Bodenarbeit mit dem Pferd: Eine neue Art der Interaktion

Bodenarbeit mit dem Pferd

Bodenarbeit mit dem Pferd

Der Umgang mit Pferden beschränkte sich früher auf das Reiten hoch zu Ross. Heutzutage jedoch ist die Bodenarbeit mit dem Pferd eine Selbstverständlichkeit geworden. Wir möchten dir in diesem Artikel diese Methode, das Arbeiten mit dem Pferd vom Boden aus, näher bringen.

Bodenarbeit mit dem Pferd – Ganz allgemein

Mit Hilfe der Bodenarbeit soll unter anderem das Gleichgewicht, die Gelassenheit und die Taktreinheit des Pferdes gefördert werden. Hauptziel ist jedoch, dem Pferd zu lehren, jeglichem leichten Zug oder Druck willig und kontrolliert nachzugeben. Das heißt, die Sensibilität des Pferdes soll gestärkt werden. Außerdem wird durch die Arbeit mit dem Pferd Respekt und Vertrauen geschaffen. Respekt vor allem bei Pferden, welche sich dir gegenüber als widersetzlich verhalten und Vertrauen bei Pferden mit stark ausgeprägtem Fluchtinstinkt.

Doch ist die Bodenarbeit eine Art Reitersatz? Nein! Die Bodenarbeit mit dem Pferd kann eine spannende Abwechslung zum Reiten sein. Sie bereitet das Pferd auf das Zureiten vor und ermöglicht, dass dein Pferd und du neue Aufgaben schneller und leichter erlernt.

Die ersten Schritte

Die erste Form der Bodenarbeit mit dem Pferd, mit der man meist bei jungen Pferden schon beginnt, ist das einfache Führen. Hierbei legst du deinem Pferd ein Halfter an und führst es mit Hilfe eines Führstricks. Je nach Ausbildungsstil lernen Pferde manchmal schon ab dem Fohlenalter sich führen zu lassen. Andere gewöhnen sich erst mit dem Beginn des Einreitens systematisch an das Führen.

Das Führen sollte der erste Schritt einer jeden Bodenarbeit sein. Lässt sich dein Pferd nicht gehorsam am Strick führen, haben weitere Übungen, wie etwa die Arbeit an der Hand und spezielle Führübungen, wenig Sinn. Wer mit den Führübungen beginnen möchte kann es mit folgenden Übungen versuchen:

  • Das Stehenbleiben: das Pferd sollte bei dem Kommando „Steeeh!“ neben dir anhalten und so lange stehen bleiben bis das nächste Kommando
  • „Komm mit!“ erklingt. Jetzt sollte dein Pferd dir sofort wieder folgen
  • Hört dein Pferd schon gut auf die ersten beiden Kommandos, dann kann man auch das Zurückweichen trainieren. Auf das Kommando „Zurück!“ und leichten Druck mit der flachen Hand auf den Nasenrücken, soll dein Pferd sich rückwärts richten.
  • Und auch das Seitwärtsrichten kann eine Führübung für dich und dein Pferd sein. Hierzu stellst du dich seitlich zu deinem Pferd und gibst mit Hilfe der Gerte sachte treibende Hilfen. Jedes Mal wenn dein Pferd mit einem Bein übertritt, sich also seitwärts bewegt, lobst du es sofort. So geht es dann weiter, bis aus dem Seitenschritten eine flüssige Bewegung wird.
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Jede Übung sollte ein paar Mal wiederholt werden. Aber auch nicht zu oft, sodass sich zwar ein Lerneffekt aber keine Langeweile bei euch beiden einstellt. Außerdem ist es von Vorteil, wenn du die Übungen auf einem abgesperrten Gelände wie einer Koppel oder einem Reitplatz durchführst. Eine seitliche Begrenzung ist bei den Übungen von Vorteil. Außerdem besteht besonders bei jungen Pferden mitunter die Gefahr, dass sie sich mal losreißen. Auf einem abgesperrten Gelände kannst du es gleich wieder einfangen.

Parcours bauen

Sobald die Grundkommandos sitzen und du dein Pferd unter Kontrolle hast, kannst du sogar damit beginnen, einen ganzen Parcours mit verschiedenen Stationen zu bauen, durch den du mit deinem Pferd durch musst. So kannst du das Vertrauen zu deinem Pferd stärken und Ängste und Unruhen gezielt abbauen. Ein Parcours könnte folgendermaßen aussehen:

  • Station 1 – Stangen: Hier legst du mehrere Stangen mit einem Abstand von einem Meter hintereinander. Anfangs wenige, später mehr. Dein Pferd muss bei der Übung die Abstände richtig abschätzen
  • Station 2 – Labyrinth: Das Labyrinth wird aus zwei Rundhölzern mit einer Länge von ungefähr vier Metern für die Außenseiten und vier Rundhölzern mit zwei Meter Länge im Innenbereich aufgebaut. Die Zweimeterstangen werden quer zu den langen Außenstangen platziert, so dass abwechselnde Durchgänge entstehen. Führe dein Pferd langsam und vorsichtig durch die Gänge, sodass es sich nach links und rechts biegen muss
  • Station 3 – Slalom: Du kannst für den Slalom Blechtonnen, Plastiktonnen oder behelfsweise auch Stangen verwenden, die du mit großen Zwischenräumen in einer Reihe aufstellst. Das Pferd wird dann um die Tonnen herum und zwischen den Tonnen hindurch geführt. Wenn die Übung gut klappt, können die Tonnen in unterschiedlichen Abständen (enger, weiter) angeordnet werden, um die Schwierigkeit zu erhöhen und die Übung abwechslungsreich zu gestalten
  • Station 4 – Plane: Bei dieser Station benötigst du nur eine Plane. Diese bekommst du im Baumarkt. Führe dein Pferd über die Plane oder versuche vorsichtig sie dem Pferd auf den Rücken zu legen
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Deiner Fantasie sind bei einem solchen Parcours keine Grenzen gesetzt. Du solltest bei diesen Übungen ruhig, gelassen, locker und aufmerksam sein, damit die Arbeit Erfolge bringt. Du kannst mit dem Pferd sprechen, es aufmuntern, zeigen, loben, geduldig sein und vor allem solltest du deinem Pferd Zeit lassen. Ist dein Pferd unsicher, gib ihm genügend Zeit, sich an die ungewohnten Aufgaben zu gewöhnen. Schritt für Schritt kommst du zum Erfolg.

Longieren: Gymnastik und Ausbildung zugleich

Eine weitere tolle Möglichkeit sich vom Boden aus mit dem Pferd zu beschäftigen, ist das Longieren. Longieren ist, vereinfacht gesagt, das Laufenlassen des Pferdes an einer langen Leine innerhalb einer kreisförmigen Bahn. Es dient der Ausgleichsgymnastik, da die Pferde sich dabei ohne Reitergewicht bewegen und trotzdem effektives Training erhalten.

Außerdem hast du beim Longieren die Möglichkeit, dein Pferd in der Bewegung genau zu beobachten. So kannst du über eine längere Zeit die Entwicklung besser einschätzen. Viele Aspekte, die bei der Arbeit unter dem Sattel eine große Rolle spielen, können vor allem vom weniger geübten Reiter über das Auge – also beim Longieren – besser erfasst werden. So begleitet das Training an der Longe Reiter und Pferd durch die Jahre, über alle Ausbildungsstufen hinweg und hat einen positiven, ergänzenden Einfluss auf das Training.

Freiheitsdressur und Zirzensik

Sehr beliebt bei der Bodenarbeit mit dem Pferd sind zirzensische Übungen und die Freiheitsdressur. Bei dieser Art der Bodenarbeit werden dem Pferd kleinere Kunststücke beigebracht, wie beispielsweise Knien, Kompliment, Sitzen oder Ablegen. Durch die Lektionen auf der Erde wird dominanten Pferden, sehr jungen Hengsten und Wallachen ein spielerischer Weg zur Unterordnung gezeigt. Außerdem können zurückhaltende, unsichere oder ängstliche Pferde durch Übungen, wie der Gang über eine Plane oder das Steigen auf ein Podest, an Selbstvertrauen gewinnen.

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Ziel ist es, dass du dein Pferd mit Hilfe von Körpersignalen und deiner Stimme lenken kannst. Zu Beginn der Übungen kannst du natürlich ein Halfter und den Strick verwenden. Um das Pferd ohne Hilfsmittel leiten zu können, ist es jedoch ganz wichtig, sein Pferd genauestens zu kennen. Nicht jede Übung der Zirzensik und der Freiheitsdressur erfüllt den gleichen Zweck und eignet sich für jedes Pferd. Bei ohnehin dominanten Pferden sollte man zum Beispiel auf das Steigen verzichten. Der spanische Schritt oder das Kompliment sind jedoch durchaus geeignet und verbessern die Qualität des Gangwerks bei der Arbeit unter dem Sattel.

Insbesondere intelligente Pferde, die sich bei „normaler“ Arbeit schnell langweilen, profitieren von zirzensischen Übungen. Und auch denkfaule Pferde werden dabei aktiviert. Ungeeignet sind die meisten Lektionen für Pferde mit Gelenksproblemen und anderen Schwächen des knöchernen oder muskulären Bewegungsapparates. Denn die meisten zirzensischen Lektionen wirken auch gleichzeitig gymnastizierend.

Bei den Lektionen Kompliment, Knien, Liegen, Sitzen, Spanischer Schritt und Steigen werden eine Vielzahl von Muskelgruppen trainiert, die auch beim Reit- und Fahrsport in Anspruch genommen werden. Regelmäßiges Training beugt durch Dehnen und Kräftigen von Sehnen, Bänder- und Muskulaturverletzungen vor. Ebenso können durch gezieltes Training Verspannungen vorgebeugt oder bestehende gelöst werden. Übungen, bei denen das Pferd zu Boden geht, schulen darüber hinaus auch das Gleichgewicht, was insbesondere auch für junge Pferde vor dem Anreiten (ab ca. 3 Jahre) oder natürlich für Pferde, deren Problem genau hier liegt, eine ideale Ergänzung ist.

Fazit

Du siehst also, dass die Bodenarbeit mit dem Pferd, neben dem klassischen Reiten, einen wichtigen Baustein in der Arbeit zwischen Pferd und Reiter darstellt. Ob nun Parcours, Longe, zirzensische Übungen oder Freiheitsdressur. Die Möglichkeiten der Bodenarbeit sind vielfältig und verfolgen doch das gleiche Ziel! Eine Bindung und blindes Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd zu schaffen. Egal, ob du Ängste abbauen und das Selbstbewusstsein deines Pferdes stärken möchtest, oder ob du dominanten Tieren Einhalt gebieten möchtest. Die Bodenarbeit ermöglicht es dir, dein Pferd zielgerichtet zu trainieren. Losgelassenheit, Gymnastik und Abwechslung sind schöne Nebeneffekte dabei.