Wenn du gerne campen möchtest, aber kein Wohnmobil oder Hochdachkombi besitzt, habe ich die perfekte Lösung für dich: Baue deinen eigenen Campingbus aus deinem Pkw! Auch ein gewöhnlicher Pkw kann mit ein paar kleinen Umbauten problemlos als Campingmobil genutzt werden. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deinen Kombi zum Camper umbauen kannst.
Schlafen im Kombi-Kofferraum wie zu Hause
Ich nutze meinen Volvo XC70 als Campingmobil. Dafür habe ich eine eigens entworfene, klappbare Holzkonstruktion in meinen Kofferraum eingebaut. Die Bretter habe ich mir im Baumarkt zurechtschneiden lassen und über Scharniere miteinander verbunden. Das gibt mir die Möglichkeit, die Konstruktion beim Fahren komplett im Kofferraum verschwinden zu lassen und die Rückbank aufzuklappen. Zusätzlich habe ich ein Gitter von der Dachinnenseite heruntergeklappt, damit auch im Falle eines Unfalls keine Gegenstände herumfliegen können.
Zum Schlafen lege ich die Rückbank um und klappe die Holzkonstruktion an zwei Punkten auf. Die vorderen 50 cm sind dabei in der Mitte nochmal geteilt. Dadurch kann ich im Fall, dass ich alleine unterwegs bin, nur den rechten Teil aufklappen. Der Fahrersitz bleibt in seiner normalen Position und ich muss nur den Beifahrersitz nach vorne schieben. Die Bretter liegen auf dem Kofferraumboden und sind hinten in zwei seitlichen Schienen fixiert, damit nichts verrutschen kann. Vorne liegen sie auf der Innenseite auf der Mittelkonsole auf. Darunter ist im Fußraum hinter den vorderen Sitzen Platz für eine Kühlbox und meine Solaranlage. So habe ich eine Liegefläche von 200cm x 110cm – auch für mich als 1,90 Meter großem Menschen lang genug.
Auf der Holzfläche liegt eine zusammenfaltbare Kaltschaummatratze. Diese Matratzen sind in verschiedenen Größen erhältlich und können auch individuell für jeden Bedarf gefertigt werden. So habe ich tagsüber genug Platz im Kofferraum und eine bequeme Schlafgelegenheit für die Nacht.
Auch in kleineren Autos kannst du auf diese Weise eine Matratze gut einbauen. In vielen Fällen lässt sich der Beifahrersitz komplett umklappen, sodass zumindest eine Person bequem auf einer langen Liegefläche Platz findet.
Fenster abdunkeln und vor neugierigen Blicken schützen
Um möglichst ungestört im Auto schlafen zu können, müssen die Fenster rundherum abgedunkelt werden. Ich habe verschiedene Varianten ausprobiert, aber noch keine wirklich optimale Lösung gefunden. Wichtig ist mir, dass von außen nichts auf einen Aufenthalt im Fahrzeug hindeutet. Letztendlich habe ich mich für einen dunklen Nylonstoff entschieden, den ich passend zurechtgeschnitten und mit selbstklebendem Klettband befestigt habe. Dadurch kann ich die Bänder ohne Rückstände wieder entfernen. Einziges Problem: Der Kleber hält nicht besonders gut, wenn es im Auto warm wird. Aus diesem Grund muss ich die tagsüber abgefallenen Stücke für die Nacht öfters mal ersetzen. Aber ich habe mich inzwischen damit arrangiert.
Freiluftküche im Pkw
Zum Campen gehört natürlich auch das Kochen. Dank meiner Holzkonstruktion kann ich im hinteren Teil des Autos ein zusätzliches Brett herausklappen, das als Koch- und Arbeitsfläche dient. Außerdem habe ich einen Windschutz platziert, den ich bei Bedarf aufstellen und mit zwei Leisten an der Seite des Küchenbretts fixieren kann. So kann ich auf meinen Reisen auf einem Gaskocher kleinere Gerichte zubereiten. Die Fläche dient auch als Tisch, zusammen mit Campingstühlen als Sitzgelegenheit. Für das Waschen benutze ich eine einfache Spülschüssel und entsorge das Abwasser bei nächster Gelegenheit an einer Abwasserstation.
Beleuchtung im Auto leicht gemacht
Wenn ich abends noch etwas lesen möchte oder am Laptop arbeite, brauche ich auch nach Sonnenuntergang noch ein wenig Licht. Anstatt eine Beleuchtung einzubauen, die über meine Solaranlage mit Strom versorgt wird, verwende ich eine simple batteriebetriebene Campinglampe. Diese kann ich je nach Bedarf im ganzen Auto aufhängen.
Kosten für die Einbaukonstruktion
Der Einbau der Konstruktion hat mich insgesamt rund 400 € gekostet. Davon entfielen allein 160 € auf die Matratze. Die restlichen Bestandteile wie Bretter, Scharniere und Schrauben gibt es in jedem Baumarkt. Die Beleuchtung, der Stoff zum Abdunkeln, das selbstklebende Klettband, der Gaskocher und die Kühlbox findet man zum Beispiel auf Amazon. Alles in allem ist der Einbau deutlich günstiger als eine Universalkonstruktion und trotzdem kann man zu zweit bequem fahren und übernachten.
Vorteile und Nachteile beim Campen im Pkw
Natürlich gibt es auch Nachteile beim Campen im Pkw. Der Stauraum für Gepäck ist begrenzt. Tagsüber liegen die Taschen im Kofferraum oder auf den Rücksitzen, nachts landen sie auf den Vordersitzen. Sitzen ist im Bett nicht möglich, da die Höhe hierfür nicht ausreicht. Auch gibt es keinen Platz für eine Toilette. Allerdings gibt es nahezu überall öffentliche Toiletten, sodass das kein wirkliches Problem darstellt. Kochen ist nur bei gutem Wetter möglich, aber bei Regen könnte man sich mit einem passenden Vorzelt behelfen.
Der entscheidende Vorteil ist neben den geringen Kosten für den Einbau ganz klar die Flexibilität. Mit einem Pkw fällt man nicht als Camper auf, es sind keine Anschaffungen für ein spezielles Fahrzeug notwendig und der Spritverbrauch ist deutlich geringer als bei Wohnmobilen oder busähnlichen Autos. Mit Allradantrieb ist auch die Geländetauglichkeit deutlich verbessert. Die ultimative Freiheit!
Schlafen im Auto oder im Zelt?
Warum den Aufwand betreiben, anstatt einfach zu zelten und das Auto als Stauraum zu nutzen? Gerade für mich als Landschaftsfotograf bietet das Campen im Auto einige Vorteile. Ich kann mich relativ unauffällig überall mit dem Auto hinstellen und bin flexibel. Wenn ich früh morgens oder spät abends fotografiere, übernachte ich zwangsläufig außerhalb von Campingplätzen. Mit dem Pkw kann ich ohne aufzufallen überall parken. Außerdem fällt der Aufwand für Auf- und Abbau des Zelts weg. Wenn es regnet, muss ich nicht mal aussteigen, sondern kann mit ein paar Handgriffen in den Kofferraum umziehen. Auch die Sicherheit ist gegenüber dem Zelten deutlich verbessert. Ein Gewitter zu überstehen ist im Auto kein Problem, im Zelt dagegen nicht wirklich empfehlenswert.
Natürlich hat auch das Zelten seine Vorzüge. Irgendwo am Berg nach einer langen Wanderung sein Biwak aufschlagen und am nächsten Morgen als erster von der Sonne geweckt werden? Da kommt das Übernachten im Auto natürlich nicht heran. Alles hat eben seine Vor- und Nachteile!
Vorteile gegenüber Wohnmobil / Wohnwagen / Van
- Unauffälligkeit
- Besseres Fahrverhalten / bessere Geländetauglichkeit
- Geringerer Spritverbrauch
Nachteile gegenüber Wohnmobil / Wohnwagen / Van
- Eingeschränktes Platzangebot
- Keine Toilette / keine Dusche
- Keine Innenküche
Vorteile gegenüber Zelten
- Unauffälligkeit
- Sicherheit (Diebstahl / Wettereinflüsse)
- Schnelles Auf- und Abbauen
Nachteile gegenüber Zelten
- Eingeschränktes Platzangebot
- Geringere Flexibilität (z. B. Wandertouren)
Fazit: Wenn du flexibel und unauffällig campen möchtest, ist das Campen im Pkw eine großartige Option. Mit ein paar Umbauten kannst du deinen Pkw zum gemütlichen Campingmobil machen und die Freiheit des Campens in vollen Zügen genießen.
