Wenn Hunde vergesslich werden…
In den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung unserer Hunde dank hervorragender tierärztlicher Versorgung und gesunder Ernährung deutlich gestiegen. Doch mit dem höheren Alter treten vermehrt auch geriatrische Erkrankungen auf. In diesem Artikel finden Sie umfangreiche Informationen über Demenz bei Hunden.
Was ist unter einer Demenz bei Hunden zu verstehen?
Das Cognitive Dysfunktions-Syndrom (CDS), auch bekannt als Demenz bei Hunden, ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns. Dabei sterben die Nervenzellen der äußeren Gehirnschichten langsam ab, die für Orientierung, Lernen, Gedächtnis und Bewusstsein zuständig sind. Diese Erkrankung tritt im höheren Alter vermehrt auf und ähnelt dem Verlauf der Alzheimer-Erkrankung beim Menschen.
Welche Symptome können auf eine Demenz hinweisen?
Eine Demenz bei Hunden kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Zu den Leitsymptom-Komplexen gehören Desorientierung, veränderte Interaktionen, veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus, Unsauberkeit und verringerte Aktivität.
Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus
- Der Hund schläft tagsüber viel mehr und nachts weniger und unruhiger.
- Nachts wandert er rastlos auf und ab, hechelnd oder winselnd.
Desorientierung
- Der Hund wirkt insgesamt verwirrt.
- Er verläuft sich in der Wohnung und kann den Weg nicht mehr finden.
- Er findet seine Futter- und Wassernäpfe nicht mehr.
- Er wandert ziellos umher, unterbricht das Umherwandern mit Phasen des “in-die-Leere-starrens”.
- Er wartet an der falschen Tür oder Türseite.
Unsauberkeit
- Der Hund signalisiert selten oder gar nicht mehr, dass er raus muss.
- Draußen vergisst er, warum er rausgegangen ist.
- Typisch ist Unsauberkeit kurz nach einem Spaziergang.
Verringerte Aktivität und veränderte Interaktionen
- Der Hund zeigt weniger Interesse an seiner Umgebung.
- Er reagiert kaum oder gar nicht auf bekannte Reize wie Rufen oder Leckerchen.
- Die Begrüßung von vertrauten Menschen und Hunden fällt weniger freudig aus.
- Manchmal erkennt er seinen eigenen Besitzer nicht mehr.
- Der Hund vergisst bekannte Kommandos oder hört nicht mehr auf seinen Namen.
- Er verliert das Interesse an Spielzeug.
- Der Hund kann plötzlich launisch, ängstlich oder aggressiv reagieren.
- Er zeigt weniger oder gar kein Verlangen nach Zuwendung und Streicheleinheiten.
Die meisten dieser Symptome können jedoch auch andere Ursachen haben. Es ist wichtig, den Hund vom Tierarzt gründlich untersuchen zu lassen, um andere mögliche Erkrankungen auszuschließen.
Wie kann der Tierarzt einem dementen Hund helfen?
Die Diagnose einer Demenz bei Hunden ist nicht einfach. Zunächst müssen andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden. Anschließend sind umfassende neurologische Untersuchungen erforderlich. Das Cognitive-Dysfunktions-Syndrom ist nicht heilbar, aber der Verlauf kann durch Medikamente oft verlangsamt werden. Eine Therapie sollte frühzeitig beginnen, auch wenn nur der Verdacht auf Demenz besteht.
Die Therapie einer Demenz bei Hunden besteht idealerweise aus mehreren Bausteinen:
- Pharmakologische Maßnahmen: Gabe von Medikamenten, die die Durchblutung und Gehirnleistung fördern, sowie ggf. Beruhigungsmittel gegen Ängste und Unruhe.
- Verhaltenstherapie: Stimulierung des Gehirns durch neue Spazierwege und Kommandos.
- Diätetische Maßnahmen: Eine hochwertige, ausgewogene Ernährung ist wichtig. Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren können die Gehirnaktivität unterstützen.
Kann man einer Demenz beim Hund vorbeugen?
Da die genauen Ursachen für Demenz bei Hunden noch nicht geklärt sind, ist eine gezielte Prophylaxe leider nicht möglich. Es ist jedoch sinnvoll, alte Hunde geistig auszulasten und auf eine artgerechte Ernährung zu achten.
Wie gehe ich als Halter am besten mit der Demenz-Erkrankung meines Hundes um?
Ein an CDS erkrankter Hund bedeutet zunehmende Einschränkungen im Alltag. Dabei sollten die Bedürfnisse des Hundes im Mittelpunkt stehen. Möglicherweise können Sie ihn nicht mehr alleine lassen. Wenn ein kurzzeitiges Alleinsein nicht zu vermeiden ist, sollten Sie ihn in einem vertrauten Raum lassen und für Beruhigung sorgen, zum Beispiel durch das Einschalten des Radios. Auch ein ruhiger Zweithund kann dem dementen Hund helfen. Legen Sie getragene T-Shirts von sich oder anderen engen Bezugspersonen des Hundes in seine Schlafplätze, um ihm Geborgenheit zu geben. Feste Gewohnheiten, vertraute Menschen und Umgebungen vermitteln ebenfalls Sicherheit. Bei Inkontinenz können Hundewindeln helfen.
Ein vermehrter Aufenthalt im Freien verbessert die Sauerstoffzufuhr des Gehirns. Dabei sollten Sie die Wege regelmäßig wechseln, damit der Hund sich immer wieder neu konzentrieren und orientieren muss. Neue Gerüche und Futtersuchspiele können die Gehirnleistung anregen.
Bei fortgeschrittener Demenz wird der Hund zum Pflegefall. In Absprache mit Ihrem Tierarzt sollten Sie über die schwere Entscheidung sprechen, ob und wann der Hund erlöst werden soll. Nur Sie können entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist und wie viel Lebensqualität der Hund noch hat.
Dieser Artikel dient nicht der medizinischen Diagnose oder Behandlung. Konsultieren Sie immer einen Tierarzt, wenn Sie gesundheitliche Bedenken bezüglich Ihres Hundes haben.
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