schüsse über den Block.

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Cobra-Shot

Der Cobra-Shot wird verwendet, wenn es im Angriff eng wird: Wenn der Ball sehr dicht am Netz steht und der gegnerische Blockspieler Längenvorteile hat, kann der Ball mit den gespannten Fingerspitzen über den Block ins gegnerische Feld gesteuert werden. Das ist jedoch nur etwas für Profis.

Chicken-Wing

Chicken-Wing klingt zwar wie eine Mahlzeit im Fast-Food-Restaurant oder beim Grillen, ist aber eine Not-Abwehrtechnik: Der Ball wird mit einem seitlich abgewinkelten Arm (es entsteht ein Dreieck zwischen Schulter, Ellenbogen und Handgelenk) gespielt. Mit dieser Fläche kann ein seitlich hart auf Körperhöhe geschlagener Ball effektiv abgewehrt werden.

Beach-Dig

Der Beach-Dig ähnelt dem Pritschen, bei dem die Hände geöffnet und schalenförmig nebeneinander positioniert sind. Diese Technik kann auch oberhalb des Körpers, sehr tief und besonders seitlich sowie einhändig angewendet werden.

Gator-Dig

Der Gator-Dig ist eine sinnvolle Alternative für hart zentral auf den Körper geschlagene Bälle, bei denen weder Pritschen noch Baggern möglich sind: Mit beiden Handinnenflächen wird vor der Brust eine Schale gebildet, mit der der Ball kontrolliert abgewehrt werden kann.

Skyball

Findest du normale Aufschläge von oben und verschiedene Sprungaufschläge langweilig? Dann probiere doch mal den Skyball-Aufschlag aus: Der Ball wird möglichst hoch (in die Sonne oder in den Wind) geschlagen, um es dem Gegner schwer zu machen, ihn einzuschätzen. Dabei steht man seitlich zur Grundlinie, senkt den Körper ab und schlägt den Ball mit der Vor- oder Rückhandseite der Hand.

Fake-Block

In der Halle sind Zweier- oder Dreierblocks die Regel, im Sand kann es jedoch effektiv sein, den Angreifer ohne Blockspieler zu lassen, um das Feld gegen Schüsse besser zu verteidigen. Dies erfordert eine gute Abstimmung in der Feldverteidigung.

Alle diese Techniken sollten – genau wie in der Halle – vorher gründlich geübt werden.

Habt ihr noch Fragen zu den Regeln oder besondere Erlebnisse aus dem Training oder einem Turnier? Hinterlasst einen Kommentar oder schreibt mir eine Nachricht an info@volleyballfreak.de.

Und falls ihr Teil 1 der Serie noch nicht gelesen habt, könnt ihr das hier nachholen: [Beach vs. Hallenvolleyball: Zwei ungleiche Brüder! – Teil 1](link to part 1)