Chemotherapie bei Hunden mit Krebs: Eine Tortur oder eine Hilfe?

Chemotherapie bei Hunden mit Krebs: Eine Tortur oder eine Hilfe?

Manchmal bemerken Hundebesitzer eine ungewöhnliche Schwellung, eine Wunde, die nicht heilen will oder andere Symptome wie Gewichtsverlust, Apathie, Lahmheit oder Verdauungsprobleme. In solchen Fällen kann ein Tumor die Ursache sein. Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen bei Hunden.

Die Tiermedizin hat sich darauf eingestellt. Dr. Johannes Hirschberger, ein Experte für Onkologie und Zytologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, betreut Hunde und Katzen mit verschiedenen Tumorarten, einschließlich solider Tumoren wie Karzinome und Sarkome sowie Tumoren des blutbildenden Systems wie Lymphome und Leukämien.

Chemotherapie: Eine Tortur oder eine Hilfe?

Die Idee einer Chemotherapie stößt bei einigen Hundebesitzern zunächst auf Ablehnung. Schließlich haben sie bei erkrankten Familienmitgliedern oder Freunden miterlebt, welche Tortur die Nebenwirkungen mit sich bringen können. Allerdings können Chemotherapeutika (Zytostatika) auch Hunden helfen, das unkontrollierte Wachstum von schnell teilenden Krebszellen zu hemmen und so die Krebserkrankung zurückzudrängen.

Der Unterschied besteht darin, dass das Ziel beim Hund nicht die Heilung, sondern die Verlängerung des Lebens bei einer stetig guten Lebensqualität ist – und das möglichst mit wenigen Nebenwirkungen. Dr. Hirschberger erklärt: “Beim Menschen gibt man ihm die maximal tolerierte Dosis, während man beim Hund nicht erklären kann, dass er drei Monate leiden muss und dann eine Chance auf Heilung hat. Beim Hund möchte man, dass es ihm heute gut geht.”

Mögliche Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

Die Behandlung beim Hund richtet sich nach dessen Körperoberfläche und beträgt im Vergleich zur Humanmedizin nur 60 Prozent der Dosis. Außerdem werden die Medikamente nicht alle gleichzeitig und konzentriert verabreicht, sondern aufgeteilt. Dadurch ist die Effektivität zwar geringer, aber auch die Toxizität.

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Die möglichen Nebenwirkungen reichen beim Hund von Übelkeit und Appetitlosigkeit bis hin zu Erbrechen und Durchfall. Laut Dr. Hirschberger verlaufen die meisten Nebenwirkungen jedoch harmlos. Der mögliche Schwund von Abwehrzellen wird nicht vom Besitzer bemerkt, sondern im Labor gemessen und gehört zu den wenigen relevanten Nebenwirkungen.

Die Tierärztliche Hochschule Hannover hat die Lebensqualität des Tieres als oberste Priorität. Die Entscheidung, ob die Therapie fortgesetzt wird, hängt davon ab, wie gut der Hund die Chemo verträgt und ob die Begleiterscheinungen noch im Verhältnis zur erhofften Lebensverlängerung stehen.

Drei Monate Behandlung

Die Behandlungsdauer beträgt im Durchschnitt drei Monate, je nach Krebsart und Behandlungsfortschritt. Die Besitzer bringen den Hund einmal pro Woche in die Klinik, wo er eine Spritze, eine Infusion oder auch Tabletten erhält. Vor der Behandlung wird immer gefragt, wie die Woche für den Hund war. Danach wird entschieden, ob die Therapie fortgesetzt wird. Es werden Bluttests durchgeführt, um aktuelle Werte zu analysieren, das Gewicht des Hundes wird ermittelt und die Chemo entsprechend berechnet, zubereitet und verabreicht.

Kosten von mindestens 3000 Euro

Die Kosten einer einzelnen Behandlung liegen zwischen 150 und 400 Euro, je nach Krebsart. Für eine zwölfwöchige Lymphom-Therapie müssen Hundebesitzer mit Kosten von 3000 bis 3500 Euro rechnen. Die meisten Medikamente werden innerhalb von 24 Stunden mit dem Urin ausgeschieden. Es wird empfohlen, Handschuhe zu tragen, da Kot und Erbrochenes mit den Zytostatika belastet sein können. In der Akut-Phase sollten die Tiere keinen Kontakt zu Schwangeren und Kleinkindern haben.

In der Regel vertragen Hunde die Chemo gut. Laut Verena Nerschbach, Leiterin der Abteilung Onkologie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, haben etwa 85 Prozent der Hundehalter keine Nebenwirkungen bemerkt. Es gibt jedoch auch Hunde, die unter den Nebenwirkungen extrem leiden, etwa aufgrund von Unverträglichkeiten, Vorerkrankungen oder einem Gendefekt. Dies kommt besonders bei Collie-Arten und Schäferhunden vor. In solchen Fällen muss die Dosis angepasst oder möglicherweise die Therapie abgebrochen werden, falls das Tier überhaupt nicht auf die Chemo anspricht.

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Keine Vorhersagen möglich

Es ist nahezu unmöglich vorherzusagen, wie lange ein Hund durch die Chemo weiterleben wird. Es können Wochen, Monate oder sogar Jahre sein. Bei Lymphomen, die vor allem bei Labradors und Golden Retrievers auftreten, sind die Chancen hoch. Laut Dr. Hirschberger sprechen etwa 80 Prozent der Fälle sehr gut auf die Therapie an. Die tumorfreie Zeit beträgt sechs bis neun Monate, sodass das Tier insgesamt ein Jahr überlebt.

Je nach Verlauf der Krankheit muss ein Tierarzt jedoch auch Hundebesitzer davon überzeugen, die Therapie abzubrechen. Die Lebensqualität des Tieres steht immer im Vordergrund, und es ist wichtig, dass die Besitzer ehrlich mitteilen, wie es ihrem Hund zwischen den Behandlungen geht. Die Therapie um jeden Preis fortzusetzen, nur weil man sein Tier nicht gehen lassen will, ist nicht der richtige Weg.