Darum ist eine “Entgiftung” nach der Corona-Impfung weder wirksam noch nötig

Darum ist "Entgiftung" nach Corona-Impfung weder wirksam noch nötig

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Nach einer Corona-Impfung empfiehlt ein Artikel in sozialen Medien die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, Gewürzen und Medikamenten, um den Körper von Spike-Proteinen zu “entgiften”. Diese Proteine, die Bestandteile des Coronavirus sind, sollen laut dem Artikel nach der Impfung im Körper zirkulieren und “Zellen, Gewebe und Organe” schädigen können. Doch gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Spike-Proteine nach einer Impfung gegen Sars-CoV-2 im Körper zirkulieren und eine “Entgiftung” erforderlich machen. Einige der genannten Mittel können sogar schädlich sein, insbesondere in hohen Dosen. Verbraucherschutzorganisationen raten auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus von Nahrungsergänzungsmitteln ab.

Spike-Proteine und ihre Rolle

Spike-Proteine sind die Stacheln, die das Coronavirus auf seiner Oberfläche trägt. Bei einer Infektion dringt das Virus mithilfe dieser Stacheln in Körperzellen ein und vermehrt sich, was Schaden anrichten kann. Bei einer mRNA-Impfung gegen Sars-CoV-2 wird jedoch nicht das gesamte Virus injiziert, sondern nur Bauanleitungen für das Spike-Protein. Dadurch stellen Körperzellen Kopien des Spike-Proteins her, die ohne das restliche Virus nicht vermehrungsfähig sind. Diese Proteine bleiben meistens in der Oberfläche der Zelle stecken, die sie hergestellt hat, insbesondere in Muskelzellen in der Nähe der Einstichstelle sowie in nahegelegenen Lymphknoten. Oder sie werden in den Zellzwischenraum ausgeschieden, wo das Immunsystem auf sie reagiert.

Der Abbau dieser Proteine erfolgt durch die natürliche Zellerneuerung des Körpers und die Prozesse des Immunsystems. Es ist kein lösliches Protein, das in großen Mengen im Organismus zirkuliert. Darüber hinaus ist das Spike-Protein, das der Körper nach der Impfung produziert, nicht identisch mit dem am Virus. Es ist nicht mehr so in der Lage, an den Rezeptor der menschlichen Zellen zu binden, seine Form zu verändern und mögliche toxische Effekte auszulösen.

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Kein Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln

Auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus können die genannten Nahrungsergänzungsmittel wenig ausrichten. Es gibt keine Nahrungsergänzungsmittel, die eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus (Sars-CoV-2) verhindern können. Nahrungsergänzungsmittel dienen auch nicht der Behandlung von Erkrankungen. Bisher gibt es keine verlässlichen Studien, die eine schützende Wirkung von bestimmten Pflanzen, Vitaminen oder Mineralstoffen gegen das Virus belegen. Die Fachgruppe Intensivmedizin, Infektiologie und Notfallmedizin hat eine Liste von Substanzen mit nachgewiesenem Nutzen in der Behandlung von Covid-19 zusammengestellt, auf der keine der im Artikel genannten Mittel zu finden ist. Vitamin C wird nicht empfohlen, es wird nur bei Mangel empfohlen. Hydroxychloroquin hat keinen Nutzen bei der Behandlung von Covid-19, jedoch Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen und Augenkrankheiten. In Bezug auf das Medikament Ivermectin, ein Mittel gegen bestimmte Fadenwürmer und Krätzemilben, sind die bisherigen Studien methodisch unzureichend. Der Einsatz wird bei Covid-19 nur im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien empfohlen, da ein Risiko schwerer Toxizität bei unkontrollierter Anwendung besteht.

Der Artikel über die angebliche “Entgiftung” bezieht sich auf einen Zusammenschluss namens “World Council of Health”, der jedoch nichts mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu tun hat.

Quelle: dpa