Das soziale Netzwerk Facebook hat erkannt, dass Emotionen stärker wirken als der herkömmliche Like. Menschen, die eine Reaktion hinterlassen, senden ein noch stärkeres soziales Signal als diejenigen, die nur den Beitrag liken. Deshalb sollten Nutzer Statusupdates, Videos oder Fotos mit den entsprechenden Emojis würdigen, um in Zukunft mehr Inhalte dieser Art zu sehen.
Menschen sind Gewohnheitstiere, deshalb dominiert der Standard-Like
Seit einem Jahr hat Facebook den Like-Button um fünf weitere Reaktionen erweitert: „Love“, „Haha“, „Wow“, „Traurig“ und „Wütend“. Obwohl Nutzer mehr als 300 Milliarden Mal auf diese Icons geklickt haben, dominieren immer noch die herkömmlichen Likes. Das liegt wohl daran, dass Menschen Gewohnheitstiere sind und gerne bei der Routine bleiben.
Ein weiterer Grund ist der geringere Aufwand beim Standard-Like im Vergleich zu den Emotionen. Um ein Herz zu verteilen, müssen Nutzer den Like-Button mit dem Cursor markieren (Desktop) bzw. gedrückt halten (mobile App), bevor die fünf Emotionen zur Auswahl erscheinen. Obwohl dies nur Sekundenbruchteile dauert, kann die koordinative Herausforderung entscheidend sein, wenn man beispielsweise in einer vollen U-Bahn steht und das Smartphone mit einer Hand bedient.
Facebooks Schicksal entscheidet sich am Algorithmus
Der Algorithmus von Facebook ist die Erfolgsformel dieses sozialen Netzwerks. Hunderttausende verschiedene Kriterien bestimmen, welche Inhalte in der Timeline angezeigt werden. Dabei spielen der Text-, Foto- oder Videobeitrag, die Häufigkeit der Nachrichten mit einer Freundin oder das Alter des Postings eine Rolle. Der genaue Algorithmus von Facebook bleibt jedoch ein großes Geheimnis.
Fest steht nur: Nutzer sehen nur einen Bruchteil der Inhalte, die Freunde und gelikte Seiten teilen. Die große Frage für Facebook lautet daher, ob der gezeigte Bruchteil der richtige ist. Denn wenn Nutzer zunehmend Inhalte sehen, die sie nicht mehr interessieren, verlieren sie schnell das Interesse an Facebook. Das wiederum führt dazu, dass Facebook weniger Werbung anzeigen kann. Daher ist es für das Unternehmen von größter Bedeutung, den Algorithmus ständig zu verbessern, um die Nutzer bei Laune zu halten.
Ähnlich wie Google seinen Suchalgorithmus nie vollständig offenlegen wird, ist es unwahrscheinlich, dass Facebook den genauen Aufbau des Newsfeeds verraten wird. Es heißt lediglich, dass Reaktionen gegenüber Likes einen etwas höheren Stellenwert haben sollen, wenn es darum geht, den Wert des jeweiligen Inhalts zu bewerten.
Ein Programm soll Facebook verwirren – das birgt soziale Risiken
Obwohl der „Love“-Button im ersten Jahr häufiger verwendet wurde als „Haha“, „Wow“, „Traurig“ und „Wütend“ zusammen, sollen alle Reaktionen gleich behandelt werden, was die Auswirkungen auf den Newsfeed betrifft. Trotzdem erhält Facebook dadurch noch genauere Informationen, mit denen es Persönlichkeitsprofile erstellen kann.
Der Künstler Ben Grosser hält dies für bedenklich und hat deshalb die Browser-Erweiterung „Go Rando“ entwickelt. Diese liefert Facebook unbrauchbare Daten, indem sie bei jedem Klick auf „Gefällt mir“ zufällig eine der sechs Möglichkeiten auswählt. Diese Gefühlsverwirrung mag Facebook zwar verunsichern, betrifft aber auch die Freunde, die die Beiträge lesen. Eine Diskussion kann so schnell ins Chaos abdriften: „Wir werden Eltern!“ – Sad! Viel Spaß beim Diskutieren.