Chronische Depression: Wie man aus dem Dauertief rauskommt

Chronische Depression: Wie man aus dem Dauertief rauskommt

Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben eines Menschen stark beeinflussen kann. Chronische Depressionen stellen dabei eine spezielle Form dar, bei der die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Doch wie kann man aus diesem Dauertief herauskommen? Neue Forschungen zeigen, dass ein spezielles Therapieverfahren, das CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) genannt wird, hilfreich sein kann.

Der Therapeut als Sparringpartner

Bei chronisch depressiven Patienten fällt es oft schwer, mimische Reaktionen anderer Menschen richtig einzuschätzen. Das bedeutet, sie haben Schwierigkeiten zu erkennen, wie vertrauenswürdig eine Person ist, basierend auf deren Mimik. Das CBASP-Verfahren zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit für zwischenmenschliche Interaktionen zu schärfen und den Patienten zu helfen, ihren tatsächlichen Einfluss auf ihre Umwelt besser wahrzunehmen und authentische Empathie zu entwickeln. Dabei wird der Therapeut als eine Art menschlicher Reiz eingesetzt, der beim Patienten depressive Gedanken und Verhaltensmuster auslöst. Das Ziel ist es, diese fehlangepassten Reaktionsmuster zu verändern.

Der Therapeut lässt sich persönlich auf den Patienten ein und gibt ihm Rückmeldung über seine eigenen Reaktionen auf sein Verhalten. Die Patienten lernen dabei, dass bestimmte Verhaltensweisen unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. So erfahren sie beispielsweise, dass ablehnendes Verhalten zu Distanzierung führt, während freundliches oder großzügiges Verhalten Sympathie und Dankbarkeit erzeugt. Durch diese Erfahrungen erkennen die Patienten, dass der Therapeut sich anders verhält als ihre prägenden Bezugspersonen in der Kindheit.

Dem Patienten Lernmöglichkeiten anbieten

Eine wichtige Aufgabe des Therapeuten im CBASP-Verfahren ist es, dem Patienten Lernmöglichkeiten anzubieten. Oft haben chronisch depressive Patienten gelernt, sich passiv oder überangepasst zu verhalten. Dies führt häufig dazu, dass der Therapeut die therapeutische Arbeit für den Patienten erledigt. Doch dieses Verhalten hält das Problem aufrecht und verstärkt die Depression des Patienten.

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Um dem entgegenzuwirken, sollte der Therapeut reflexartige dominante und überaktive Reaktionen vermeiden. Stattdessen ist es wichtig, dem Patienten Lernmöglichkeiten anzubieten und ihn in seiner Eigenverantwortung zu fördern. Durch die Methode der Situationsanalyse kann der Patient lernen, wie sein Denken, Fühlen und Handeln zusammenhängen und welche Konsequenzen sich daraus für ihn und seine Umwelt ergeben. Auf diese Weise kann er seine eigenen Annahmen überprüfen und realistischere Schlussfolgerungen ziehen.

Ist CBASP wirksamer als herkömmliche Methoden?

Studien haben gezeigt, dass das CBASP-Verfahren bei chronisch depressiven Patienten wirksam sein kann. Eine Untersuchung der Brown University in Providence (Rhode Island) ergab, dass sowohl eine medikamentöse Behandlung als auch eine Teilnahme an 12 bis 16 CBASP-Sitzungen bei mehr als jedem zweiten Patienten zu einer signifikanten Symptomverbesserung führten. Bei einer kombinierten Behandlung sprachen erstaunliche 85 Prozent der Probanden positiv darauf an.

Obwohl bisher kein direkter Vergleich zwischen CBASP und herkömmlichen therapeutischen Methoden durchgeführt wurde, gilt das Verfahren als vielversprechend und hilfreich. Es ermöglicht den Patienten, ihre negativen Denkmuster zu erkennen und ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu verbessern, um so langfristig aus dem Dauertief herauszukommen.

Quelle: Dieser Text stammt aus “Gehirn & Geist”, Ausgabe Oktober 2011.