Stellplatzführer von Landvergnügen kaufen, Vignette in die Windschutzscheibe kleben, in den Camper einsteigen und ab geht es zum nächsten Bauernhof!
Hey, wir sind Annett und Mario. Seit vielen Jahren arbeiten wir als Fotografen und Reisejournalisten. Unsere Schwerpunkte: Südostasien, Balkan und Camping. Du findest unsere Reportagen und Fotos in der GEO, Stern, Spiegel, GEOSaison und in Bildbänden. Neugierig: Unsere Referenzen
Camper sucht Bauer
Deutschland mit dem Caravan, Bulli oder Wohnwagen zu erkunden liegt voll im Trend. Okay, das ist jetzt nicht wirklich neu! Aber die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie haben noch mehr Camper auf die Deutschlands Straßen gelockt und dem Reisen auf vier Rädern einen weiteren Boom beschert. Die Folge: Ausgebuchte Campingplätze, überfüllte Stellplätze und enttäuschte Newcomer im Camperhimmel. Wer kein pompöses Waschhaus, Kinderspielplatz oder Animationsprogramm sucht, dafür aber mit Ruhe und Abstand sein frischgelegtes Frühstücksei essen möchte, checkt bei einem Landwirt oder Weinbauern mit dem Stellplatzführer Landvergnügen ein.
Was steckt hinter Landvergnügen
Für alle, die sich jetzt fragen, was ist eigentlich Landvergnügen, hier ein kurzer Überblick. Eins vorweg: Wir werden nicht von Landvergnügen genötigt, bestochen oder bezahlt für diese Zeilen. Landvergnügen ist ein etwas anderer Stellplatzführer, der über 1.100 ländliche Reiseziele für Wohnmobile, Wohnwagen oder Campingvans im Angebot hat. Die Gastgeber – Landwirte, Biobauern oder Winzer – empfangen auf maximal drei Stellplätzen nette und rücksichtsvolle Camper. Voraussetzung ist eine Jahresvignette, die dem gedruckten Stellplatzführer beiliegt. Der Preis für den LV-Führer 2022 liegt bei 49,95 Euro. Kein Schnäppchen, steckt aber auch viel Arbeit drin. Wenn man bedenkt, dass sich mit jeder Landvergnügen-Nacht der Kaufpreis des Stellführers theoretisch um wenigstens ein Drittel verringert, dann sollte das auch den letzten Pfennigfuchser überzeugen. Und der Bonus dabei, immer frisches Obst, Gemüse, Käse und andere Leckereien im Camper.
Was bieten die Gastgeber von Landvergnügen?
Als Inhaber einer gültigen Vignette dürft ihr bei den Gastgebern 24 Stunden am Stück auf dem Stellplatz kostenlos stehen. Eine Reservierung sollte auch nicht früher als ein Tag vor der Anreise erfolgen. Viele Höfe bieten ihren Gästen Strom, Frischwasser und sogar Dusche mit WC an. Verständlich, dass die Besitzer für den Extra-Service ein kleines Entgelt nehmen. Ihr erhaltet Einblicke in die Arbeit der Hofbesitzer, sei es bei der Viehzucht, Käseherstellung oder bei einer Weinverkostung. Die meisten Gastgeber betreiben einen Hofladen, in dem ihr euch für die Weitereise mit Lebensmittel, Getränken oder frischem Obst eindecken könnt. Die Stellplätze bieten Ruhe, meist Abgeschiedenheit und vor allem viel Natur.
Was sollte der Gast mitbringen?
Klar, Voraussetzung ist eine gültige Vignette von Landvergnügen, die jedem gedruckten Buch beiliegt. Das Buch bekommt ihr direkt im Verlag, bei manchen Gastgebern oder im Onlinehandel z. B. bei Amazon. Meldet euch immer bei den Gastgebern an und vor der Abreise wieder ab. Unterstützt den Hof mit einem Einkauf im Hofladen, geht ins Restaurant oder nehmt an einer Weinverkostung teil. Die Höfe leben nicht nur von frischer Luft und einem freundlichen “Hallo”. Lasst euren Müll nicht liegen, die Gastgeber sind nicht für die Entsorgung zuständig.
Vorteile für Camper und Gastgeber
Stellt euch vor, ihr übernachtet auf einem Campingplatz und zahlt dort rund 25 Euro. Und jetzt nehmt ihr die 25 Euro und kauft in dem Hofladen bei einem Gastgeber von Landvergnügen frische Produkte ein und könnt im Gegenzug dort kostenlos übernachten. Zudem, wenn vorhanden, eure Kinder mit Hühnern, Schweinen oder Ziegen bespaßen. Eine Win-Win-Situation für beide Parteien. Der Gastgeber hat etwas Umsatz, ihr eine kostenlose Übernachtung und regionale Produkte im Camper. Somit wäscht eine Hand die andere.
Unser Fazit zu Landvergnügen
Wir haben bisher fünf Höfe, die einen Landvergnügen-Stellplatz anbieten, besucht und konnten nur gute Erfahrungen machen. Die Plätze waren alle super schön gelegen, ruhig und naturnah. Überall gab es leckere Sachen zu kaufen, sei es Ziegenkäse, Straußenwurst und süffiger Rotwein – und das zu sehr moderaten Preisen. Es ist halt einfach schön zu sehen, woher die Lebensmittel kommen. Allerdings war es nicht immer einfach eine Übernachtung zu bekommen, weil die Stellplätze oft belegt waren. Das mag vor Corona mit Sicherheit einfacher gewesen zu sein, kurzfristig bei einem Gastgeber anzurufen und zu reservieren. Aber mit jeder neuen Saison nimmt die Auswahl der teilnehmenden Höfe zu. Dadurch wird es immer leichter einen anderen Stellplatz ganz in der Nähe zu finden.
Leider gibt es ein paar Gastgeber, die gegen das Landvergnügen-Konzept verstoßen, indem sie gleich am Telefon andeuten, dass bei einer kostenlosen Landvergnügen-Nacht eine weitere kostenpflichtige Nacht dazu gebucht werden muss. Das geht nun gar nicht!
