Die faszinierende Welt der Bühnenbildmodelle bietet einen Einblick in den kreativen Prozess und die Gestaltung von Theaterinszenierungen. Ob für Ausstellungen oder als Begleitung während der Planung einer Aufführung, diese Modellart spielt eine bedeutende Rolle. Obwohl sie in Theaterwissenschaftlichen Sammlungen aufbewahrt werden, sind Bühnenbildmodelle bisher noch wenig erforscht und unterschätzt.
Architektonische Verwandtschaft
Bühnenbildmodelle und architektonische Modelle sind eng miteinander verbunden. Jedoch betonen Bühnenmodelle den begrenzten Raum und die spezifischen Anforderungen der Theaterbühne. Im Gegensatz zur Architektur liegt der Fokus nicht primär auf der Schaffung von Volumen, sondern auf der Verwendung von ephemeren Mitteln wie Licht, Ton, Kostümen und Nebel. Das Bühnenmodell dient dazu, inszenatorische Ideen dreidimensional zu testen und die Umsetzbarkeit auf der Bühne zu überprüfen.
Die unverzichtbare Arbeit des Bühnenbildners
Bühnenbildmodelle sind für Bühnenbildner unverzichtbar. Sie ermöglichen es, Proportionen, Abläufe und Sichtachsen zu testen und die Realisierbarkeit der Bühnentechnik zu kontrollieren. Durch bewegliche Elemente wie Seilzüge oder miniaturisierte Drehbühnen kann die Kommunikation im Team verbessert werden. In der Regel werden Bühnenbildmodelle während des Arbeitsprozesses verwendet und selten unter konservatorisch guten Bedingungen aufbewahrt. Dennoch können Nachbauten erstellt und beispielsweise in Ausstellungen präsentiert werden.
Theatergeschichtliche Sammlung in Kiel
Die Theatergeschichtliche Sammlung und Hebbelsammlung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel besitzen eine vielfältige Sammlung von Bühnenbildmodellen. Leider gingen während des Zweiten Weltkriegs viele Modelle verloren. Dennoch ist ein Modell einer Märchenkulisse aus dem Jahr 1905 von Karl Biese erhalten geblieben. In jüngerer Zeit sind auch Bühnenbildmodelle von Gottfried Pilz hinzugekommen, der das Kieler Theater zwischen 1979 und 1986 maßgeblich prägte.
Theaterwissenschaftliche Sammlung in Köln
Die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln umfasst etwa 500 Bühnenbildmodelle und deckt den Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis heute ab. Besonders dominieren Entwurfsmodelle aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese beeindruckende Sammlung ermöglicht es, Veränderungen im Modellbau im Laufe der Theatergeschichte nachzuvollziehen. Früher wurden perspektivische Kulissenbühnen nachgebildet, während heute flexible Bühnenelemente und die Bedeutung von Licht als Gestaltungsfaktor im Vordergrund stehen.
Das gesteigerte Potenzial des Bühnenbildmodells
Ein Bühnenbildmodell hat eine erhöhte Referenzialität zur Theaterinszenierung und zur Welt selbst. Es kann utopische Ideale und neue Ideen vermitteln. Insbesondere in den 1920er Jahren diente das Bühnenbildmodell in den jungen Sowjetrepubliken als Mittel zur Verbreitung neuer Konzepte. Die Darstellung von Bühnenmodellen aus dieser Zeit bildet heute einen bedeutenden Teil der Kölner Sammlung. Hier werden im kleinen Maßstab Bündnisse und Programme erprobt, die sich im großen Maßstab nicht immer erfolgreich umsetzen lassen.
Die faszinierende Welt der Bühnenbildmodelle bleibt ein wichtiger Aspekt der Theaterkunst. Durch ihre praktische Anwendung, ihre Verbindung zur Architektur und ihre kreative Gestaltung sind sie unverzichtbare Werkzeuge für Bühnenbildner und ein wertvoller Einblick in die Welt des Theaters.