Darum leben viele Kühe leiden für unsere Milch

Darum leben viele Kühe leiden für unsere Milch

Wenn es um die Produktion von Milch geht, werden Kühe in der Regel nur fünfeinhalb bis sechs Jahre alt, obwohl sie durchaus über 20 Jahre alt werden können. Doch das muss nicht so sein, wie eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigt. Die Forschenden haben die “wirtschaftlich optimale Nutzungsdauer” von Milchkühen untersucht und festgestellt, dass Kühe mindestens sieben Jahre lang “genutzt” werden sollten. Werden krankheitsbedingte Zwangsabgänge berücksichtigt, verlängert sich diese “optimale Nutzungsdauer” sogar auf zwölf Jahre.

Warum kümmern sich die Landwirte und Landwirtinnen also nicht besser um die Tiere, sodass sie älter werden? Oder haben sie es gar nicht in der Hand und die Ursachen liegen in der Zucht?

Die Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Grundsätzlich haben Landwirte und Landwirtinnen ein Interesse an gesunden Tieren, die lange fit sind und Milch geben. Eine kranke Kuh ist teuer, aufgrund von Tierarztkosten, zusätzlichem Pflegeaufwand und Erlöseinbußen aufgrund geringerer Milchleistung, erklärt Axel Finkenwirth, Pressesprecher des Deutschen Bauernverbands. Daher hat sich in den letzten Jahren das “professionelle Herdenmanagement” in Verbindung mit “Kuhkomfort” in den Ställen immer weiterentwickelt. Das heißt aber nicht, dass alle Probleme mittlerweile gelöst sind.

Es gibt immer noch Kühe in Deutschland, die in Anbindehaltung gehalten werden, ohne Stroh und kaum Platz, um sich frei zu bewegen. Auch die aktuellen Zahlen zur Lebensdauer der Tiere sowie Studien zu ihrer körperlichen Überforderung lassen nichts Gutes vermuten.

Es gibt jedoch auch Positivbeispiele. Christian Bange betreibt in Rheinland-Pfalz den Milchhof Soonwald. Seine Hochleistungskühe geben jährlich zwischen 9500 und 10.000 Liter Milch, werden aber trotzdem vergleichsweise alt. Die aktuell älteste Kuh auf dem Hof ist 16 Jahre alt. Sie und andere ältere Kühe sollen noch einige weitere Jahre auf dem Hof verbringen. Bange investiert viel Zeit und Hingabe in seine Kühe und den Betrieb.

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Um das Wohl der Tiere zu gewährleisten, hat Bange seinen Fokus von maximaler jährlicher Milchleistung pro Kuh auf eine hohe Lebensleistung in Kombination mit guter Gesundheit gelegt. Er hat die Milchmenge reduziert und die Kühe länger mit der erneuten Besamung warten lassen. Durch diese Maßnahmen haben seine Kühe mehr Zeit, sich nach einer Geburt zu erholen und sind entsprechend fitter bei der nächsten.

Warum werden in vielen Betrieben die Kühe nicht so alt, wie es wirtschaftlich sinnvoll wäre? Eine mögliche Antwort liegt darin, dass es schwierig ist, das Potenzial einer Kuh zu beurteilen, insbesondere bei jungen Kühen. Außerdem spielt die wirtschaftliche Lage der Landwirte und Landwirtinnen eine Rolle. Der Druck ist groß, und nicht alle haben die finanziellen Mittel, um eine Kuh zu halten, die weniger Milch gibt.

Insgesamt ist es also eine komplexe Situation. Es gibt Landwirte und Landwirtinnen, die sich sehr bemühen, das Wohl ihrer Kühe zu gewährleisten und die Tiere älter werden zu lassen. Aber es gibt auch viele Herausforderungen, wie Zeitmangel und wirtschaftliche Belastungen, die es schwierig machen, das volle Potenzial auszuschöpfen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Bedingungen für Milchkühe in Zukunft verbessern und ihr Wohlbefinden mehr in den Fokus rückt. Schließlich sollten wir uns bewusst sein, dass Kühe Lebewesen sind und ein respektvolles und artgerechtes Leben verdienen.