In der Kantine steht Katharina in der Schlange. Da merkt sie deutlich eine leichte Berührung am Unterarm. Sie zieht den Arm weg und dreht sich um. „Huch, Entschuldigung“, grinst Lukas, ihr Arbeitskollege, „war keine Absicht.“ Doch Katharina beschäftigt dieser Moment. Welche Bedeutung hat diese scheinbar zufällige Berührung, die sie nicht mehr loslässt?
Was Berührungen in uns auslösen
Die genaue Bedeutung körperlicher Nähe kann nur in einem sozialen Kontext erschlossen werden. Dabei vermittelt sie eine gewisse Intimität, wie auch Körpersprache-Expertin Nadine Kmoth gegenüber ElitePartner erklärt: „Eine Berührung vermittelt Vertrauen, das merken wir schon als Säugling, wenn wir auf die Welt kommen.“ Kommt die Berührung jedoch von einer fremden Person, wird sie als unangemessen persönlich und häufig sogar als unangenehm wahrgenommen. Daher gibt es sowohl für Männer als auch für Frauen Körperregionen, die für den höflichen Kontakt in Ordnung und wiederum solche, die nur für intime Bezugspersonen vorgesehen sind. Doch bestehen Unterschiede zwischen Männer und Frauen, wo sie berührt werden wollen?
Wo Männer und Frauen berührt werden möchten
Männer sind in puncto Berührung sehr empfindlich. Viele mögen es zum Beispiel nicht, wenn sie von Freunden angefasst werden. Frauen sind da in der Regel deutlich entspannter – solange es um Freunde geht. Bei Fremden ist alles außer Händeschütteln ein Tabu. Zu diesen Ergebnissen kommen jedenfalls Wissenschaftler der US-Universitäten Oxford (England) und Aalto (Finnland) in ihren Studien. Untersucht wurde darin, wo sich das jeweilige Geschlecht berühren lassen würde – vom Partner, von Freunden, Verwandten und völlig Fremden.
Frauen berühren: Körperkontakt zeugt von Nähe
Doch auch wenn Frauen wesentlich lockerer mit Berührungen umgehen, hängt alles von dem Grad der Vertrautheit zu ihrem Gegenüber ab. Außerdem spielt auch das Geschlecht eine entscheidende Rolle. Berührungen von Tante, Mutter, Schwester und bester Freundin sind eher erwünscht als von Onkel, Bruder und Vater. Bei Fremden sind Berührungen dagegen vollkommen unerwünscht. Außer Händeschütteln beim ersten Date zur Begrüßung oder Verabschiedung sorgen Berührungen meist für Unwohlsein. „Das Händeschütteln empfindet die Frau als Ritual, da darf sich berührt werden, es ist keine erogene Zone. Um sich am Hals und abwärts berühren zu lassen, brauchen Frauen allerdings Gewissheit und Vertrauen“, so Expertin Kmoth.
Berührungen: Die Tabuzonen der Männer
Männer halten es bei Berührungen von Freunden und Fremden oft genau andersrum: Viele lassen sich nicht gerne anfassen, weil sie das noch immer für unmännlich halten.
Absolute Tabuzonen sind bei Männern und Frauen die Intimzone und der Po. Sie dürfen nur von den Personen angefasst werden, die ihnen am nächsten stehen. Das hängt laut der Studie aus Oxford und Aalto wiederum von der Lust ab, die bei dieser Aktion entsteht. Einen feinen Unterschied haben die Forscher noch herausgearbeitet: Männer bleiben interessanterweise sehr entspannt, wenn sie von einer Fremden angefasst werden. Tabuzonen gibt es im Grunde nicht.
Berührungen richtig deuten: Das solltest du wissen
Wenn du dich fragst „Wie gut kann ich flirten?“ spielt körperliche Nähe eine wichtige Rolle. Das flüchtige Streifen ist dabei nur selten wirklich unbewusst. Es zeigt körperliches, sexuelles Interesse. Intimer als die scheinbar unbewusste Berührung ist die Wirkung der bewussten Körpersprache von Frauen und Männern zur Annäherung. Da werden zum Beispiel die Größe der Finger und Hände durch aneinanderlegen verglichen. Das ist spielerisch und wird von beiden Seiten akzeptiert. So wächst die Neugierde aufeinander. Vorsicht ist dagegen beim Flirten am Arbeitsplatz geboten, hier werden Berührungen jenseits des Händeschüttelns meist als übergriffig erlebt.
Über das Flirtverhalten hinaus geht die häufige und bewusste Berührung. Gründe dafür sind leicht zu finden, wenn der Begehrte es akzeptiert: eine verirrte Haarsträhne, ein Krümel am Mundwinkel, eine Wimper auf der Wange. Auch die Zeitdauer einer Umarmung ist ein Signal, ob es sich um Freundschaft oder Liebe handelt. Ein Freund umarmt höchstens fünf bis zehn Sekunden, wer länger umarmt, will nicht selten mehr. Kommt es zum Händchenhalten, ist klar: Reine Freundschaft ist keine Option mehr.
Berührungen: Was Singles vermissen
Auch unsere ElitePartner-Studie zeigt, wie wichtig Berührungen sind. Satte 94 Prozent der Singles vermissen es, in den Arm genommen zu werden. 91 Prozent vermissen Zärtlichkeit und Intimität. Aber wie wichtig ist Sex?
„Eine Umarmung ist in gewisser Hinsicht emotional bedeutungsvoller als Sex. Sie vermittelt das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit. Diese Empfindungen sind fast ausschließlich in einer festen Partnerschaft erlebbar“ – Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner
„Im Leben als Single bleiben sie unbefriedigt. In unserer Gesellschaft sind wir sehr distanziert, wir berühren einander selten. Menschen ohne einen Partner haben deshalb kaum Gelegenheit für Körperlichkeiten freundschaftlicher Natur. Dabei wirkt sich regelmäßiger Körperkontakt positiv auf unser psychisches Befinden aus“, so die Expertin weiter. Dabei lassen sich Frauen genauso gerne berühren wie Männer.
„Ich liebe dich“ hat ausgedient: Berührungen und Nähe im Fokus
In unserer ElitePartner-Studie zeigt sich auch, dass das ausgesprochene „Ich liebe dich“ als Ausdruck für wahre Liebe ausgedient hat. Nur jede zweite Frau und jeder zweite Mann in Partnerschaft legt Wert darauf. Als offensichtlicheres Liebesbekenntnis wird Nähe empfunden, und dazu gehören auch Berührungen. Für 62 Prozent sind sie ein wahrer Liebesbeweis. Zwei Drittel aller Männer in Partnerschaften empfinden es als großen Ausdruck ihrer Liebe, dass sie ihre Partnerin häufig berühren möchten. Zumindest sechs von zehn liierten Frauen ist das Berühren auch wichtig.
„Sich akzeptiert zu fühlen, ist das stärkste Zeichen für wahre Liebe. Der Grund: Sich angenommen zu fühlen, wie man ist, ist ein menschliches Ur-Bedürfnis. Für Männer zählen Taten mehr als Worte. Da es vielen nicht leichtfällt, ihre innersten Emotionen verbal auszudrücken, nutzen sie die Hände für eine andere Form der Kommunikation. Dadurch sagen sie ‚Ich liebe dich‘“, so Lisa Fischbach.
Fazit: Mit jeder Berührung wird der Kontakt enger
Berührungen sind ein wichtiger Bestandteil menschlicher Beziehungen. Über Körperkontakt wird der soziale Zusammenhalt in der Familie und der Gruppe gewährleistet. Allerdings berühren Männer und Frauen ziemlich unterschiedlich. Beim Anbandeln dient Anfassen als sicheres Anzeichen für Zuneigung und Begehren. Je häufiger und intensiver es ist, umso intensiver soll die Beziehung sein. In der Partnerschaft sind Berührungen leichter zu deuten: als aufrichtige Bezeugung wahrer Liebe.