Läuft deine Katze plötzlich wie von der Tarantel gestochen durch die Wohnung oder attackiert scheinbar grundlos ihren Schwanz? Oder zuckt ihre Rückenhaut ständig? Dann könnte sie unter dem feline Hyperästhesiesyndrom leiden.
Aber was bedeutet das?
Das feline Hyperästhesiesyndrom oder auch Rolling Skin Disease ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers gegenüber verschiedenen Reizen. Diese Reize können von außen kommen, wie Kälte oder Hitze, oder von innen, wie Schmerzen oder generelle Missempfindungen.
In dem Teil des Gehirns, der für die Verknüpfung von Erlebnissen mit Emotionen verantwortlich ist, werden die verschiedenen Reize vor allem mit dem Gefühl von Angst verknüpft. Das kann in Notfallsituationen lebensrettend sein. Denn bei einer Flucht-oder-Kampf-Situation laufen die Reaktionen mehr oder weniger automatisch ab, was wertvolle Zeit spart. Wird jedoch eine “falsche” Situation gespeichert, wie zum Beispiel der schmerzhafte Schwanz, der mit Angst verknüpft ist, kann es zu einer chronischen Stresssituation kommen. Die Katze versucht dem potenziellen Feind – ihrem eigenen Schwanz – zu entkommen, was ihr natürlich nicht gelingt. Sie wird ihn über kurz oder lang attackieren und sich dabei selbst verletzen.
Durch den anhaltenden Stress, die ständige Anspannung und die permanente Angst steigt auch die Erregbarkeit der Katze an und blockiert das logische Denken in solchen Situationen. Gerade dann passiert es häufig, dass harmlose innere Empfindungen, wie ein Kribbeln oder Brennen, zu einer solchen Überempfindlichkeit führen.
Leider ist bis heute die genaue Ursache für diese Krankheit noch nicht ganz geklärt, chronischer Stress spielt jedoch immer eine Rolle. Es gibt verschiedene Auslöser, die als Ursachen angesehen werden:
- Körperliche Erkrankungen: Jede Erkrankung, die über einen längeren Zeitraum andauert, bedeutet Stress für die Katze. Deshalb sollte sie so schnell wie möglich behandelt werden. Außerdem müssen offensichtliche Auslöser wie Parasiten, Verletzungen oder Allergien ausgeschlossen werden. Schwieriger ist es, Schmerzen festzustellen, insbesondere Nerven- oder Muskelschmerzen sind nicht immer leicht zu erkennen.
- Entzündung im Gehirn oder Infektionen.
- Formen von Epilepsie: Die Krankheit Epilepsie ist sehr vielfältig in ihren Symptomen. Auch die Hyperästhesie kann von leichten Zuckungen des Gesichts bis zu generalisierten Krampfanfällen führen.
- Psychische Erkrankungen: Allgemeine Angststörungen oder Schizophrenie können Auslöser sein.
Aber Achtung! Das “Rolling Skin” kann auch bei völlig gesunden Katzen auftreten, nämlich immer dann, wenn ihnen etwas missfällt, sie angespannt oder gestresst sind. Dies ist vor allem bei Wohnungskatzen der Fall, deren Alltag sehr eintönig ist. Das ist an sich noch kein Hyperästhesiesyndrom. Wenn jedoch die Symptome sich steigern und regelmäßig auftreten, sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.
Grundsätzlich kann die Krankheit bei jeder Katze in jedem Alter auftreten. Es gibt jedoch eine rassespezifische Häufung bei Burma-, Siam-, Abessinier- und Himalaya-Katzen im Alter von 5-8 Jahren.
Auf welche Symptome sollte man achten?
- Wellenartiges Zucken der Rückenhaut: Die Katze wirkt entspannt, aber die Haut am Rücken zuckt – daher auch der Name “Rolling Skin”.
- Peitschende Bewegung mit dem Schwanz: Die Katze schlägt mit dem Schwanz und sieht oft zu ihm hin. Dies kann sich so steigern, dass sie ihn anknurrt, anfaucht oder gar attackiert und sich selbst beißt. Wenn man versucht, die Katze davon abzubringen, kann sich die Aggression oft auf den Menschen übertragen – also bitte sei vorsichtig.
- Panisches Weglaufen.
- Geweitete Pupillen: In dieser Situation sind die Pupillen der Katze oft sehr groß. Manchmal starren sie auch einfach nur in den Raum.
Wie wird die Krankheit diagnostiziert und kann sie behandelt werden?
Die Diagnose erfolgt oft durch das Vorgespräch, die Symptome und die klinische Untersuchung. Nachdem alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen wurden (Rückenschmerzen, Epilepsie, Bluthochdruck usw.), handelt es sich beim Rolling Skin Disease um eine Ausschlussdiagnose. Je nach Ursache werden verschiedene Therapieansätze durchgeführt. Eine ausreichende Schmerztherapie ist dabei besonders wichtig. Generell sollte der Stress reduziert werden. Die Krankheit kann mit Medikamenten gut behandelt werden, die jedoch ein Leben lang gegeben werden müssen. Regelmäßige Kontrollen sind ebenfalls unerlässlich, um den Therapieerfolg aufrechtzuerhalten.
In conclusion, das feline Hyperästhesiesyndrom ist eine ernstzunehmende Krankheit, die bei Katzen auftreten kann. Wenn du bei deiner Katze Symptome bemerkst, die darauf hindeuten, solltest du einen Tierarzt aufsuchen. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und angemessener Behandlung kann das Wohlbefinden deiner geliebten Fellnase verbessert werden.