Brand oder Spirituose

Brand oder Spirituose

Obstbrand oder Spirituose – ist das nur eine Frage des Ehrgeizes? In den Regalen der Supermärkte finden sich bei den klaren Schnäpsen beide Kategorien:

  • Brände (z.B. Obstbrand oder Mirabellenbrand)
  • Spirituosen

Und es ist Vorschrift, das Destillat entsprechend zu deklarieren. Aber was ist der Unterschied?

Der Brand

Ein Brand darf sich nur so nennen, solange bei seiner Herstellung keine anderen Stoffe verwendet wurden. Also eine Art Reinheitsgebot, wie man es für Bier ja schon lange kennt. Für den Verbraucher wird hier klar kommuniziert, dass ein Brand ein reines Produkt ist das nur aus dem Destillat und Wasser bestehen darf. Das Wort Brand kann dann in Verbindung mit dem jeweiligen Obst verwendet werden, also eben Quittenbrand oder Sauerkirschbrand.

Für uns als Kleinbrenner ist das tatsächlich ein bisschen eine Frage des Ehrgeizes: wie gut gelingt uns als Brenner, das Aroma der Frucht mit möglichst wenig Verlust bis in den Brand zu erhalten. Und wenn uns das gelingt präsentieren wir den Brand auch entsprechend stolz.

Geiste

Ähnliches gilt auch für Geiste. Z. B. ein Haselnußgeist darf nicht durch nachträgliche Aromatisierung im Aroma verstärkt werden. Auch hier greift die Vorschrift der richtigen Deklarierung. Geiste werden durch Mazeration gewonnen unter Verwendung unvergorener Früchte aber auch Nüssen und sogar Gemüse und sogenanntem Primasprit. Primasprit ist Alkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, und nur der darf zur Mazeration verwendet werden. Korn ist z.B. nicht zulässig. Und natürlich auch nicht die Verwendung von Aromen zur Aufbesserung des Geschmacks.

Spirituosen

Das Privileg Brand oder Geist genannt zu werden geht verloren, sobald weitere Stoffe in dem Destillat verwendet werden: zum Beispiel Aromastoffe.

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Mit Aromastoffen aus dem Chemielabor lassen sich im Destillat vorhandene Aromen verstärken oder sogar erst erzeugen. So kann eine “Spirituose mit Marillengeschmack” aus Neutralalkohol und Marillen-Aromen im Chemielabor gemischt werden – der Verbraucher würde den Unterschied nicht merken. Deshalb der Zwang der entsprechenden Deklarierung.

Und von dieser Möglichkeit wird natürlich Gebrauch gemacht. Zum einen lässt sich so ein sonst eher unspektakulärer Brand aufbessern oder eben gleich komplett neu brauen. Und Geschmacksvarianten gibt es viele. Künstliche Aromastoffe werden synthetisch erzeugt und der Vielfalt ist fast keine Grenze gesetzt, sie kommen aber in der Natur so nicht vor. Naturidentische Aromastoffe sind ebenfalls synthetisch im Labor erzeugt, sind vom Aufbau aber gleich wie der entsprechende Aromastoff aus der Natur. Werden die Aromastoffe dem Neutralalkohol zugesetzt, bleibt das Getränk immer noch ganz klar – und ist optisch daher von einem Brand nicht zu unterscheiden.

Herstellungskosten

Es versteht sich von selbst, dass die Kosten und der zeitliche Aufwand für die Herstellung einer Spirituose im Vergleich zu einem Brand in keinem Verhältnis stehen – vom “ehrlichen” Schnaps mal ganz abgesehen. Die Herstellung eines Brands von der gesunden Frucht bis zum Einlagern des Brandes im Glasballon zur Reifung ist ein aufwändiges Verfahren welches neben Geduld und Erfahrung auch gute, teure Geräte erfordert und daher seinen Preis haben muss. Besonders billige Produkte sind daher mit Vorsicht zu genießen, es könnte ein Schnaps aus dem Chemielabor sein, der noch nie mit einer Frucht in Berührung gekommen ist.

Dennoch gehen viele Großbrennereien dazu über, solche Getränke zu produzieren und zu verkaufen. Der Verbraucher ist sehr oft einfach überfordert oder kennt die Unterschiede zwischen Spirituose und Brand einfach nicht. Ein unfairer Vergleich, der Handwerkskunst überflüssig machen würde, würden alle so handeln. Aromen gaukeln den Geschmacksrezeptoren etwas vor, was tatsächlich gar nicht vorhanden ist: Fruchtaromen von echten, reifen und süßen Früchten.

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Die gute Nachricht ist aber, das echte Kenner den Unterschied kennen und sich die leckeren und einzigartigen Brände der vielen Kleinbrennereien auf den Tisch holen und auch zu schätzen wissen. Wer Wert auf Qualität legt, kommt an echten Bränden nicht vorbei, und davon gibt es zum Glück eine große Vielfalt.