Als ich Ende 2016 das Projekt Bulli Ausbau beschloss, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es drei Jahre dauern würde, bis ein fahrbereiter Camper in meiner Garage steht. Der Traum von einem ausgebauten VW-Bus begleitet mich schon seit meiner Kindheit, als ich voller Begeisterung Clapton-Songs auf meiner Gitarre spielte und fest davon überzeugt war, dass ich in der falschen Zeit geboren wurde. Mein Traumbulli war damals ein T1 oder T2 in beige, orange oder rot mit runden Scheinwerfern, die wie Kulleraugen aussahen, und einem süßen Retro-Innenausbau.
Traumbulli oder Vernunfts-T5?
Obwohl ich mittlerweile froh bin, im Hier und Jetzt zu leben, ist meine Begeisterung für Oldtimer aus den 70er Jahren geblieben. Der Traum vom eigenen T2 ging jedoch mit zwei Problemen einher: Entweder fehlte mir das Geld für ein gut erhaltenes Exemplar oder das Know-how für ein weniger gut erhaltenes. Oder beides. Und selbst wenn ich ein geeignetes Fahrzeug fand, entsprach der Innenausbau nicht wirklich meinen Vorstellungen aus meiner Teenagerzeit, sondern hatte eher einen angestaubten Omalook.
Immer wieder durchsuchte ich die Mobile-Seiten, um dann wieder zu dem Entschluss zu kommen, dass ein Oldtimer vielleicht doch nicht das Richtige für mich ist. Vielleicht sollte es stattdessen ein vernünftiger T5 oder T4 sein? Die waren deutlich günstiger zu haben. Aber auch bei den fertig ausgebauten Exemplaren gefiel mir die Innenausstattung nicht wirklich und der Preis war auch ziemlich hoch. Vielleicht sollte es also doch nur ein nackter Transporter sein?
Ende 2016 erzählte mir meine Schwester dann von ihrem Kollegen, der seinen eigenen T5-Transporter zu einem schicken Camper umgebaut hatte und überlegte, seinen Bausatz auch für Kunden anzubieten. Das Projekt entwickelte sich schnell zum erfolgreichen Unternehmen “Bullifaktur”. Schon damals war für mich klar: Es sollte ein nackter Transporter sein, aber welcher?
Mein Bus – ein VW T3 von 1987
In den nächsten sechs Monaten sparte ich für mein Projekt, das ich damals mit Kosten von rund 10.000 bis 15.000 Euro kalkulierte. Der T5-Transporter sollte als Basis dienen, und der Innenausbau sollte von Bullifaktur kommen. Doch jedes Fahrzeug hatte seine Tücken – entweder war es teuer, hatte viele Kilometer oder war verbeult. Der Funke sprang einfach nicht über, den ich bei einem so teuren Projekt erwartet hatte. Dann stieß ich auf das Autohaus Brosi in Nürtingen, das sich auf den Verkauf von VW-Bullis spezialisiert hat, meistens aus Behörden oder Feuerwehren. Im Sommer 2017 besuchte ich das Autohaus, um mir die rund 80 verschiedenen Bullis anzuschauen.
Schon vorher hatte ich ein Modell entdeckt, das vielleicht der ideale Kompromiss zwischen meiner Liebe für Oldtimer und meinem Wunsch nach einem funktionalen und praktischen Fahrzeug sein könnte: ein VW T3, der aus den 80er Jahren stammt, mich aber mit seinen “runden Kulleraugen” sehr an seinen runderen Vorgänger erinnerte. Es gab sogar Modelle mit 95 oder 112 PS!
V vor Ort war die Ernüchterung groß: Es gab zwar Fahrzeuge mit der gewünschten PS-Zahl und den runden Scheinwerfern, aber bei allen Modellen in meiner Preisklasse von 10.000 Euro gab es hier und da etwas rosttypischen Bulli-Rost. Ein Fahrzeug hatte es mir jedoch angetan – ein T3 von 1978, ehemals bei der Feuerwehr Wetzlar im Einsatz, mit 95 PS und nur 37.000 Kilometern auf dem Tacho. Und er sah aus wie neu! Natürlich hatte dieser Bulli seinen Preis – rund 17.000 Euro. Für den gleichen Preis hätte ich sogar einen fertig ausgebauten T2 in Babyblau bekommen, der ebenfalls bei Brosi auf dem Hof stand (natürlich nicht im gleichen Zustand!). Sollte ich vielleicht doch einen T4 in Betracht ziehen, der schon für ein viel geringeres Budget zu haben war?
Zurück zu Hause versuchte ich, den Gedanken an den Bulli wieder zu verdrängen, aber mein “realistischer Traumbulli” wollte einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Wenn ich mir meinen Traum von einem Oldtimer-Bus wirklich erfüllen wollte, würde ich keine bessere Grundlage als diesen Bus finden. Außerdem würde der Wert des Bullis in den nächsten Jahren nur steigen. Also sagte ich schließlich zu und konnte meinen Bus nach einigen Wochen mit neuen Lautsprechern, TÜV und einem Oldtimer-Gutachten für die H-Zulassung abholen.
Nach zwei Jahren und rund 20.000 zurückgelegten Kilometern mit meinem T3-Bulli kann ich sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Mein Bus fährt mühelos auf der Autobahn mit und ich liebe es, ihn zu fahren. In den zwei Jahren musste lediglich die Bremsflüssigkeit für 50 Euro gewechselt werden. Auch die TÜV-Prüfung verlief problemlos.
Und nicht selten höre ich von Fachleuten: “Wow, so gut erhaltene T3-Bullis habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen!” Und jedes Mal macht mein Herz einen kleinen Sprung, wenn ich nach dem Tanken zu MEINEM Bulli zurückkehre.
Einzig die lauten Fahrgeräusche machen sich auf langen Autobahnfahrten mit Kopfschmerzen und dröhnenden Ohren bemerkbar. Aber bisher bin ich immer noch mit einem leeren, unverkleideten Bus gefahren – schließlich wollte ich ja einen Campingbus und keinen Transporter.
Bulli Ausbau: Der Innenausbau
Nachdem der Bulli bereits mein ganzes Budget verschlungen hatte, beschloss ich, mit dem Innenausbau zu warten. Außerdem war ich in den Jahren 2017 und 2018 beruflich viel unterwegs und hatte daher keine Zeit, das Projekt Bulli Ausbau voranzutreiben. Im Sommer 2018 traf ich mich endlich mit Dennis von Bullifaktur, um meinen individuellen Innenausbau zu besprechen. Es dauerte jedoch bis November 2019, bis ich mich endgültig für den Ausbau entschieden hatte und das Team einen passenden Termin für meinen Bus fand.
Wenn es ein Sprichwort gibt, das zu meinem Bulli Ausbau passt, dann wohl “Was lange währt, wird endlich gut”. Während ich im November meine Zeit in Costa Rica genoss, wurde mein Bus in Hamburg komplett umgebaut. Der Bulli Ausbau ist noch schöner geworden, als ich es mir je erträumt hätte. Er verfügt über eine Schlaf-Sitz-Kombination zum Ausziehen, eine voll funktionsfähige Küche mit Gaskocher, Waschbecken, Kühlbox und Stauraum.
Außerdem gibt es ein schönes Regal mit indirekter Beleuchtung hinter dem Fahrersitz. Der Boden ist mit hellem Holz verkleidet, die Seitenwände sind isoliert und weiß verkleidet. Die Decke ist mit dem gleichen Holz verkleidet wie das Regal und verfügt ebenfalls über indirekte Beleuchtung. Mein Bulli hat nun auch eine zweite Batterie und einen Stromanschluss für den Campingplatz, für den die Karosserie nicht durchbohrt werden musste. Die zweite Batterie oder der Campingplatzanschluss versorgen eine normale Steckdose mit Strom, an der ich ganz normal mein Handy, MacBook und andere Geräte aufladen kann.
Der individuelle Ausbau hat mich insgesamt weitere 12.000 Euro gekostet. Ob es das wert ist, muss jeder selbst entscheiden – ich bin persönlich glücklich, keine Kompromisse eingegangen zu sein und meinen Traumcampervan genau so verwirklicht zu haben, wie ich es mir erträumt habe.
Bulli Ausbau: Das Zubehör
Während mein Bulli diesen Winter in der Garage steht, habe ich Zeit, mich um weiteres Zubehör zu kümmern. Einige Dinge habe ich bereits zu Weihnachten bekommen, wie Emaille-Teller, Becher und Weingläser, die aussehen wie Glas, aber aus Plastik sind, sowie ein Kochtopfset für den Gaskocher.
Die beige-braunen Kissenbezüge habe ich bereits für meine Terrasse von H&M Home gekauft – sie passen perfekt in den Bulli. Die naturweiße Decke ist von Ikea. Außerdem habe ich das Regal mit einigen Reisebüchern dekoriert. Auch möchte ich gerne eine Pflanze aus meiner Wohnung mitnehmen, um den Bulli noch gemütlicher zu gestalten.
Noch muss ich mich für einen Sichtschutz für die Fenster entscheiden. Ich überlege noch, ob ich schlichte Magnet-Thermomatten oder klassische Gardinen oder eine Kombination aus beidem haben möchte.
Außerdem benötige ich noch zwei leichte Liegestühle, um auch außerhalb des Busses bequem sitzen zu können.
Alles weitere wird sich mit der Zeit und während der ersten Touren zeigen. Generell gilt für mich beim Zubehör das gleiche wie beim Gepäck auf Reisen im Allgemeinen: So wenig wie möglich und so viel wie nötig.
Fazit zum T3 / Bulli Ausbau
Dass der Kauf eines Oldtimers nicht billig würde, war mir von Anfang an klar. Sicherlich kann man darüber diskutieren, ob ein solcher Bulli nicht zu schade für ausgedehnte Vanlife-Touren ist, oder ob ein neuerer Bus nicht günstiger und komfortabler wäre. Auch hätte ich einige Dinge beim Innenausbau selbst machen können. Mir fehlte jedoch die Zeit und das Know-how, und ich wollte, dass mein Bus von innen genauso schön aussieht wie von außen. Und genau das habe ich erreicht.
Solange der Wert eines “echten” Bullis (T1-T3) weiterhin steigt, werde ich wahrscheinlich nicht einmal Verlust machen, falls ich ihn verkaufen sollte. Aber keine Sorge, das habe ich nicht vor! Ich habe jahrelang darauf gewartet, dass mein Traumcamper endlich fahrbereit in der Garage steht.
Außerdem sind die Betriebskosten meines Bullis sehr gering. Die pauschale Steuer für Oldtimer beträgt derzeit 191,73 Euro pro Jahr. Die Oldtimer-Versicherung mit Vollkasko (basierend auf dem Wertgutachten, nicht auf der Schwackeliste!) kostet etwa 400-500 Euro pro Jahr, inklusive 11.000 Kilometer, die für mich ausreichend sind.
Was Reparaturkosten betrifft, bin ich bisher glimpflich davongekommen. Es ist wichtig, das Fahrzeug gut zu pflegen und zu warten. Während der Motor dafür bekannt ist, dass er und läuft und läuft und läuft und es nicht viele technische Teile gibt, die kaputt gehen können, ist Rost das größte Problem bei Oldtimern und auch bei T3-Bullis. Ohne eine Garage würde ich mir ein solches Fahrzeug auf keinen Fall anschaffen. Wenn man jedoch den Lackzustand gut im Blick behält und kleine Stellen rechtzeitig ausbessert, kann man den Zustand des Fahrzeugs ohne hohe Kosten erhalten.
Ich bin auch gespannt, ob ich mit dem Platz im Bus zurechtkomme. Ich habe auch darüber nachgedacht, vielleicht einen alten VW LT oder einen Bulli mit Hochdach zu kaufen. Letztendlich hielt ich es jedoch für praktischer, wenn mein Bus in eine normale Garage passt und auch in schmalen Straßen in Italien oder auf engen Parkplätzen keine Probleme verursacht. Fun Fact: Mein Bus ist tatsächlich genauso breit wie unser neuer Golf!
Pläne für die Zukunft
Für 2020 sind bereits einige Touren geplant – von Wochenendtrips an die Nordsee bis hin zu Rundreisen durch Südosteuropa. Und darauf freue ich mich riesig und bin gespannt, wie sich mein Bulli im Einsatz bewährt.
Ich habe lange überlegt, ob es sinnvoll wäre, eine Standheizung einzubauen, habe mich aber letztendlich für einen kompakten elektrischen Heizlüfter entschieden, den ich auf Campingplätzen nutzen kann. Da ich meinen Bulli nicht im Wintercamping nutzen möchte, sondern hauptsächlich in den warmen Monaten, erscheint mir das als gute Lösung für kalte Nächte.
Da mein Bulli ursprünglich eine Martinshorn-Ausrüstung auf dem Dach hatte, sind die Montagelöcher immer noch zu sehen, die jetzt mit weißer Dichtmasse abgedichtet sind. Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, an dieser Stelle ein kleines Dachfenster einzubauen, das auch zur Belüftung des Fahrzeugs praktisch wäre.
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten!
Übrigens hat mein Bulli den Spitznamen “Diez”, denn er war bei der Feuerwehr die Nummer 19, was man noch immer an einem Aufkleber auf dem Armaturenbrett erkennen kann. Analog zum Film “Herbie dreht durch”, in dem der “tolle Käfer” mit der Nummer 53 von einem mexikanischen Jungen gefunden und Ocho (5+3) genannt wird, habe ich den Spitznamen “Diez” (1+9) gewählt.
Habt ihr auch von einem eigenen Camper geträumt oder habt ihr euch den Traum bereits erfüllt?
PS: Mein Bulli hat übrigens den Spitznamen “Diez”, denn er war bei der Feuerwehr die Nummer 19, was man noch immer durch einen Aufkleber auf dem Armaturenbrett erkennen kann. In Anlehnung an den Film “Herbie dreht durch”, wo der “tolle Käfer” mit der Nummer 53 von einem mexikanischen Jungen gefunden und Ocho (5+3) genannt wird, habe ich analog den Spitznamen “Diez” (1+9) gewählt.