Coenzym Q10-Produkte: Ist der Nutzen bewiesen?

Coenzym Q10-Produkte: Ist der Nutzen bewiesen?

Coenzym Q10 hat sich zu einem beliebten Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, aber ist der Nutzen wirklich bewiesen? In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Werbung rund um Coenzym Q10 befassen und klären, welche Fakten dahinterstecken.

Was steckt hinter der Werbung zu Coenzym Q10?

Die Anzahl der verfügbaren Produkte, die Coenzym Q10 als Nahrungsergänzung anpreisen, ist mittlerweile riesig. Es wird einzeln oder in Kombination mit Vitaminen, Mineralstoffen und Pflanzenextrakten angeboten und als “Manager-Pille” oder Anti-Aging-Mittel für Herz und Hirn beworben.

Jedoch ist unklar, ob und ab welcher Dosierung Coenzym Q10 aus Nahrungsergänzungsmitteln tatsächlich nützlich ist. Alle bisher von Herstellern eingereichten und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geprüften Werbeaussagen wurden als wissenschaftlich nicht belegt eingestuft. Behauptungen über den Nutzen von Q10 in Bezug auf Energiegewinnung, Blutdruckregulierung, Schutz vor oxidativen Schäden, kognitive Funktionen, Cholesterinspiegel oder Leistungssteigerung sind nicht zugelassen und als Werbeaussagen verboten.

Trotzdem verwenden einige Hersteller weiterhin solche Gesundheitsversprechen. Hier ist die Lebensmittelüberwachung gefragt. Es gab bereits Gerichtsbeschlüsse, die bestimmten Herstellern untersagten, ihre Q10-Produkte mit Gesundheitsaussagen wie “Stärkung der Herzfunktion” zu bewerben.

Es stimmt, dass hochdosiertes Q10 bei Personen mit Herzerkrankungen unter ärztlicher Kontrolle positive Effekte erzielen kann, aber daraus lässt sich kein Rückschluss auf die Verwendung von Q10 als Nahrungsergänzung ziehen. Bei der Einnahme von ärztlich verschriebenen Statinen zur Cholesterinsenkung kann eine Ergänzung mit Q10 unter Umständen notwendig sein, da die körpereigene Q10-Produktion gehemmt wird. Hierbei sollten Sie sich jedoch unbedingt an Ihren Arzt wenden.

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Q10-haltige Nahrungsergänzungsmittel werden auch zur Reduzierung von Muskelschmerzen beworben. Die Studienlage dazu ist widersprüchlich und von unzureichender Qualität. Außerdem ist es nicht die Aufgabe von Nahrungsergänzungsmitteln, Schmerzen zu lindern. Wenn Sie unter Muskelschmerzen leiden, ist es sicherer, zunächst einen möglichen Mangel durch q10-reiche Lebensmittel wie fetten Fisch, Nüsse, Hülsenfrüchte oder Leber auszugleichen.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Produkte im Internet oder im Verkaufsfernsehen beworben werden. Häufig werden den Q10-Produkten hier nicht bewiesene Wirkungen zugeschrieben.

Aussagen zur Verbesserung des Hautbildes, Stärkung der Nerven oder Aktivierung der Fettverbrennung sind ebenfalls nicht zulässig und wissenschaftlich nicht belegt. Bei chronischem Tinnitus sollte laut Leitlinie auf Nahrungsergänzungsmittel verzichtet werden.

Worauf sollte ich bei der Verwendung von Coenzym Q10-Produkten achten?

  • Coenzym Q10 gehört zu den sonstigen Stoffen mit ernährungsphysiologischer Wirkung in Nahrungsergänzungsmitteln. Es gibt keine spezifischen Vorschriften für die einzusetzenden Stoffverbindungen. Meist werden Ubichinon (vollständig oxidierte Form) und Ubichinol (vollständig reduziert) angeboten. Die Aussage, dass Ubichinol vom Körper schneller aufgenommen und verwertet wird, ist jedoch nicht notwendig.
  • Laut Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin gibt es bei einer Aufnahmemenge von 10-30 Milligramm täglich keine gesundheitlichen Bedenken. Dosierungen in diesem Bereich gelten als sicher und werden seit 1992 in Deutschland angeboten.
  • Mit einer Sondererlaubnis dürfen Nahrungsergänzungsmittel auch mit einer höheren Dosierung (100 mg pro Tag) verkauft werden. Hierbei muss jedoch ein Warnhinweis auf dem Produkt angebracht sein, dass es nicht von Schwangeren, Stillenden, Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren eingenommen werden sollte.
  • Der Begriff “hochdosiert” ist nicht geregelt und kann für verschiedene Dosierungen verwendet werden. Seien Sie vorsichtig, wenn Piperin oder Pfefferextrakt als Zutat angegeben wird.
  • Bei höheren Dosierungen (> 100 mg täglich) sollten Sie vorsichtig sein. Diese Dosierungen finden sich häufig in Produkten, die über das Internet vertrieben werden, und können Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust, Reizbarkeit und Hautausschlag verursachen.
  • In Untersuchungen wurde bei Dosierungen von bis zu 300 mg/Tag neben gastrointestinalen Störungen auch ein Anstieg von Enzymen beobachtet, der auf mögliche Zellschädigungen hindeuten könnte.
  • Langzeitstudien zur alleinigen Einnahme von Coenzym Q10, insbesondere bei verschiedenen Altersgruppen, existieren praktisch nicht. Es gibt lediglich eine Studie mit einer Laufzeit von vier Jahren, bei der der Einsatz von Q10 (200 mg pro Tag) in Kombination mit Selen bei älteren Menschen mit anfangs sehr niedrigen Q10-Werten untersucht wurde. Von Unverträglichkeiten oder unerwarteten Wirkungen wurde dort nicht berichtet, allerdings wurde möglicherweise nur ein Mangel ausgeglichen.
  • Achtung Wechselwirkung: Wenn Sie Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulantien) einnehmen, sollten Sie Q10 nur nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt einnehmen. Coenzym Q10 ähnelt strukturell dem fettlöslichen Vitamin K und könnte die Wirksamkeit der Medikamente herabsetzen. Auch bei einer Strahlentherapie oder bei der Einnahme bestimmter Medikamente gegen Asthma und Lungenkrankheiten mit dem Wirkstoff Theophyllin sind Wechselwirkungen möglich.
  • Q10-haltige Therapien, die unter ärztlicher Kontrolle in der Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt werden, sind von den Nahrungsergänzungsmitteln abzugrenzen.
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Insgesamt ist der Nutzen von Coenzym Q10 aus Nahrungsergänzungsmitteln bei Menschen noch nicht ausreichend bewiesen. Es ist wichtig, diese Produkte kritisch zu betrachten und sich im Zweifelsfall an einen Arzt zu wenden, um mögliche Risiken zu minimieren.

Quelle: Original Article