Blaulichtfilter: Mehr als nur ein Marketingtrick?

Blaulichtfilter: Mehr als nur ein Marketingtrick?

Immer mehr Brillenhersteller bieten mittlerweile Blaulichtfilter an. Doch sind sie wirklich effektiv oder handelt es sich nur um einen cleveren Marketingtrick? In diesem Artikel wollen wir näher auf die Fakten eingehen und herausfinden, ob diese Filter tatsächlich halten, was sie versprechen.

Blaulichtfilter und ihre verheißungsvollen Versprechen

Vor allem während des Home-Office verbringen viele Menschen noch mehr Zeit vor PC, Tablet, Smartphone und Fernseher als zuvor. Dabei können die Augen schnell anfangen zu brennen. Nicht nur Brillenträger, sondern auch Menschen ohne Sehhilfe schauen stundenlang auf Bildschirme. Daher haben Brillenhersteller die clever Idee entwickelt, Filtergläser auch für Menschen mit perfektem Sehvermögen anzubieten.

Ein Beispiel ist die Schweizer Marke Viu, die den erweiterten Kundenkreis in ihren FAQ so beschreibt: Eine Filterbrille verbindet die Vorteile des Filters, wie z. B. Augenentspannung, mit dem modischen Aspekt einer trendigen Brille. Deshalb sei ein solches Modell auch für jeden sinnvoll. In der Tat berichten bereits einige Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die zuvor lediglich Sonnenbrillen trugen, über den Kauf einer solchen Filterbrille.

Löst ein Blaulichtfilter wirklich Einschlafprobleme und verbessert die Konzentration?

Unter anderem werben Brillenhersteller damit, dass ein Blaulichtfilter beim Einschlafen und bei der Konzentration helfen kann. Die Theorie besagt, dass ein zu hoher Anteil an künstlichem Blaulicht die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmt, was zu längeren Einschlafphasen führen kann. Jedoch herrscht unter Schlafforschern Uneinigkeit darüber, ob diese Vermutung tatsächlich zutrifft. Es ist unwahrscheinlich, dass allein das Blaulicht von Displays die Melatoninproduktion entscheidend beeinflusst.

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Zudem ist blaues Licht nicht grundsätzlich schlecht für unsere Augen. Es ist auch im natürlichen Tageslicht enthalten und macht in dieser Intensität nichts aus. Allerdings kann zu intensives Blaulicht die Netzhaut schädigen, doch ob das Blaulicht von Bildschirmen allein dafür ausreicht, ist nicht ausreichend erforscht.

Der Style-Faktor und die empfohlenen Lösungen

Solange das genaue Risiko nicht geklärt ist, empfiehlt Stephan Degle, Leiter des Fachgebiets Augenoptik an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena, lieber weniger Blaulicht ans Auge zu lassen. In Jena wurden bereits verschiedene Filter auf ihre Wirksamkeit getestet. Das Ergebnis zeigt, dass der vermutlich gefährliche Teil des Blaulichts nur mit gelben oder orangefarbenen Gläsern gefiltert werden kann. Der Nachteil dabei ist, dass das Aussehen der Brille an den Stil der Neunzigerjahre erinnert, was nicht jeder mag.

Alternativ gibt es auch Blaufilterbrillengläser mit einer weniger auffälligen Tönung. Bei den meisten Modellen ist kaum ein Unterschied zu normalen Gläsern erkennbar. Sie schimmern höchstens leicht und filtern weniger Blaulicht als stark getönte Gläser. Laut Stephan Degle werden durch diese Filter 15 bis 20 Prozent des Blaulichts gefiltert, allerdings oft nicht die wirklich bedenklichen Wellenlängen. Sie bieten jedoch mehr Schutz als gar keine Filterbrille. Idealerweise sollten die Bildschirme von sich aus weniger blaues Licht abgeben, um die Blaulichtemission an der Quelle zu reduzieren.

Fazit: Eine stilvolle Lösung, aber wirksam?

Letztendlich entschied ich mich kürzlich beim Optiker auch für einen Blaulichtfilter (in der nicht-orangefarbenen Version). Bei einem Blick auf den Computermonitor auf meinem Schreibtisch wirken die Farben mit der neuen Brille tatsächlich etwas wärmer und leicht gelblich-rötlich. Allerdings ist es schwer zu beurteilen, wie effektiv der Filter wirklich ist. In Bezug auf die Versprechungen, dass man damit konzentrierter und ausgeschlafener bleibt, fühlen sich manche Arbeitstage immer noch genauso lang und ermüdend an wie mit der alten Brille, während andere genauso kurzweilig sind wie zuvor. Immerhin ist meine Netzhaut, soweit ich das beurteilen kann, noch nicht durchgebrannt. Und letzte Nacht habe ich tatsächlich tief geschlafen – zumindest fühlte es sich so an. Die Brille ist auf jeden Fall stylisch.

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