Chat-Kommunikation und Face-to-face-Kommunikation – Ein konversationsanalytischer Vergleich

Chat-Kommunikation und Face-to-face-Kommunikation – Ein konversationsanalytischer Vergleich

Die Chat-Kommunikation hat in den letzten Jahren eine große Bedeutung erlangt und ist heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Durch das Internet und die damit verbundenen Netzwerkdienste können Menschen direkt und simultan miteinander kommunizieren. Im Gegensatz zu zeitversetzten Kommunikationsformen wie E-Mails oder Foren ermöglicht der Chat eine direkte und spontane textbasierte Kommunikation.

Grundsätzliches zur Chat-Kommunikation

Im Chat können sich Teilnehmer in Echtzeit schriftlich austauschen. Der Chat erlaubt es ihnen, in einem gemeinsamen Kommunikationsraum miteinander zu interagieren. Dies ist eine bemerkenswerte Neuerung, da schriftliche Sprache bisher eher für situationsunabhängige Kommunikation genutzt wurde. Der Chat ermöglicht nun eine situationsgebundene und simultane Kommunikation.

Die Chat-Kommunikation bietet viele Anwendungsmöglichkeiten. Beratungsgespräche, Kontaktpflege, Unterhaltungen und sogar Geschäftsmeetings können im Chat stattfinden. Der Chat kann eine Alternative zu Telefonaten, Konferenzen oder persönlichen Treffen darstellen.

Bei der Teilnahme am Chat ist die Wahl eines Nicknames erforderlich. Dieser dient zur Identifizierung der Teilnehmer und kann frei gewählt werden. Der Nickname kann aus dem eigenen Namen bestehen oder ausgedachte Phantasienamen oder Variationen davon sein. Der Nickname spielt eine wichtige Rolle bei der Selbstdarstellung und kann auch als Eisbrecher dienen.

Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit

Die Chat-Kommunikation ist ein interessantes Zusammenspiel von schriftlicher und mündlicher Sprache. Obwohl die Beiträge im Chat getippt werden, werden sie von den Teilnehmern als Gespräch und nicht als geschriebener Text empfunden. Die Chat-Teilnehmer nehmen die Rolle des Sprechers ein und betrachten ihre Beiträge als gesprochene Äußerungen.

Die Chat-Kommunikation weist Merkmale konzeptioneller Mündlichkeit auf. Die Beiträge sind spontan, emotional und involviert. Es gibt eine schnelle turn-taking-Organisation, bei der die Beiträge in direkter Reaktion auf andere Beiträge entstehen. Die Chat-Kommunikation ermöglicht auch die Ausdruck von Affektivität und Expressivität durch den Einsatz von Smileys und anderen konventionellen Mitteln.

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Einordnung der Chat-Kommunikation

Die Chat-Kommunikation lässt sich als konzeptionelle Mündlichkeit, jedoch medial schriftliche Kommunikationsform einordnen. Chat-Beiträge sind sprachlich spontan, emotional und dialogisch, ähnlich wie in direkten Gesprächen. Dennoch gibt es Unterschiede, da beim Chat eine räumlich-zeitliche Trennung zwischen den Teilnehmern besteht.

Die Chat-Kommunikation bietet mehr Flexibilität und Möglichkeiten der Selbstdarstellung als herkömmliche mündliche Kommunikationsformen. Die Beiträge können durch die Verwendung von Nicknames und bestimmten Farben personalisiert und individualisiert werden.

Die Chat-Kommunikation kann jedoch auch als konzeptioneller Hybrid betrachtet werden, da sich Elemente von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vermischen können.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Chat-Kommunikation eine einzigartige Art der verbalen Interaktion darstellt, die Elemente von mündlicher und schriftlicher Kommunikation kombiniert. Durch die schnelle und spontane Natur der Chat-Kommunikation entstehen besondere sprachliche Merkmale und Dynamiken.