Wer eine neue Krankenkasse, Versicherung oder Wohnung sucht, besucht gerne die Website von Comparis. Dort erwartet man eine unabhängige Übersicht über die verschiedenen Angebote. Comparis verspricht auf seiner Website in einer Neutralitätsgarantie, dass Angebote unabhängig von einer Zusammenarbeit mit der Plattform in die Vergleiche aufgenommen werden. Doch nun zeigt eine Recherche des “Tages-Anzeigers”, dass Comparis nicht immer neutral agiert und bevorzugt jene Anbieter listet, die Provisionen bezahlen.
Eine fragwürdige Praxis
Der “Tages-Anzeiger” wirft Comparis vor, damit die eigene Neutralitätsgarantie zu brechen. Das Unternehmen verteidigt sich damit, dass die Garantie lediglich für Angebote ohne Beratungs- und Betreuungsaufwand gelte. Konkret geht es um kombinierte Angebote von Internet, Fernsehen und Festnetztelefonie, die nicht neutral aufgelistet werden, sondern bevorzugt die Anbieter berücksichtigen, die Provisionen bezahlen. Das bedeutet, dass Anbieter, die nicht bezahlen, nicht angezeigt werden.
Keine Partnerschaft, keine Aufführung
Ein Beispiel dafür ist der Internetanbieter Solnet mit Sitz in Solothurn, der seit Ende des letzten Jahres nicht mehr gelistet wird. Dabei soll Solnet im Vergleich zu anderen Anbietern nicht nur günstig sein, sondern auch eine gute Qualität bieten. Der “Tages-Anzeiger” enthüllte, dass Comparis Solnet im August wegen einer Partnerschaft kontaktierte, die Provisionen mit sich bringen würde. Solnet bat um Bedenkzeit, aber die Frist lief im Februar ab. Im Dezember bemerkte Solnet dann, dass seine Angebote bei Comparis nicht mehr angezeigt wurden. Auf Nachfrage erklärte Comparis, dass sie nur noch Provider im Internet/TV-Vergleich präsentieren möchten, mit denen eine Partnerschaft bestehe.
Fairness oder Ressourcenmangel?
Comparis behauptet in einer ersten Stellungnahme, dass der Rauswurf von Solnet nicht aufgrund von Provisionen erfolgte, sondern aufgrund von Kapazitätsmangel bei Solnet, neue Kunden aufzunehmen. Solnet konzentriere sich vor allem auf die Region Solothurn und auf Geschäftskunden, während Comparis ein breites Publikum ansprechen wolle. Jedoch äußerte Comparis in einer zweiten Erklärung, dass sie vorerst nur zahlende Provider auflisten wollen, aus Gründen der Fairness. Die Fairness bezieht sich jedoch auf die zahlenden Vertragspartner und nicht auf die Konsumenten.
Probleme bei der Bewältigung des Ansturms
Comparis gibt an, dass die Anzahl der Anträge von Kleinst- und Regionalanbietern stark gestiegen sei und die aktuelle Verwaltungskapazität nicht ausreiche. Jedoch arbeitet das Unternehmen an einer Lösung, damit die Anbieter ihre Angebote selbst einstellen können. Diese Lösung wird voraussichtlich innerhalb von zwei bis vier Monaten verfügbar sein.
Kein Einzelfall
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bevorzugung von Provisionspartnern bei Comparis thematisiert wird. Bereits in der Vergangenheit mussten Nutzer beim Vergleich von Krankenkassen ein Häkchen setzen, um alle Angebote ungefiltert sehen zu können. Daher kann diese Vorgehensweise von Comparis dazu führen, dass Konsumenten verunsichert sind und ihr Vertrauen in die Plattform schwindet.
Es bleibt abzuwarten, wie Comparis auf die Vorwürfe reagieren wird und ob sie Maßnahmen ergreifen, um ihre Unabhängigkeit und Neutralität bei Vergleichen wiederherzustellen. Bis dahin sollten Konsumenten bei der Nutzung von Comparis mögliche parteiische Darstellungen im Hinterkopf behalten.