Das Cauda-equina-Syndrom bei Hunden und Katzen: Was du wissen solltest!

Das Cauda-equina-Syndrom bei Hunden und Katzen: Was du wissen solltest!

Das Cauda-equina-Syndrom ist eine Erkrankung, die sowohl bei Hunden als auch bei Katzen auftreten kann und zu starken Schmerzen und neurologischen Ausfällen führt. In einem Interview mit Dr. Martin Riegler, einem erfahrenen Tierarzt für Kleintiere, erfahren wir mehr über die degenerative lumbosakrale Stenose.

Was ist das Cauda-equina-Syndrom?

Das Cauda-equina-Syndrom entsteht durch die Kompression der Spinalnerven im Bereich des lumbosakralen Übergangs. Das führt zu akuten oder chronischen Schmerzen im unteren Rücken und den Hinterbeinen. Oft treten auch Lähmungserscheinungen auf.

Der Begriff “Cauda equina” beschreibt die im Wirbelkanal verlaufenden Spinalnerven am Ende des Rückenmarks. Aufgrund ihrer Form erinnern sie an den Schwanz eines Pferdes. Je nach Größe des Hundes oder der Katze endet das Rückenmark am vierten oder letzten Lendenwirbel.

Welche Tiere sind besonders betroffen?

Grundsätzlich können alle Hunde und Katzen eine lumbosakrale Stenose entwickeln, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall. Besonders betroffen sind jedoch größere Hunderassen wie der Deutsche Schäferhund und Retriever-Rassen. Ältere Tiere sind anfälliger für diese degenerative Erkrankung. Das Cauda-equina-Syndrom ähnelt beim Menschen einem Bandscheibenvorfall im unteren Lendenwirbelbereich mit Ischialgie.

Wie häufig tritt diese Erkrankung auf?

Bei älteren Tieren sieht man radiologisch oft Veränderungen im lumbosakralen Bereich, die aber nicht immer Symptome verursachen. Ob ein Tier Schmerzen hat, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Ausmaß der Veränderungen, der Empfindlichkeit des Tieres und der Belastung. Eine Studie gibt die Prävalenz der degenerativen lumbosakralen Stenose bei Deutschen Schäferhunden mit sieben Prozent an.

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Was sind die Ursachen der Erkrankung?

Überlastung oder Instabilität im lumbosakralen Bereich können typische pathologische Veränderungen verursachen. Das können Bandscheibenvorfälle und Spondylosen sein. Bei einer Foraminalstenose kommt es durch knöcherne oder bindegewebige Zubildungen zur Einengung des Nervenaustrittslochs und damit zur Einengung des austretenden Spinalnervs. Weichteilstrukturen wie Bänder oder Gelenkskapseln können sich verdicken. Die Symptome entstehen durch die Summe dieser Veränderungen und die damit einhergehende Einengung der Nerven. Besonders betroffen ist der Nervus ischiadicus, daher ähneln die Symptome denen einer Ischialgie beim Menschen. In schweren Fällen können auch die Nerven, die für die Kontrolle von Kot- und Harnabsatz zuständig sind, betroffen sein. Es gibt auch angeborene Ursachen wie Übergangswirbel oder ein zu langes Wirbeldach des ersten Sakralwirbels, die diese Erkrankung begünstigen können.

Was sind die typischen Symptome?

Die Hauptsymptome sind lumbosakrale Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen können. Diese treten besonders auf, wenn die Wirbelsäule oder die Hüften gestreckt werden, da dies zu einer Einengung des Wirbelkanals und der Nervenaustrittslöcher führt. Die Symptome treten besonders beim Treppensteigen oder Springen auf. Bei fortgeschrittener Erkrankung können Nervenausfälle auftreten. Typische Symptome sind Paraparese der Hinterbeine, Empfindlichkeitsverlust mit schleifenden Zehen oder in fortgeschrittenen Fällen Harn- und Kotinkontinenz. Ein besonderes Merkmal ist das Auftreten von Schmerzen im betroffenen Fuß durch Druck auf eine Nervenwurzel.

Wie wird das Cauda-equina-Syndrom diagnostiziert?

Wenn ein Hund typische chronische Symptome zeigt, kann eine lumbosakrale Stenose vermutet werden. Neben einer allgemeinen Untersuchung sind eine orthopädische und neurologische Untersuchung wichtig. Ein Druckschmerz im hinteren Lendenwirbelbereich, Schmerzen bei der Hüftstreckung und eine Muskelschwund im unteren Rücken oder in den Hinterbeinen sind typisch. Neurologisch treten häufig Defizite im propriozeptiven Empfinden auf, also im Empfinden an den Hinterbeinen. Darüber hinaus kann der Flexorreflex vermindert sein, während der Patellarreflex gesteigert ist. Dies wird als Pseudohyperreflexie bezeichnet. Zur weiteren Diagnosestellung werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Röntgenaufnahmen können degenerative Veränderungen im lumbosakralen Bereich zeigen, abhängig von der Aufnahmetechnik und der Lage des Patienten. Ein Röntgenbild allein spiegelt jedoch nicht das Schmerzempfinden des Tieres wider. CT oder MRT sind empfehlenswert, wenn eine Problematik im Wirbelkanal vermutet wird. Nur so können die verschiedenen Veränderungen definitiv festgestellt und eine entsprechende Therapie geplant werden. Mit anderen Worten: Ein Röntgenbild lässt Vermutungen zu, ein Schnittbildverfahren gibt Gewissheit. Laut einer Studie stimmen CT und MRT bei pathologischen Befunden im Bereich des lumbosakralen Übergangs ziemlich gut überein.

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Kann das Cauda-equina-Syndrom mit anderen Krankheiten verwechselt werden?

Einige andere Erkrankungen können ähnliche Symptome wie das Cauda-equina-Syndrom aufweisen. Bei orthopädischen Erkrankungen ähneln die Symptome einer Hüftgelenksdysplasie oder einem beidseitigen Kreuzbandriss. Röntgenbilder eignen sich besonders gut, um diese auszuschließen oder multiple Problembereiche aufzuzeigen. Unter den neurologischen Erkrankungen kann das Cauda-equina-Syndrom leicht mit einer degenerativen Myelopathie verwechselt werden. Beide Erkrankungen führen zu langsam fortschreitenden Nervenausfällen und verursachen ähnliche Gangstörungen. Die degenerative Myelopathie ist jedoch laut Definition nicht schmerzhaft und kann durch einen Gentest nachgewiesen werden. Auch Bandscheibenvorfälle in höheren Abschnitten der Wirbelsäule können zu Schmerzen und neurologischen Ausfällen führen.

Jetzt weißt du, was es mit dem Cauda-equina-Syndrom bei Hunden und Katzen auf sich hat. Wenn dein Haustier Anzeichen dieser Erkrankung zeigt, solltest du dich an einen erfahrenen Tierarzt wenden, der eine genaue Diagnose stellen und eine entsprechende Behandlung empfehlen kann.