Bonify-Anwendung der Schufa: So funktioniert die neue Datenabfrage

Bonify-Anwendung der Schufa: So funktioniert die neue Datenabfrage

Die Schufa-Tochter Bonify verspricht mit ihrer App, alle gespeicherten Daten zur Kreditwürdigkeit sowie ein Warnsystem, das über negative Einträge informiert, zur Verfügung zu stellen. Doch was steckt hinter dieser kostenlosen Anwendung und wie sicher ist sie wirklich? In diesem Artikel geben wir einen Überblick.

Was ist die Bonify-App?

Die Wirtschaftsauskunftei Schufa möchte Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig von sich aus über negative Einträge in ihren Kreditwürdigkeitsdaten informieren. Zudem können Nutzer über die App ihren persönlichen Schufa-Score einsehen. Hierfür soll die bereits bestehende App “Bonify Finanzmanager” des Tochterunternehmens Bonify genutzt werden, das 2022 von der Schufa übernommen wurde. Aktuell hat die App bereits 1,1 Millionen registrierte Nutzerinnen und Nutzer.

Ab 2024 soll es zudem möglich sein, über die Anwendung eine Schufa-Score-Simulation durchzuführen. Nutzer können dann beispielsweise testen, welchen Einfluss ein Ratenkredit auf ihre persönliche Kreditwürdigkeit hätte.

Wie funktioniert die Registrierung?

Um die Datenabfrage des Schufa-Basisscores nutzen zu können, müssen Verbraucher sich in der App registrieren – entweder mit ihrem Personalausweis oder einem Aufenthaltstitel. Bis zum Jahresende sollen zudem weitere bonitätsrelevante Daten, die von der Auskunftei gespeichert sind, abrufbar sein.

Es besteht auch die Möglichkeit, sich über das eigene Bankkonto zu registrieren. In diesem Fall gewährt man dem Finanzunternehmen Bonify für einen Zeitraum von 90 Tagen Einblick in das eigene Konto, sofern die Verbindung nach der Registrierung nicht gelöscht wird.

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Die Schufa plant, weitere Möglichkeiten der Identifizierung einzuführen, beispielsweise mit dem elektronischen Personalausweis. Außerdem soll es in Zukunft die Option geben, das eigene Bankkonto nur zur Identifizierung zu nutzen, ohne die Freigabe oder Zustimmung zur Verwendung der Kontodaten.

Hat die Schufa Einblicke in Konten?

Die Schufa betont, dass Bonify ein eigenständiges Unternehmen ist und beide Einheiten nicht auf die Informationen der jeweils anderen zugreifen können. Eine Übermittlung von Daten zwischen den Unternehmen ist nur mit expliziter Einwilligung der Nutzer möglich.

Der freiwillige Einblick in das eigene Konto kann jedoch dazu beitragen, dass die Auskunftei die Bonität besser bewerten kann, wie es auf der Webseite der Schufa heißt. “Mehr Daten führen zu faireren und für die meisten Menschen besseren Scores.” Bisher weiß die Schufa lediglich, wie viele Bankkonten und Kreditkarten eine Person hat, jedoch nicht, wie viel Geld auf den Konten liegt und wofür es verwendet wird. Durch die Datenweitergabe können Personen mit einem bisher schlechten Schufa-Score zeigen, dass genug Geld auf dem Konto vorhanden ist, um zukünftige Rechnungen zu bezahlen.

Bei der Betrachtung der Konten geht es vor allem um das Einkommen, wie Schufa-Chefin Tanja Birkholz gegenüber der Wochenzeitung “Die Zeit” erklärt. Spenden an Greenpeace oder politisches Engagement sind für die Bonitätsbewertung irrelevant.

Welche Kritik gibt es an dem Verfahren?

Die Bürgerbewegung Finanzwende kritisiert, dass Bonify ihrer Ansicht nach eine Vertriebsplattform für Kredite und andere Finanzprodukte ist. Kunden werden mit der Möglichkeit, ihren Schufa-Score abzurufen, in die App gelockt und später möglicherweise teure Finanzprodukte angeboten, erklärt Michael Möller von der Finanzwende. Die Registrierung in der App sei also offensichtlich interessengeleitet.

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Auch der Finanzwende-Vorstand Gerhard Schick kritisiert, dass die Schufa durch den Einblick in Kontodaten noch mächtiger wird. In der Petition “Finger weg von meinem Konto!” fordern Finanzwende und die Kampagnenorganisation Campact daher, dass die Schufa jegliche Pläne zur Erlangung von Kontoinformationen Dritter, sei es über Bonify oder zukünftige Projekte, ablehnen soll.

Obwohl die Datenweitergabe in der Theorie freiwillig ist, haben viele Menschen in der Praxis keine Wahl. Sie werden mit der Hoffnung auf eine bessere Bewertung angelockt, so die Kritik in der Petition. Die Schufa versucht, Skepsis gegenüber den Plänen zu zerstreuen, indem sie eine vermeintlich neutrale Tochterfirma und deren App Bonify einschaltet.

Die Initiatoren der Petition fordern außerdem, dass die Schufa ihr Scoring-Verfahren vollständig transparent macht und es für relevante Aufsichtsbehörden, Gerichte und Expertengremien öffnet. Bisher haben bereits über 310.000 Menschen den Aufruf unterzeichnet.

Was sagt die Schufa zur Datensicherheit?

Laut Schufa-Chefin Burkholz sind Schufa und Bonify zwar miteinander verwandte Mutter- und Tochterunternehmen, bleiben jedoch rechtlich unabhängig voneinander und haben getrennte Datenräume. Ohne explizite Einwilligung fließen keine Daten zwischen Schufa und Bonify, so versichert sie. Es werden nur spezifische personenbezogene Daten für genau festgelegte, eindeutige und legitime Zwecke genutzt, um die Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit der Daten zu gewährleisten.

Gibt es andere Wege, um an Schufa-Daten zu gelangen?

Es ist weiterhin möglich, sich direkt bei der Schufa über die eigenen Daten zu informieren. Dafür kann beispielsweise eine kostenlose Datenkopie nach Art. 15 DS-GVO bestellt werden. Diese Übersicht zu den bei der Schufa gespeicherten eigenen Daten wird in der Regel innerhalb von sieben Werktagen per Post zugestellt.

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