Seitdem Tinder vor einigen Jahren das Online-Dating neu erfunden hat, drängen immer mehr Flirt-Apps auf den Markt und versuchen sich mit teils skurrilen Konzepten vom Original abzusetzen. Bei Candidate müsst ihr euch den Weg zum Flirtchat erst in einem Quiz freispielen, bei Happn könnt ihr nur Profile matchen, denen ihr im echten Leben flüchtig begegnet seid. Bumble funktioniert dagegen wie das Original.
Ihr meldet euch an und wischt euch dann durch einen Stapel an Fotos potenzieller Flirts. Mit einem Wisch nach rechts signalisiert ihr Interesse, mit einem Wisch nach links lehnt ihr das Flirtangebot ab. Wenn beide Seiten Interesse aneinander signalisieren, habt ihr ein “Match”. Ein Ereignis, über das euch die App per Pushnachricht informiert.
So unterscheidet sich Bumble von Tinder
Die Ähnlichkeiten zu Tinder sind kein Zufall. Bumble-Gründerin Whitney Wolfe hat auch die bekannte Dating-App mitbegründet, verließ Tinder aber im Streit und warf einem ehemaligen Kollegen sogar sexuelle Belästigung vor. Ihre negativen Erfahrungen bei Tinder dürften auch das Konzept von Bumble geprägt haben. Zwar verläuft der Kennenlernprozess ähnlich wie bei Tinder. Es gibt jedoch eklatante Unterschiede. Während ihr bei Tinder nach einem Match unmittelbar einen Chat starten könnt, ist dies bei Bumble nur der Frau möglich. Ausnahmen gelten für gleichgeschlechtliche Matches und den “BFF”-Modus.
Sie muss innerhalb von 24 Stunden, nachdem beide Seiten Interesse aneinander signalisiert haben, den Mann anschreiben und dieser ihr innerhalb von 24 Stunden antworten. Andernfalls verfällt das Match. Man könnte übertragen beim Matching-System von Bumble auch von einer Zwei-Faktor-Authentifizierung für Online-Dates sprechen.
Frauen, denen für die Kontaktaufnahme der richtige Flirtspruch fehlt, erhalten von der App eine Hilfestellung. So wird etwa vorgeschlagen, statt mit einem “Hi” das Gespräch mit einer Frage wie “Auf welche App könntest du nicht verzichten?” zu beginnen. Als Mann könnt ihr zudem inzwischen auch Tipps geben, wonach ihr bei der ersten Kontaktaufnahme gerne gefragt werden möchtet.
Als Mann könnt ihr vor dem Ablauf einem Match zudem kostenlos noch einmal 24 Stunden länger Zeit geben euch anzuschreiben. Seid ihr bereit dafür zu bezahlen, könnt ihr den Zeitraum sogar noch unbegrenzt ausdehnen.
Das Bumble-Konzept klingt zunächst etwas sperrig, entpuppt sich im Praxistest aber als durchaus sinnvoll. Frauen werden bei Bumble nicht wie bei Finya mit hunderten Nachrichten interessierter Männer überflutet, sondern können sich bewusst für das Gespräch mit interessanten Kandidaten entscheiden und Männer müssen zur Abwechslung mal nicht den ersten Schritt machen, sondern können sich zurücklehnen. Unseren Erfahrungen nach kommt es bei Bumble deutlich häufiger zu ernsthaften Kontakten, als bei Tinder.
Bumble im Test: So läuft die Registrierung
Registrieren könnt ihr euch bei Bumble über die App. Diese steht für iOS und Android zum kostenlosen Download bereit. Alternativ ist auch eine Registrierung über die Webseite möglich Für die Anmeldung ist eine Handynummer, ein Apple- oder Facebook-Konto erforderlich. Ähnlich wie Tinder filtert Bumble so Fake-Profile relativ erfolgreich heraus. Zusätzlich bietet euch Bumble an, euer Profil zu verifizieren. Ihr müsst dazu bestimmte Gesten vor der Kamera eures Handys ausführen, um zu beweisen, dass ihr ein Mensch seid. Als verifizierter Nutzer könnt ihr zudem auch eure Matches darum bitten, sich zu verifizieren. Lehnen diese ab, verfällt das Match. Das ist praktisch, wenn ihr bei einem Profil Zweifel habt, ob es sich wirklich um eine echte Person handelt.
Profilfotos könnt ihr vom Handy aus hochladen, über die Smartphone-Kamera direkt aufnehmen oder aus Facebook importieren. Darüber hinaus erlaubt Bumble, in eurem Profil deutlich mehr Angaben zu euer Person zu machen, als Tinder. So könnt ihr Größe und Sternzeichen angeben oder euch zum Thema “Kinder”, “Rauchen” und “Alkohol trinken” äußern. Auch könnt ihr euch durch Beantwortung von Fragen beschreiben. Seid ihr eher der Typ “Netflix” oder eher der Typ “Nachtclub”? ´Verratet es in eurem Bumble-Profil.
Auch eine Audio-Nachricht könnt ihr für potenzielle Matches in eurem Profil hinterlassen und wahlweise lässt sich Bumble auch mit Instagram und Spotify verknüpfen. Überlegt euch aber gut, wie viele Informationen ihr preisgeben wollt. Denn wie bei anderen Dating-Apps besteht die Gefahr, dass euch User stalken.
Bumble im Test: bietet mehr Funktionen als Tinder
Während Tinder euch nur erlaubt, die Partnersuche in Bezug auf Alter und Entfernung einzugrenzen, könnt ihr bei Bumble weitere Kriterien angeben – etwa, ob euer Partner Nichtraucher und mindestens 1,70 Meter groß sein soll. Mehr Auswahl bietet hier im Vergleich nur Finya. Allerdings sind die sogenannten erweiterten Filter bei Bumble inzwischen kostenpflichtig. Noch vor einigen Monaten konntet ihr immerhin einen zusätzlichen Filter gratis verwenden.
Im Chat erlaubt es Bumble euch zudem, Bilder an den Flirtpartner zu senden, bei Tinder ist dies nicht möglich. Weiterhin ist es auch möglich GIFs zu versenden oder ihr lasst euch von der App eine Frage generieren, auf die ihr beide antworten müsst und bringt so das Gespräch in Gang.
Seit Juni 2019 könnt ihr im Chat auch einen Videoanruf oder einen Voice-over-IP-Anruf starten. So könnt ihr euren Flirtpartner näher kennenlernen, ohne gleich Telefonnummern austauschen zu müssen.
Bumble im Test: Kostenloses Flirten? Ja!
Was gefällt ist, dass ihr Bumble vollkommen kostenlos nutzen könnt. Allerdings fällt auf, dass die Dating-App viele Features in den vergangenen Monaten kostenpflichtig gemacht hat, die zuvor gratis verfügbar waren – neben den zusätzlichen Filtern ist dies beispielsweise die Möglichkeit ein versehentliches Match zurückzuholen. Dies war früher bis zu dreimal täglich möglich, inzwischen müsst ihr für den Undo-Button wie bei Tinder Geld bezahlen.
Mittlerweile könnt ihr in der Free-Variante täglich auch nur noch eine bestimmte Anzahl an Likes vergeben. Diese fällt unseren Erfahrungen zufolge zudem deutlich geringer aus als bei Tinder, sodass der Flirt-Spaß schon nach ein paar Minuten beendet ist. Womöglich will Bumble damit einen weiteren Nachteil gegenüber Tinder kaschieren: die niedrigen Mitgliederzahlen.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Mitgliedszahlen bei Bumble zwar deutlich gestiegen. Den Bekanntheitsgrad und die Nutzerzahlen von Tinder weist das Portal aber längst noch nicht auf. Vor allem in ländlichen Regionen muss der Umkreis deutlich erweitert werden. In Großstädten ist dies nicht mehr unbedingt notwendig.
Einige der Premium-Features könnt ihr einzeln kaufen – etwa den SuperSwipe oder die Spotlight-Funktion. Die Preise hierfür bewegen sich zwischen 2 und 50 Euro – abhängig davon, wie oft ihr ein bestimmtes Feature verwenden wollt. Andere Features, etwa den Undo-Button, gibt es nur in Verbindung mit “Bumble Boost” oder “Bumble Premium”. Hierbei handelt es sich um Abo-Modelle, die die euch folgende Vorteile bieten:
- Bumble Boost ist ab 3,99 Euro pro Tag erhältlich, ein 3-Monats-Abo von Bumble Premium wurde uns in der App für 48,49 Euro angeboten. In der App bezahlt ihr mit eurem bei Google Play beziehungsweise im App Store hinterlegten Zahlungsmittel. Im Browser könnt ihr die Einkäufe auch per Kreditkarte oder PayPal begleichen. Die In-App-Währung Bumble Coins wurde abgeschafft.
Bumble im Test: Bumble BFF und Bumble Bizz – Mehr als Dating
Ein Vorteil von Bumble gegenüber Tinder sind hingegen die zusätzlichen Modi: Hier dürfen auch vergebene Nutzer nach Herzenslust swipen. Denn die Dating-App bietet mit “Bumble BFF” und “Bumble Bizz” auch zwei Modi an, in dem es explizit nicht um Dating geht, stattdessen könnt ihr hier nach Freunden oder Geschäftspartnern per Fingerwisch suchen. Wir haben diese beiden Modi im Test ausgelassen.
Sie unterscheiden sich aber nicht besonders vom Date-Modus, einzige Ausnahmen: Ihr könnt nur gleichgeschlechtliche Freunde suchen und beide können den ersten Schritt machen. Inzwischen hat Tinder hier reagiert und bietet zumindest auch einen “Freunde finden”-Modus an.
Das ist uns sonst noch aufgefallen
Komplizierten Bedienvorgänge sind bei Bumble keine Seltenheit. Um ein Profil anzuschauen, müsst ihr nach oben wischen, mit einem Druck öffnet ihr hingegen nur eine vergrößerte Ansicht des Profilbildes. Das kann manchmal verwirren, man gewöhnt sich aber daran.