Chlordioxid ist kein Heilmittel gegen Corona

Chlordioxid ist kein Heilmittel gegen Corona

Chlordioxid ist in den letzten Monaten immer wieder als vermeintliches Heilmittel gegen COVID-19 in Telegram-Gruppen diskutiert worden. Dabei kursieren jedoch viele Falschinformationen und gefährliche Empfehlungen. In diesem Artikel möchten wir aufklären, warum Chlordioxid keine sichere und wirksame Behandlungsmethode ist und welche Risiken und Nebenwirkungen damit verbunden sind.

Gefährliche Empfehlungen in Telegram-Gruppen

Eine Userin auf Twitter hat darauf aufmerksam gemacht, dass in bestimmten Telegram-Gruppen nicht nur Falschinformationen und Panik verbreitet werden, sondern auch die Einnahme von Chlordioxid als Schutz gegen Geimpfte propagiert wird. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass es sich um die Behandlung von kleinen Kindern handelt. Die Userin hat verschiedene Beispiele aus den Telegram-Gruppen gesammelt und diese dem #Faktenfuchs zur Verfügung gestellt. Trotz mehrfacher Meldungen an Telegram gab es bisher keine Reaktion seitens des Unternehmens.

In den Telegram-Gruppen finden sich zahlreiche Aussagen von Anhängern, die ihre Kinder täglich mit Chlordioxid behandeln. Einige geben an, dass sie ihren Kindern Chlordioxid verabreichen, weil Erzieher im Kindergarten geimpft sind und ihr Kind daraufhin Beschwerden wie Bauch- und Halsschmerzen hatte. Die Anwender berichten, dass sich die Symptome durch die Einnahme von Chlordioxid verbessern würden.

Chlordioxid ist ein Bleichmittel und kann schwere Schäden verursachen

Es wird fälschlicherweise behauptet, dass man sich mit Chlordioxid kaum vergiften könne und eventuelle Symptome wie Erbrechen oder Durchfall “Entgiftungssymptome” seien. Doch Chlordioxid ist keineswegs harmlos. Es handelt sich um eine Chemikalie, die unter anderem in Bleichmitteln verwendet wird. Der Toxikologe Florian Eyer vom Giftnotruf München erklärt, dass Übelkeit und Erbrechen keine Anzeichen dafür sind, dass das Mittel wirkt, sondern vielmehr Anzeichen der Toxizität. CDL kann schwere Schäden im Körper verursachen, insbesondere wenn es getrunken wird. Bei dieser häufigen Anwendungsform werden ein paar Tropfen CDL in ein Glas Wasser gegeben.

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Die von Anhängern beschriebenen “Entgiftungssymptome” wie Übelkeit oder Durchfall sind tatsächlich ernstzunehmende Schäden. CDL hat eine starke Reizwirkung auf die Schleimhäute und kann Verätzungen im Mund- und Rachenbereich sowie in Speiseröhre und Magen verursachen. Krampfanfälle, Leberschäden und Schwellungen der Atemwege sind ebenfalls mögliche Komplikationen. Darüber hinaus kann CDL im Körper giftig wirken und rote Blutkörperchen schädigen, was zu einer unzureichenden Sauerstoffversorgung der Organe führen kann.

Die Geschichte von CDL

CDL wurde 1996 von Jim Humble, einem ehemaligen Scientology-Mitglied, “entdeckt”. Er behauptet, während seiner Zeit als Goldgräber in Südamerika CDL als Mittel gegen Malaria eingesetzt und sich selbst und seine Mitreisenden geheilt zu haben. Im Jahr 2010 gründete er die “Genesis II Church of Health & Healing”, die CDL als “heiliges Sakrament” betrachtet.

Die “Genesis II Church” spielt eine wichtige Rolle, da über sie viel Geld mit CDL verdient wird. Ein prominentes Mitglied ist Mark Grenon, der gemeinsam mit seinen Söhnen etwa 30.000 Dollar im Monat mit dem Verkauf von Miracle-Mineral-Supplement-Produkten verdient hat, einer Art “Vorstufe” von CDL. Zu Beginn der Corona-Pandemie behauptete Grenon, man könne COVID-19 mit MMS heilen. Seine Einnahmen stiegen drastisch an, nachdem der damalige US-Präsident Donald Trump MMS bzw. CDL als angebliches Heilmittel gegen das Coronavirus erwähnte.

Chlordioxid-Lösung ist kein zugelassenes Arzneimittel

Diejenigen, die CDL bewerben oder vertreiben, betonen oft die desinfizierende Wirkung von CDL, die angeblich Krankheitserreger im Körper abtöten soll. Allerdings gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis für diese Wirkung. Laut dem Toxikologen Florian Eyer wurden bislang keine Beweise erbracht, dass CDL tatsächlich wirksam ist. Zudem wurden die erforderlichen Regularien für die Zulassung als Arzneimittel nie erfüllt.

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Obwohl es einige Berichte von begeisterten Nutzern von CDL und MMS gibt, handelt es sich dabei nicht um wissenschaftliche Beweise. Es ist nicht möglich nachzuvollziehen, ob eine tatsächliche Verbesserung eingetreten ist und ob diese auf CDL zurückzuführen ist.

Behörden warnen vor CDL

Verschiedene europäische Behörden warnen seit Jahren vor der Einnahme von MMS und CDL. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stuft MMS-Produkte als “bedenklich” ein, da sie schädliche Wirkungen haben, die über ein vertretbares Maß hinausgehen. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat vor der Einnahme von MMS eindringlich gewarnt.

Die amerikanische “Food and Drug Administration” (FDA) hat ebenfalls wiederholt auf die Gefahren von MMS und CDL hingewiesen. Laut Bloomberg News gab es in den USA zwischen 2014 und 2019 insgesamt 16.000 Fälle von Chlordioxid-Vergiftungen, darunter 2.500 Fälle bei Kindern unter zw