Stell dir vor, du greifst zu einem der bunt glänzenden Buntstifte aus deiner Schublade und beginnst, damit kunstvolle Bilder zu malen oder wichtige Notizen zu machen. Aber hast du dich jemals gefragt, wie die Mine in den Stift kommt? Lass uns einen Blick hinter die Kulissen der weltweit größten Fabrik für Blei- und Buntstifte werfen und das Geheimnis lüften.
Tanzen und Arbeiten
In der Fabrikhalle einer kleinen Stadt namens São Carlos im Südosten Brasiliens herrscht reges Treiben. Die Maschinen rattern und klacken, während etwa 80 Männer und Frauen an ihren Posten arbeiten. Doch plötzlich wird die Arbeit unterbrochen und aus den Lautsprechern ertönt fetzige Sambamusik. Rosangela und ihre Kollegen legen ihr Werkzeug beiseite und beginnen zu tanzen. Für drei Minuten lassen sie sich von der Musik mitreißen und kehren danach gut gelaunt zu ihren Aufgaben zurück. Denn das kurze Tanzintermezzo macht die Arbeit an den Maschinen weniger anstrengend.
Die Maschinen und ihre Helfer
Das Herzstück der Fabrik sind die riesigen Maschinen, die die meiste Arbeit erledigen. Doch sie können es nicht alleine schaffen. Hier kommen Menschen wie Rosangela ins Spiel. Sie füttert die Lackiermaschine mit rohen Holzstiften, die in einer weißen Plastikbox bereitliegen. Diese Stifte werden im Blitztempo durch einen Sprühnebel aus Farbe geschossen und am Ende auf einem Transportband aufgefangen. Damit die Farbe trocknen kann, werden die Stifte unter Wärmelampen hindurchgeführt.
Manchmal kommt es jedoch zu kleinen Pannen, wie zum Beispiel einem zersplitterten Stift in der Lackierstraße. In solchen Momenten hält Rosangela die Maschine an, entfernt vorsichtig die Holzsplitter und lässt sie auf den mit Farbklecksen übersäten Boden rieseln. Denn hier werden die Stifte in 90 verschiedenen Farben lackiert.
Vom Holz zum Stift
Aber wie entsteht eigentlich die Mine eines Blei- oder Buntstifts? Vor über 400 Jahren tauchten die ersten Bleistifte in England auf. Obwohl sie wegen der Farbe der Mine “Bleistifte” genannt wurden, bestanden die Minen nie aus Blei. Schon damals wurden sie aus Graphit hergestellt, einem Material, das aus Kohlenstoff besteht und in Bergwerken abgebaut wird.
Früher war die Herstellung von Bleistiftminen mühsame Handarbeit. Die Graphitstäbchen wurden zwischen zwei schmale Holzbretter geklebt. Heutzutage wird das Graphit gemahlen, mit Ton vermischt, zu Stäbchen geformt und im Ofen gebacken. Je nach Mischung entstehen so harte oder weiche Bleistifte. Bei Buntstiften wird der Ton mit Farbstoffen statt mit Graphit verrührt.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Die Holzbrettchen, die die Minen umschließen, werden in einem Sägewerk aus Baumstämmen hergestellt. Um den Bedarf der Fabrik in São Carlos zu decken, werden täglich fast 2000 Pinienbäume zerkleinert. Um den Umweltauswirkungen entgegenzuwirken, pflanzt Faber-Castell die Pinien auf eigenen Plantagen an. Dort wachsen die Bäume ohne den Einsatz von Chemiedüngern oder giftigen Pflanzenschutzmitteln. Einige Abschnitte der Plantagen werden sogar natürlichen Wäldern überlassen, in denen bedrohte Tierarten wie Ameisenbären und Mähnenwölfe Zuflucht finden.
Für seinen vorbildlichen Einsatz für die Umwelt erhielt Faber-Castell das Umweltsiegel des Forest Stewardship Council (FSC), einer internationalen Organisation, die sich für eine umweltschonende Waldwirtschaft einsetzt.
Ein Blick in die Zukunft
Die bunt glänzenden Buntstifte, die du in deiner Schublade hast, sind das Ergebnis einer ausgeklügelten Produktionskette. Vom Abbau des Graphits in Bergwerken bis hin zur sorgfältigen Verarbeitung des Holzes und der Minen in der Fabrik in São Carlos. Diese faszinierende Reise ermöglicht es uns, unsere Kreativität und Gedanken auf Papier zum Leben zu erwecken.
Also, wenn du das nächste Mal einen Buntstift in die Hand nimmst, denk daran, wie viel Arbeit und Liebe zum Detail in diesem kleinen Schreibutensil stecken – und vielleicht kitzelt es dich ja, die Musik aufzudrehen und ein kleines Tanzintermezzo einzulegen.