Ceci n’est pas … Das Verhältnis von Bild und Text in der Kunst

Ceci n’est pas … Das Verhältnis von Bild und Text in der Kunst

Die Verbindung von Bild und Text in der Kunst reicht weit zurück. Schon in den Anfängen der Verschriftlichung der Sprache spielte diese eine wichtige Rolle. Allerdings gerieten Bild und Text im Zuge des Bildersturms im 16. Jahrhundert in Konflikt und wurden erst durch die Avantgarde des 19. Jahrhunderts wieder zusammengeführt. Künstler wie René Magritte beschäftigten sich intensiv mit dem Verhältnis zwischen Bild und Text. In diesem Artikel wollen wir uns mit Magrittes sprachlichen Bildern auseinandersetzen und ihre Rezeption durch jüngere Künstler wie Joseph Kosuth und Martin Kippenberger betrachten.

I. Magrittes Bild-Text-Formel

Magritte schuf Ende der 1920er Jahre eine Serie von Werken, die als Sprach-Bilder bezeichnet werden. Ein bekanntes Beispiel ist das Werk “Der Sprachgebrauch”, auch bekannt als “Der Verrat der Bilder”. Auf den ersten Blick zeigt das Gemälde eine realistisch gemalte Pfeife, darunter steht jedoch in sorgfältiger Handschrift der Satz “Ceci n’est pas une pipe” (Dies ist keine Pfeife). Magritte stellt damit die Frage nach dem Verhältnis zwischen Bild und Gegenstand und verdeutlicht die Diskrepanz zwischen dem Abgebildeten und der Abbildung.

Magritte knüpft mit seinen Sprach-Bildern an zeichentheoretische Ansätze an und verlagert den Diskurs in die Malerei. Er zeigt, dass das sprachliche Zeichen beliebig einem Gegenstand zugeordnet werden kann, während das ikonische Zeichen dem Gegenstand ähnlich sein muss. Magritte thematisiert die Unterschiede zwischen Zeichensystemen und die Grenzen der Übersetzbarkeit zwischen ihnen.

In seinem Text “Les mots et les images” behandelt Magritte das Verhältnis von Bild, Text und Gegenstand. Er stellt fest, dass manchmal der Name eines Gegenstandes ein Bild vertritt. Magrittes Werke fordern die Betrachter auf, ihre Imagination zu nutzen und die Bilder gedanklich zu vollenden.

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II. Magritte, Kosuth, Kippenberger

Joseph Kosuth griff in seinen Werken die Fragen nach dem Verhältnis von Bild, Text und Gegenstand sowie der Bedeutung der Kunst auf. Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist “One and Three Chairs” aus dem Jahr 1965. Das Kunstwerk besteht aus einem Stuhl, einer Fotografie des Stuhls und einer Reproduktion eines Lexikoneintrags über den Stuhl. Kosuth stellt die Frage, was ein Kunstwerk ausmacht und erweitert den Diskurs über das Verhältnis von Text, Bild und Gegenstand in den institutionellen Raum.

Auch Martin Kippenberger griff die Gedanken von Magritte in seinem Werk auf. In seinem Gemälde “Kein Capri bei Nacht” aus dem Jahr 1981 zeigt er ein schneebedecktes Auto mit dem Schriftzug “Kein Capri”. Kippenberger spielt mit den Erwartungen und Assoziationen des Betrachters und stellt die Frage nach der Bedeutung von Objekten und ihrem Namen.

Magrittes Werk und seine Untersuchungen zum Verhältnis von Bild, Text und Gegenstand haben die Kunstwelt nachhaltig beeinflusst. Künstler wie Kosuth und Kippenberger setzen sich mit diesen Fragen auseinander und erweitern den Diskurs über die Bedeutung von Kunst. Ihre Werke laden die Betrachter ein, ihre Imagination zu nutzen und die komplexen Bedeutungszusammenhänge zu erfassen.

Die Verbindung von Bild und Text in der Kunst ist ein faszinierendes Thema, das weiterhin viele Künstler inspiriert. Magrittes Sprach-Bilder haben eine neue Perspektive auf das Verhältnis zwischen Bild, Text und Gegenstand eröffnet und laden uns ein, die Kunst mit neuen Augen zu betrachten.